Anonymer Audimax oder Klassenzimmer-Feeling

Was du studierst, bestimmt deinen Alltag. Und das nicht nur durch den Inhalt des Studiums: Je nach Studiengang hast du tausende Kommilitonen – oder eben nur ein halbes Dutzend. Das verändert die Uni-Erfahrung. So auch bei Cris und Mirjam: Cris studiert Informatik, mit fast 3.000 Studierenden einer der größten Bachelorstudiengänge der Uni. Im Musikjournalismus, Mirjams Studiengang, ist es mit 31 Leuten eher kuschelig. So erleben die beiden ihr Studium.

Wir haben Cris und Mirjam an einem typischen Unitag begleitet. Im Seminar diskutiert Mirjam über „Filmmusik und ihre Vermittlung“, im Hintergrund die Jazzklänge von Miles Davis. In Cris Vorlesung zur IT-Sicherheit wird über die Risiken und Nebenwirkungen der „Hello Barbie“, die WLAN und Mikrofon im Kopf hat, gesprochen. Aus der Informatik ist Cris es gewohnt, in großen Vorlesungssälen zu sitzen. Eine Veranstaltung wie diese, mit nur etwa 50 Teilnehmern, ist dort eher die Ausnahme. Für Mirjam auch – aber in einem etwas anderem Sinne.

16 Fakultäten, über 100 verschiedene Bachelor-, Master-, und Lehramtsstudiengänge und 33.554 Studierende hat die TU im Wintersemester 2015/16 gezählt. In der Rangliste der größten Bachelor-Studiengänge an der TU liegt die Informatik auf Platz zwei, nur hinter dem Lehramt Bildungswissenschaften bleibt sie zurück, der jedoch auch alle Lehramt-Ausprägungen umfasst. Mit seinen 31 Studierenden im Wintersemester 2015/16 liegt der Musikjournalismus dagegen ziemlich weit hinten. Einige Lehramtsfächer zählen aber noch weniger Studierende: Für den Lehramts-Bachelor „Kulturanthropologie des Textilen“ waren in dem Semester 12 Menschen eingeschrieben.

Abkürzungen: LA = Lehramt, fwP = fachwissenschaftliches Profil, rwP = rehabilitationswissenschaftliches Profil, vwP = vermittlungswissenschaftliches Profil

Die Größe des Studiengangs beeinflusst auch das Miteinander der Studierenden: Wenn der Prof jeden beim Namen kennt und Abwesenheit durchaus auffällt, lässt es sich schließlich schlecht anonym von Zuhause aus studieren. Und während es in der Informatik schwierig ist, überhaupt einen Überblick über die Kommilitonen zu bekommen, kann man sich in den eingeschworenen Gemeinschaften der kleineren Studiengänge kaum aus dem Weg gehen.

Die Informatik liegt weit vorne, wenn es um die Größe des Studiengangs geht; was den Anteil weiblicher Studierender angeht, liegt das Fach aber eher auf den hinteren Rängen: Etwa 33 Prozent der Studierenden waren im Wintersemester 2015/16 laut Statistik weiblich. So sieht es in vielen naturwissenschaftlich-technischen Fächern aus: Maschinenbau mit 11 Prozent, Wirtschaftsingenieurwesen mit 20 Prozent oder die Physik mit knapp 29 Prozent bleiben noch hinter der Informatik zurück.

In vielen dieser Studiengänge ist der Frauenanteil in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Wintersemester 2011/12 lag er zum Beispiel in der Informatik noch bei 11 Prozent. Obwohl die TU ein technisches Profil hat, waren im letzten Winter der Studierendenstatistik zufolge immerhin 45 Prozent aller Studierenden weiblich. Im Musikjournalismus waren es sogar ein wenig mehr: 19 der 31 Studierenden sind Frauen, also etwa 61 Prozent. Das macht sich auch im Alltag der Studierenden bemerkbar.

Die Größe eines Studiengangs prägt den Uni-Alltag. Mirjams und Cris‘ Uni-Erfahrung ist vor allem deshalb sehr unterschiedlich. Sie hängt zwar nicht nur von der Anzahl der Kommilitonen ab; nicht nur davon, wie viele von ihnen Frauen oder internationale Studierende sind. Aber diese und viele andere Faktoren machen jedes einzelne der TU-Fächer zu einer ganz eigenen Erfahrung.

Beitragsbild: Jürgen Huhn, TU Dortmund

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