Von den Plattenbauten zur Chartspitze

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Rapper Fard. Foto: Ruhrpott Elite / Code Rouge.

Auch Fards Karriere ist eine Erfolgsgeschichte des Internets. Seine Facebook-Fans posieren in Massen mit seinem neuen Album, seine Musikvideos wurden teils 12 Millionen Mal angeklickt. Dabei wollte der Deutsch-Iraner eigentlich Profifußballer werden. Tagtäglich trainierte er auf den Gladbecker Spielplätzen und schwänzte die Schule, um sich neue Balltechniken beizubringen. Doch dann wurde sein Schienbein bei einem Autounfall gebrochen. Die Genesung dauerte zu lange, Fard verlor den Anschluss an den Profifußball. Aber zum Glück war da noch etwas, das er mit einer ähnlichen Leidenschaft wie das Fußballspielen verfolgte: Rap. Damit würde er es schaffen, seinen großen Traum vom Erfolg Realität werden zu lassen.

Krieg und Frieden

Fard erzählt in seinen Songs gerne von diesen Kindheitsträumen. Nicht nur, um klar zu machen, dass er es von den Plattbauten des Ruhrpotts Anfang März auf Platz Zwei der Charts geschafft hat, sondern auch weil ihn die Erinnerungen an die Kindheit immer wieder von der tristen Erwachsenenwelt abzulenken scheinen. Auch über diese Welt rappt Fard oft. Seine Text werden von positiver Nachdenklichkeit und abgrundtiefer Wut bestimmt, Krieg und Frieden, „Bellum et Pax“, wie auch der Name seines aktuellen Albums lautet.

Vom Battle-Rapper zum Themen-Rapper

Fards aktuelles Album "Bellum et Pax"

Fards aktuelles Album "Bellum et Pax"

In Fards friedlicher Gedankenwelt dreht sich aber nicht alles nur um Kindheitserinnerungen. In altbewährter Hiphop-Manier haut er auch gerne prollig auf den Putz und prahlt in angeberischen Battle-Tracks mit dem Lifestyles eines Rap-Promis. So hat es Tradition bei Fard, schließlich hat er auf den Battle-Bühnen der deutschen Hiphop-Landschaft die Samen für seine Karriere gepflanzt. Sein Auftritt bei der DVD-Reihe „Feuer über Deutschland“ im Jahr 2007 bleibt bei vielen Rap-Fans unvergessen: Dort pulverisierte er Berliner Rapper Bendt nach allen Regeln der Battle-Kunst.

Aber auch wenn die Battle-Texte weiterhin eine Rolle in Fards Musik spielen, hat er die kämpferischen Punchlines über die Jahre durch immer mehr wirkliche Inhalte ersetzt. So lassen sich auf seinem fünften Solo-Album „Bellum et Pax“ Songs wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ finden, auf dem Fard die Perspektive eines Kriegsflüchtigen einnimmt, der nach Deutschland gezogen ist. Dabei kritisiert der er die Teilnahme Deutschlands an Militärinterventionen in Ländern wie Afghanistan und beschreibt, wie ausgestoßen sich ein Flüchtling hierzulande fühlt.

Ausschnitt aus Fards Musikvideo "60 Terrorbars - Las Vegas", ein typischer Battle-Track von Fard

Ausschnitt aus Fards Musikvideo "60 Terrorbars - Las Vegas", ein typischer Battle-Track von Fard

Keine Distanz zum Hörer

Mit Tracks wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ hat Fard seine treuesten Fans gesammelt. Sie schätzen, wie Fard tiefgründige Themen unkompliziert und direkt vermitteln kann. Fard malt mit seiner Musik keine Irrgärten, sondern konsequent gerade Pfade. Es sind Fards recht simplen Reime, die sich schnell einprägen und nachrappen lassen. Es sind die audiobiografischen Texte, die bewusst Details auslassen, um den Hörern eine große Identifikationsebene zu bieten. Er zerbombt mit seiner Musik jegliche Distanz zum Hörer. Genau das macht Fard so erfolgreich.

Und diesen Erfolg will er nun auch auf Nachwuchs-Künstler übertragen. Mit seinem eigenen Label „Ruhrpott Elite“ fördert Fard den Nachwuchs unter den Ruhrpott-Rappern. Der Bochumer Speed-Rapper Asche und der Essener Gangster-Rapper Hamad 45 sind bereits Teil von Fards „Elite-Truppe“. Vielleicht lässt sich ja in einigen Jahren auch über ihre Erfolge schreiben. Bis dahin sorgen Fard und KC Rebell dafür, dass der Ruhrpottt nicht aus dem Gewissen der Hiphop-Fans verschwindet.

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