Wie die Stadt das Public Viewing sicher macht

Das WM-Fieber steigt von Tag zu Tag:  Heute greift die deutsche Nationalmannschaft erstmals ins Turniergeschehen der Fußball-Weltmeisterschaft ein. Eine Adresse fürs gemeinsame Rudelgucken ist der Dortmunder Friedensplatz. In der vergangenen Woche haben die Verantwortlichen Zäune, Toiletten sowie Getränke- und Snackstände aufgebaut. Damit sich die Besucher zwischen den Zäunen auch sicher fühlen, betreibt der Veranstalter eine Menge Organisationsaufwand.

Auf dem Friedensplatz in Dortmund wird noch gesungen. Hier sind Vuvuzelas verboten. Foto: Jannik Sorgatz

Sicherheit ist für die Veranstalter beim Public Viewing auf dem Friedensplatz das zentrale Anliegen. Foto: Jannik Sorgatz

Die Sonne strahlt, die Hitze flirrt, der Drink in der Hand ist eiskalt und um einen herum stehen tausende fußballbegeisterte Fans, die friedlich und begeistert das WM-Spiel ansehen. Das ist von vielen die Idealvorstellung gelungenen Fußballspiel-Schauens. Doch dieses Jahr wäre es in Dortmund beinahe nicht dazu gekommen: Finanzielle Engpässe der Stadt Dortmund hätten fast das Public Viewing auf dem Friedensplatz verhindert. Die Gesamtkosten summierten sich auf 210.000 Euro. Kurzfristig konnten jedoch noch Sponsoren gefunden werden, wodurch sich der städtische Zuschuss auf 35.000 Euro reduzierte. Und: Der Eintritt ist auch in diesem Jahr kostenlos.

Außerdem wird nun doch eine kleine Bühne aufgebaut, auf der Moderatoren und regionale Musiker die Deutschlandspiele begleiten. „Es gibt dann Pop-,Schlager-und Fußballhits. Das genaue Programm gibt die Stadt bekannt, sobald die Endversion steht“, sagt Michael Meinders, Pressesprecher der Stadt Dortmund. 

Ab dem 28. Juni, pünktlich zum Achtelfinale, bis zum Endspiel am 13. Juli werden alle Begegnungen übertragen. In der Vorrunde können Fußballfans am Friedensplatz die drei ersten Partien der deutschen Mannschaft verfolgen:

  •  Montag, 16. Juni, 18 Uhr gegen Portugal
  •  Samstag, 21. Juni, 21 Uhr gegen Ghana
  •  Donnerstag, 26. Juni, 18 Uhr gegen die USA.

Für das diesjährige WM-Public-Viewing werden sogenannte „Vereinzelungsanlagen“ aufgestellt. Dabei wird der Durchgang zum Beispiel durch Drehkreuze verkleinert, sodass immer nur eine Person durchgehen kann. Damit lässt sich einerseits der Besucherzustrom kontrollieren, andererseits auch das Verbot mitgebrachter Getränke besser durchsetzen. Bei vorherigen Public-Viewing-Veranstaltungen gab es nämlich immer wieder Probleme mit illegalen Verkäufern: Aus dem Rucksack oder Bollerwagen heraus verkauften Privatleute Bierflaschen ohne behördliche Genehmigung. „Wir haben hier schon ein kostenloses Public-Viewing-Angebot für die Dortmunder Fans, da müssen die Schausteller wenigstens die Möglichkeit haben, durch Getränke und auch Mahlzeiten Geld einzunehmen“, sagt Michael Meinders. Glasflaschen sind während des Events auf dem gesamten Friedensplatz verboten. Verschiedene Buden für Speis und Trank gibt es vor Ort, das 0,4 Liter Pils kostet übrigens 3,50 Euro.

Für ein entspanntes Fußballgucken ist also gesorgt – doch wie läuft eigentlich die Planung eines solchen Großevents ab?

