Ein Meister der Dunkelheit

Oscarpreisträger Hansruedi Giger ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Er erlag am 12. Mai in einem Krankenhaus in Zürich einer Sturzverletzung. Pflichtlektüre-Redakteur Paul Klur erinnert sich an einen großen Künstler.

VViele von Gigers Bildern zeigen Menschen in direkter Verbindung mit Technik (Foto & Teaser: _danN_/flickr.com Lizenz: Creative Commons)

Viele von Gigers Bildern zeigen Menschen in direkter Verbindung mit Technik (Foto: _danN_/flickr.com Lizenz: Creative Commons)

Vom ersten Augenblick an faszinierte mich Gigers charakteristisches Design. Seine Bilder und Skulpturen sind durchzogen von einer tiefen Traurigkeit und Kälte. Er war ein Meister der Dunkelheit, seine Werke wecken eine Urangst in mir: Die Angst vor der Entmenschlichung des Menschen. Für „krankes Zeug“ hielt das nicht nur Gigers Lehrmeister, wie er einmal dem Schweizer Tagesanzeiger verriet. 

Aber seine Kunst zeigt selten auf den ersten Blick grausame Szenarien. Es ist mehr eine düstere Vorahnung, ein schwarzer Schimmer, der seine Werke derart furchterregend macht. Gerade das macht sie aber wirklich gruselig. Kein Wunder, dass sich der studierte Innenarchitekt mit seiner surrealen Kunst einen Namen im Horror-Genre machte. 

Verstarb im Alter von 74 Jahren: Hansruedi Giger. Foto: flickr.com Lizenz: Creative Commons

Verstarb im Alter von 74 Jahren: Hansruedi Giger. Foto: flickr.com Lizenz: Creative Commons

Zu Weltruhm gelangte der in Chur geborene Künstler durch seine Mitwirkung am Design der „Alien“-Filme von Regisseur Ridley Scott. Für diese Arbeit erhielt er im Jahr 1980 den Oscar in der Kategorie Beste visuelle Effekte. Auch die Fortsetzungen und der im Jahr 2012 erschienene Film „Prometheus“ verwendeten seine visionären Entwürfe.

Gigers Werk ist geprägt von der Verbindung zwischen Mensch und Technik. Er ist mit diesen Themen ein Vorreiter der Biomechanik.

Seine Kunst durchzieht ein morbider und düsterer Charakter, zum Teil mit Hang zu obszönen Motiven. Dies sorgte auf der einen Seite für großen Anklang bei Horror- und Science Fiction-Fans, andererseits aber auch für starke Kontroversen unter Kunstkritikern.

So sieht Gigers Meisterstück aus: Das Alien jagte Generationen von Kinogängern Angst ein (Foto & Teaser: Dreamside/flickr.com Lizenz: Creative Commons)

So sieht Gigers Meisterstück aus: Das Alien jagte Generationen von Kinogängern Angst ein (Foto & Teaser: Dreamside/flickr.com Lizenz: Creative Commons)

Durch seine provokante aber tiefsinnige Version des Surrealismus hielt Giger der technisierten Gesellschaft den Spiegel vor.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts war Giger seiner Zeit um Längen voraus. Umso aktueller ist sein furchteinflößendes Oeuvre heutzutage.

Giger ist für mich ein Vorbild, weil er Negativität und Schrecken durch unglaublicher Kreativität kanalisierte und auf diese Weise Großes erschuf. Dieser unglaublich ideenreiche Mensch wird fehlen. 

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