Die Diktatur des Möhrensafts

Von jetzt an nur noch Möhrensaft trinken? Foto: Barbara Wolfart

Von jetzt an nur noch Möhrensaft? Nein, danke! Fotos: Barbara Wolfart

Cola für drei Euro? So manch ein Student könnte demnächst verwundert vor dem Getränkeregal in der Mensa stehen. Solche Preise hätte die Uni einer neuen Steuer zu verdanken, wie sie Gesundheitsexperten in Amerika fordern: Der Staat sollte extra Geld für ungesunde Getränk kassieren. pflichtlektüre online-Autorin Barbara Wolfart hat sich ausgemalt, welche Folgen diese Steuer für Studenten hätte.

Wie alle grandiosen Ideen kommt diese aus – na, wer weiß es? Ja, genau, aus den USA! Ein Ernährungswissenschaftler und ein Gesundheitspolitiker haben dort in der medizinischen Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ (Ausgabe April 09) eine höhere Steuer auf ungesunde Getränke und Lebensmittel gefordert. Die Autoren behaupten, dass dadurch weniger gezuckerte Getränke konsumiert werden und die verbreitete Fettleibigkeit zurückgehen würde. Damit würden auch Opfer von Volkskrankheiten wie Diabetes verhindert, für die sich das Risiko mit Übergewicht erhöht. Nicht zuletzt könne man damit die Behandlungskosten vor allem von chronisch Kranken verringern.

Kalorien-Alarm an der Mensa-Kasse

Auch an der Uni hätte die neue Steuer Folgen: Die Mensaköche müssten neue Menüs entwickeln, denn Schnitzel mit Pommes für sechs Euro würde niemand mehr kaufen. Die Kassiererin würde nicht nur das Essen abrechnen, sondern auch die Kalorien darin. Bei mehr als 300 Kalorien würde ein Alarm ertönen, und der Nachtisch müsste zurück ins Regal gebracht werden. Vor dem nächsten Seminar könnten sich nur noch Professoren den Becher Kaffee für drei Euro fünfzig leisten. Und in den Hörsälen wäre ein konstantes Knuspergeräusch von den Fitnesscrackern aus der Cafeteria zu hören.

Belohnung für gesunde Lebensführung

Im Umkehrschluss sollten Studenten für gesunde Lebensführung belohnt werden. Warum nicht 100 Euro Nachlass auf die Studiengebühren gewähren, wenn sie erfolgreich beim AHS-Kurs „Bauch-Oberschenkel-Po“ mitgestrampelt haben? Die Fitnessbremsen H-Bahn und Aufzüge würden abmontiert, stattdessen bekäme jeder ein eigenes Fahrrad für den Campus. Am Anfang des ersten Semesters gäbe es keine Eintrittskarte fürs Fußballspiel geschenkt, sondern das neueste Weight-Watchers-Kochbuch.

Cola schmeckt doch so lecker! Foto: Barbara Wolfart

Cola schmeckt doch so lecker!

Weg mit dem Zucker!

Es liegt doch nah, die Einführung einer hohen Steuer auf ungesunde Lebensmittel auch hier zu diskutieren. Schließlich sind die deutschen Bürger die dicksten in Europa und haben damit die Briten überholt. Und nachdem das Rauchen durch Verbote in Kneipen und Zügen erfolgreich aus dem öffentlichen Raum verbannt wurde, könnte man jetzt dem nächsten Feind der Gesundheit den Krieg erklären. Also: Weg mit dem Zucker! Und es geht ja nicht nur um die Gesundheit, sondern auch ums Geld. Bestes Beispiel dafür sind die Vorschläge der Fluggesellschaften, Menschen für ihre ausladenden Körper doppelt zahlen zu lassen.

Ein Tipp für Frau Schmidt?

Wann wird Gesundheitsministerin Ulla Schmidt dem amerikanischen Vorschlag folgen? So eine Gelegenheit, die Krankenkassen langfristig zu entlasten, kann sie sich nicht entgehen lassen. Vor allem im Wahlkampf nicht. Aber vielleicht sollte Frau Schmidt die Verantwortung für die eigene Gesundheit doch jedem selbst überlassen. Man möchte doch die freie Wahl haben zwischen Schnitzel mit Pommes in der Mensa oder dem großen, gesunden Salatteller. Dann lieber ein Kilogramm zu viel auf den Hüften! Wir leben schließlich nicht in einer Gesundheitsdiktatur.

Text und Fotos: Barbara Wolfart

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