Duell: Facebook an der Börse – der Anfang vom Ende?

das-duell-anna-danielFacebook geht an die Börse – und alle wollen die Aktien kaufen. Die Erfolgsgeschichte des sozialen Netzwerks ist atemberaubend. Binnen weniger Jahre haben sich über 900 Millionen Menschen auf der ganzen Welt ein Profil zugelegt und kommunizieren täglich in der virtuellen Welt. Durch den Börsengang wird das Unternehmen rund 100 Milliarden US-Dollar wert sein. Die Erfolgsgeschichte scheint unendlich – oder nicht? Unsere Autoren sind sich bei einer Zukunftsprognose für Facebook uneinig.

pro contra
Ich kann es mir schon vorstellen: ich auf einer Liege am Strand, ein kühles Getränk in der Hand und braun gebrannt. In meinem Fall eher dunkelweiß. Aber es ist doch schon eine schöne Vorstellung, mit Facebook-Aktien zum Millionär zu werden. Gerade ich als Studentin, die unter chronischem Geldmangel leidet, könnte eine Finanzspritze sehr gut gebrauchen. Warum sollte es also so unwahrscheinlich sein, dass ich mit dem Börsengang von Facebook Geld erwirtschafte?

Rockstar-Dasein dank Facebook Aktien – Gefällt mir

Neues Szenario: ich auf einer Liege am Strand, ein kühles Getränk in der Hand, braun gebrannt und neben mir Bono auf einer Liege. Der U2 Sänger war nämlich schon im Jahr 2010 so schlau, mit seiner Investmentfirma Elevation Partners in Facebook zu investieren. Rund 120 Millionen US-Dollar war Bono die Investition wert. Dafür erhielt er 1,5 Prozent am Unternehmen. Schlappe 1,5 Milliarden Dollar ist sein Anteil nun wert.

Ich kaufe mir also eine Aktie, die ungefähr 38 Dollar kostet, und kann vielleicht ein wenig ein Leben wie Rockstar Bono führen. Ja, warum eigentlich nicht?

Schwarzmalerei

Ich habe sowieso das Gefühl, dass all die Negativ-Berichterstattung über den Börsengang von Facebook davon abschreckt, sich als privater Kleinanleger an Facebook zu beteiligen. Da wird Facebook erst hochgelobt, hat 900 Millionen Nutzer, und jetzt unterstellt man Zuckerberg Geldgier und mein lieber Kollege prophezeit schon den Untergang von Facebook.

Sind wird doch nicht immer so pessimistisch. Facebook ist mit seinem geschätzten Börsenwert von 104 Milliarden Dollar mehr wert als die Computergiganten Hewlett- und Packard und Dell zusammen. Ich finde, das sind gute Argumente, um in Facebook Aktien zu investieren und daran zu glauben, dass Facebook Bestand haben wird.

Entwicklung schwer kalkulierbar

Außerdem wird auch in sämtlichen Medienberichten klar, dass eine Einschätzung darüber, wie sich Facebook entwickeln wird, nur schwer abzugeben ist. Eben weil das Unternehmen noch jung und sehr rasant aufgestiegen ist. Warum sollte ich mich demnach nur auf die Horrorszenarien verlassen, die ein Ende von Facebook voraussagen?

Ein bisschen träumen darf ich ja wohl noch. Und es ist doch wirklich eine sehr schöne Vorstellung, wenn ich mir ausmale, dass ich den Stift jetzt einfach niederlege, meinen Privatstrand mit Bono aufsuche, und das alles nur, weil ich an Facebook geglaubt habe.

Nun ist Facebook ein Global Player der Weltwirtschaft: Durch den Börsengang setzt sich Gründer Mark Zuckerberg selbst die Krone auf. Sein Unternehmen tanzt auf dem Wallstreet-Parkett mit den großen der US-Ökonomie. Zuckerberg sollte diesen Moment genießen, denn am virtuellen Himmel ziehen dunkle Wolken auf. Facebook hat seinen Zenit überschritten – und deshalb kaufe ich definitiv keine Aktien!

Ein Leben ohne Facebook ist noch möglich

Die Nutzerzahlen in den USA sind im Juni vergangenen Jahres erstmals zurückgegangen. In Amerika, wo Facebook am längsten verbreitet ist, stößt die Euphorie in Ablehnung um. Diese Entwicklung hat viele Gründe, beweist zunächst aber: Es ist im Jahr 2012 noch möglich, ohne den Onlinedienst zu leben. Selbst Menschen, die sich an das „social network“ gewöhnt haben, können ihr Leben ohne Facebook ungehindert fortführen. Viele dürften vom User-Narzissmus einfach genervt sein.

Doch auch das Zuckerberg-Imperium hat Fehler gemacht, die sich früher oder später in einem Einbruch der Nutzerzahlen rächen werden. Aktuell stagniert der Wert bei rund 900 Millionen, doch von der „Eine-Milliarde-Marke“ spricht niemand mehr. Zum einen scheint es, dass der Konzern sein Potential ausgeschöpft hat. Zeitgleich werden neue Nutzer durch
Datenschutzdebatten verunsichert. Erst kürzlich hat Facebook seine Bestimmungen geändert und damit auf Beschwerden der irischen Datenschutzbehörde reagiert. Die Maßnahme hat monatelang für Debatten gesorgt und viele „Facebooker“ verärgert.

Facebook wächst kaum

Börsenexperten betrachten genau. Zu den Aktienkäufern gehören laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg vor allem Privatanleger. Finanzstarke Großinvestoren gehören nicht zu den neuen Anteilseignern. Sie schreckt ab, dass Facebook kaum wächst. Zudem werden sie Zahlen kennen, die in der Euphorie der Kleinanleger gerne übersehen werden: Der Wert des Konzerns liegt zwar bei rund 100 Milliarden US-Dollar, doch der Umsatz betrug im Geschäftsjahr nur rund 3,7 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Autobauer Dailmer wird mit einem Wert von rund 52 Milliarden US-Dollar geführt, machte aber einen Umsatz von 170 Milliarden US-Dollar. Also rund 46 Mal so viel. Da behalte ich mein Geld bei mir und vertraue den Experten – auf Aktien kann ich verzichten.

Solche Zahlen kennt auch Zuckerberg und setzt auf höhere Einnahmen, um Investoren anzulocken. Das soll durch Werbung gelingen, was wiederum die Nutzer abstößt. Es könnte ein Teufelskreis entstehen mit einem Ende, das heute undenkbar scheint: Facebook spielt in der Öffentlichkeit keine Rolle. „Nur wer hoch steigt, kann auch tief fallen.“ Oder wie Mark Zuckerburg es sagen würde: „The higher you climb, the farther you fall.“

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Foto: stockxchng/bizior, Montage: Steinborn/Schweigmann, Teaserfoto: Jörg Sabel/pixelio.de