TU: Teures Begegnungszentrum

Rektorin Ursula Gather mit Spendern und Geldgebern des IBZ beim Deckenfest. Foto: Robert Zapp

Rektorin Ursula Gather mit Spendern und Geldgebern des IBZ beim Deckenfest. Foto: Robert Zapp

Das neue Internationale Begegnungszentrum (IBZ) an der TU Dortmund nimmt Gestalt an. Gestern war die offizielle Feier im Rohbau zur Fertigstellung der Decke. Doch so stabil das Gebäude bereits ist, so wackelig ist die Unterstützung der Baufinanzierung durch die Studierenden. Diese bezahlen den Bau mit 500.000 Euro aus dem Topf der Studiengebühren zum Teil mit – was vor allem Studierende aus dem Komitee für freie Bildung (KffB) Dortmund kritisieren.

Schon im Vorfeld hatten einige von ihnen die Einladung des Rektorats mit dem Titel „Feier mit uns die Ver(sch)wendung deiner Studiengebühren – 500.000 Euro für das IBZ“ verfremdet und in der Mensa ausgelegt, um auf den Termin aufmerksam zu machen.

Wer das IBZ finanziert

Die gestrige Feier stand im Zeichen der Spender, die das Projekt möglich gemacht haben. Da die TU bei diesem Bau, der ein multikultureller Treff- und Informationspunkt für Studenten werden soll, keine Zuschüsse vom Land bekommt, muss sie den Bau komplett selbst finanzieren. Mehrere Redner, darunter die Rektorin der TU, Prof. Dr. Ursula Gather, die zu der Festlichkeit eingeladen hatte, lobten die gemeinsame Arbeit der vielen privaten Spender, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der TU (GDF) bis hin zu den Studenten allgemein, die durch ihre Zustimmung 500.000 Euro ihrer Studiengebühren für den Bau bereit gestellt haben. Dass das kein Konsens unter den Studenten sein kann, zeigte sich am Protestverhalten der anwesenden, teils verkleideten, KffB-Gruppe. Sie wedelten mit Kopien von 500 Euro – Scheinen, beklatschten sich selbst für ihre „Spende“, trugen Schilder mit der Aufschrift „IBZ – Ich Bin Zahlender“ und zeigten so ihre Kritik.

Für was das IBZ gut sein soll

In ihrer Rede sagte Rektorin Gather dem entstehenden IBZ eine Zukunft als „Landmarke der Internationalität“ voraus. „Wir haben einen großen Bedarf an einem solchen Gebäude – immerhin kommt inzwischen jeder zehnte der ungefähr 22.000 Studierenden der TU aus dem Ausland.“ Das IBZ ist geplant als eine Stätte der Begegnung und der Vernetzung. Internationaler Wissenschaftstransfer und die Begegnung zwischen Studenten aller Kulturen ist genauso Teil des Konzeptes wie die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen. Mehr internationale Wirtschaft näher an der Uni; dauerhafte Kontakte in die ganze Welt sollen Studierende im IBZ knüpfen können. Weiterhin bietet der Saal im Erdgeschoss Platz für Abschlussfeiern und Empfänge. Bis zum Dezember soll die Begegnungsstätte fertig sein.

Reizpunkt: Verwendung von Studiengebühren für den Bau

Ob und Wie viel Geld aus Studienbeiträgen für Neubauten an der Uni verwendet werden darf, ist gesetzlich geregelt. „Die Universitäten dürfen höchstens zehn Prozent ihrer jährlichen Einnahmen aus Studiengebühren für Baumaßnahmen ausgeben, sofern diese Maßnahmen die Studienbedingungen verbessern – die Uni darf also keinen neuen Professorenparkplatz damit bauen“, sagt André Zimmermann, Pressesprecher des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie (MIWFT). Die TU Dortmund kommt pro Jahr auf etwa 12,5 Millionen Euro verwendbarer Studiengebühren, also sind die 500.000 Euro rechnerisch drin.

Die Gruppe vom KffB zeigt: Wir zahlten auch! Foto: Robert Zapp

Die Gruppe vom KffB zeigt: Wir zahlten auch! Foto: Robert Zapp

Was das Studium und die Lehre der meisten Studenten wirklich beser macht, darüber lässt sich streiten. Auch und besonders in diesem Fall: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir hier im IBZ sehr wenig echte Lehre stattfinden sehen werden. Das Geld, was für das IBZ verwendet wurde, verbessert weniger die Studienbedingungen als das Image der Uni“, sagt Michael Jakubowsky, einer der Aktivisten des KffB Dortmund und für die Alternative Liste im Studierendenparlament der TU. Diese Verwendung von den selbst gezahlten Beiträgen ist für ihn und seine Mitstreiter nicht akzeptabel. Sie fordern insgesamt die Abschaffung der Studienbeiträge, doch vor allem diese Art der Verwendung der vorhandenen Gebühren erhitzt die Gemüter. „Natürlich ist die Idee eines Begegnungszentrums sehr gut – aber dafür so viele Studiengebühren zu verwenden geht nicht. Denn die Anzahl der Studenten, die später davon wirklich in ihrem Studium profitieren, ist vermutlich relativ gering“, so Jakubowsky.

Studentische Vertreter gaben grünes Licht

Dass die Verwendung ihrer Studiengebühren in dieser Form gewünscht wird, haben gewählte Vertreter der Studenten empfohlen. Die Erweiterte Ständige Kommission für Lehre und Studium (Erw. SKLuSt) – eine Kommission des Senats der TU – ist für Empfehlungen für die Verwendung der Studiengebühren aus dem zentralen Topf zuständig. Aus dem werden fakultätsübergreifende Projekte bezahlt. Das Gremium setzt sich aus sieben Studierenden, drei Professoren, dem Prorektor für Studium und zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern zusammen. Sie sprechen Empfehlungen an das Rektorat der Uni aus, die im Regelfall befolgt werden. Das Geld aus Studienbeiträgen für das IBZ bekam von dieser Seite grünes Licht. „Das war eines der wenigen größeren Projekte, die von den Studenten genehmigt wurden. In dem Fall war es sogar eine einstimmige Entscheidung“, sagt die stellvertretende Kanzlerin der TU, Dr. Gerlinde Schlicker. Insgesamt kostet der Bau rund 1,2 Millionen Euro, das Geld von den Studierenden deckt rund 40 Prozent der Kosten ab.

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