Wie garantiert man Sicherheit bei solch einer Großveranstaltung?
Zunächst schauen sich die Verantwortlichen den Spielplan an und erstellen ein grobes Zeitraster. Wann findet welches Spiel statt, wie populär sind die einzelnen Teams und vor allem: Für welchen Tag sind die Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft angesetzt? Dann machen sich die Verantwortlichen Gedanken über Technik und Logistik und tauschen ihre Vorstellungen in ersten Meetings aus. Anschließend entwerfen sie Pläne fürs Flächenmanagement. Wo steht welcher Toilettenwagen und wo kann man entspannt ein Bier trinken? Dann erst fügen sie all diese Bausteine zu einem Sicherheitskonzept zusammen „Jede Veranstaltung ist anders, daher ist auch immer ein neues Konzept erforderlich“, erklärt Hans-Werner Rixe, Bereichsleiter Eventmanagement bei der zuständigen Dortmund-Agentur und Mitglied der Agenturleitung. Irgendwann habe man aber, so der 59-Jährige, eine gewisse Routine.
Wer entscheidet über das Sicherheitskonzept?
Der Veranstalter reicht ein detailliertes und ausgearbeitetes Sicherheitskonzept beim „Arbeitskreis Großveranstaltungen“ ein. Dort sitzen neben dem Tiefbauamt der Stadt auch das Ordnungsamt, die Polizei sowie die Feuerwehr. Der Arbeitskreis überprüft das Sicherheitskonzept auf etwaige Lücken und bringt Verbesserungsvorschläge ein. Erst wenn alle Institutionen ihre Zustimmung geben, hat man grünes Licht für die Veranstaltung. Deshalb nimmt die Entscheidung teilweise viel Zeit in Kauf. „Das ist nicht nervig, sondern gut so. Wenn es im Rahmen einer Großveranstaltung kein Einvernehmen gibt, findet das Event definitiv nicht statt“, stellt Hans-Werner Rixe klar. Außerdem sei es von Vorteil, dass verschiedene Akteure ihre Standpunkte einbringen können. So würden mögliche Gefahren präventiv erkannt und korrigiert werden.
Hat das Loveparade-Unglück von 2010 die Art des Denkens verändert?
Ja, definitiv. Die Sicherheitsanforderungen wurden nach dem Loveparade-Unglück massiv erhöht. NRW-Innenminister Ralf Jäger ordnete an, dass nachfolgende Großveranstaltungen nur genehmigt werden, wenn wirklich alle Sicherheitsbehörden mit dem präsentierten Sicherheitskonzept einverstanden sind. Besonders Stellen, an denen möglicherweise ein Nadelöhr entstehen könnte, würden kritisch geprüft. So wie zum Beispiel die Zugangsrampe bei der Loveparade. Zu viele Menschen wollten diese kleine Rampe hinauf, die später zur Todesfalle wurde. Wird das Sicherheitskonzept angenommen, kann die Veranstaltung durchgeführt werden.
Wie viele Besucher werden erwartet?
Die Besucherzahlen hängen stark von der Popularität der einzelnen Begegnungen ab. Aus diesem Grund gibt es zu jeder Begegnung einzelne Sicherheitskategorien. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft fallen unter die dritte Kategorie, die zeitgleich die höchste Stufe ist. „Je höher die Kategorie, desto größer der Organisations- und Sicherheitsaufwand“, erklärt Rixe. Dort erwartet der Veranstalter circa 10.000 Menschen. Ein Spiel der Sicherheitskategorie eins wäre beispielsweise Estland gegen Ghana. Bei Duellen ohne deutsche Beteiligung rechnet der Veranstalter mit 1000 bis 1500 Fußballfans. In diesem Jahr sei es laut Rixe jedoch möglich, dass auf Grund der relativ späten Anstoßzeiten sogar etwas weniger Menschen das Spiel auf dem Friedensplatz verfolgen. Sollte der Besucherandrang sehr groß sein, stehen die Westfalenhallen personell und technisch bereit, ein kurzfristiges Public-Viewing zu ermöglichen.
Wie setzen sich die Kosten zusammen?
Eine Großveranstaltung wie das Public Viewing auf dem Friedensplatz hat in der Vergangenheit bis zu einer halben Million Euro gekostet. Da in diesem Jahr in der Gruppenphase aber nur die Spiele mit deutscher Beteiligung gezeigt werden, fällt ein Teil der Kosten weg. Neben Strom und Logistik fallen auch für Sicherheitspersonal und Sanitäter hohe Kosten an. Zudem unterstützt der Hauptsponsor der letzten Jahre das Public Viewing 2014 nicht. Deshalb ist diesmal nicht die Stadt Dortmund, sondern der Schaustellerverein Rothe Erde offizieller Veranstalter.

 Teaserfoto: Jens-Zehner/pixelio.de

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