Das Einmaleins des Ramadan

 Quelle: flickr.com - rana ossama

Am Donnerstag startet der Fasten-Monat der Moslems. Einen Monat lang dürfen die gläubigen Moslems tagsüber nichts essen oder trinken. Jeder hat schon mal von dem Fest gehört, was genau das bedeutet wissen die meisten aber nicht. Die fünf wichtigsten Fakten über den Ramadan.

1. Wann feiern die Moslems Ramadan?

Ramadan richtet sich nach dem Mond. Der Islam rechnet nicht wie wir mit dem Sonnenkalender sondern mit dem Mondkalender. Der Monat beginnt, wenn nach Neumond wieder eine Sichel sichtbar ist. Das Fest startet deshalb an unterschiedlichen Tagen. Nachts, ab circa 22 bis 4 Uhr morgens darf nach Lust und Laune gespeist werden. Am Ende des Ramadans steht das große Fastenbrechen-Fest (auch bekannt als Zuckerfest), bei dem zwei bis drei Tage das Ende des Ramadans gefeiert wird.

Gebets- und Fastenzeiten 2015

Übersicht der Gebets- und Fastenzeiten 2015 – hier vom Palästinensischen Freundschaftsverein Wuppertal. Foto:Riem Karsoua

Sadet ist 22 Jahre alt, studiert Wirtschaftsingenieurswesen an der TU Dortmund und ist Muslimin. Sie weiß: „Ramadan wird nach dem Mond berechnet. Einige orentieren sich an dem Mondstand in Mekka, andere an dem Stand in Deutschland. Außerdem gibt es heutzutage verlässliche Methoden, den Mond genau zu berechnen. Es gibt Moslems, die dieser modernen Berechnung folgen und welche, die sich an nur an dem Mond, den sie am Himmel sehen, richten.” Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) hat das Fest auf den 18. Juli unverbindlich festgelegt.

2. Warum feiern die Moslems Ramadan?

Fasten ist ein wichtiger Bestandteil des islamischen Glaubens. Es gehört zu den fünf Säulen des Islams (1. Das Glaubensbekenntnis, 2. Das Gebet, 3. Das Fasten, 4. Soziale Pflichtabgaben, 5. Pilgerfahrt nach Mekka). Im neunten Monat, dem Monat Ramadan, wird gefastet. Es ist eine Zeit der Besinnung und Ruhe.

Lamiaa (27, studiert Maschinenbau an der Ruhr-Uni Bochum) erklärt das Fest: „Wir denken damit an alle, die nichts haben. Außerdem tun wir es für unsere Gesundheit. Wir essen 365 Tage im Jahr, unsere Organe müssen 24 Stunden am Tag arbeiten. Im Ramadan gönnen wir unserem Körper und unseren Organen eine Pause.” Dieses Jahr fällt der Fastenmonat in ihre Klausurenphase. Für Lamiaa kein Problem: „Letztes Jahr war das auch so. Tagsüber konnte ich Aufgaben lösen. Nachts habe ich dann auswendig gelernt. Das hat funktioniert!”

3. Wie feiern die Moslems Ramadan?

Kübra ist 24 und studiert medizinische Informatik an der FH Dortmund

Kübra ist 24 und studiert medizinische Informatik an der FH Dortmund Foto: Dorothea Schmitz

Gläubigen Moslems ist es nicht erlaubt, am Tag zu Essen, Trinken, Rauchen oder Geschlechtsverkehr zu haben. Sie dürfen nicht mal einen Schluck Wasser an heißen Tagen zu sich nehmen. Ausnahmen: Alte, Schwache, Kranke, Schwangere, Frauen die menstruieren oder Reisende. Kinder vor der Pubertät müssen nicht fasten, dürfen aber. Wenn die Nacht anbricht, treffen sich die Familien und Freunde und feiern das Fastenbrechen. So ist es auch bei Kübra zu Hause. Sie ist 24 Jahre alt und studiert an der FH Dortmund Medizinische Informatik. „Wir fangen am 18. Juni an zu fasten. Erst ab 22 Uhr wird bei uns gegessen. Um halb zwölf gehen wir zum Beten in die Moschee. Dort trifft sich die ganze Gemeinde. Um halb zwei essen wir dann das letzte Mal, lesen im Koran und gehen ins Bett.” Während des Ramadans wird mehr im Koran gelesen als sonst – am besten jede Nacht vor dem Schlafen. Auch das Gebet in der Moschee ist ein extra Ramadan-Gebet. Insgesamt wird fünf Mal am Tag gebetet. 

Auch die vierte Säule, die Pflichtabgaben, spielen im Ramadan eine wichtige Rolle. Am Ende des Fastenmonats wird für Bedürftige gespendet. Kübra erzählt: „Wir spenden über die Gemeinde für arme Länder und Menschen, für Obdachlose und elternlose Kinder. Durch das Fasten können wir die Menschen besser verstehen, die nicht genug Essen haben. Wir beten dankbar dafür, dass wir abends dann wieder was Essen können.”

4. Feiern die Moslems Ramadan jedes Jahr zur gleichen Zeit?

Der Ramadan findet jedes Jahr zehn Tage früher statt – nächstes Jahr also ab dem 8. Juni. Kübra erinnert sich noch an ihren ersten Ramadan: „Es war Winter. Wir durften schon um sechs Uhr das Fasten brechen! Das war für uns Kinder super, da wir es fast gar nicht gemerkt haben. Wir sind aus der Schule gekommen, mussten kurz warten und schon gab es was zu essen. Die Kinder, die jetzt zum ersten Mal fasten, haben weniger Glück.”

5. Wie empfinden die Moslems Ramadan in einem christlich geprägten Land?

Meryem ist 24 Jahre alt und studiert an der FH Düsseldorf Medieninformatik

Meryem ist 24 Jahre alt und studiert an der FH Düsseldorf Medieninformatik Foto: Dorothea Schmitz

Meryem (24) studiert an der FH Düsseldorf Medieninformatik. Bei ihr zu Hause ist der Ablauf genau wie bei Kübra: „Ich gehe aber nicht jeden Tag in die Moschee, das schaff ich nicht. Ich gehe wenn es passt. In der Uni hat man nicht so ein festliches Gefühl, nur zu Hause. In muslimisch gesprägten Ländern ist Ramadan allgegenwärtig.” Um das Gefühl, dass das Fest verbreitet kennen zu lernen, empfiehlt Meryem das „Festiramazan” in Dortmund: „Ich habe auch schon einen Ramdan in der Türkei erlebt, das ist ein ganz anderes Gefühl. Das Fest liegt in der Luft. Die Muezzine rufen zum Gebet und jeder fastet – es herrscht eine starke Verbundenheit. Auf dem „Festiramazan” in Dortmund herrscht eine ähnliche Stimmung, es ist toll!”

Falls sich Ramadan und die Klausurenphase an der Uni überschneiden, ist das eigentlich kein Problem, meint Meryem: „Solange es nur ein, zwei Klausuren sind. Bei mehr Klausuren könnte es schwierig werden.”

Festiramazan
Kultur- und Familien-Festival im Zeichen des Ramadans rund um die Westfalenhallen Dortmund. Letztes Jahr besuchten 350.000 Menschen das Fest und feierten bei traditionellem und internationalem Essen gemeinsam das islamische Fest. Dieses Jahr findet das Festival vom 18. Juli bis zum 19. Juli statt.

Foto: flickr.com – Rana Ossama

 

 

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