Regenbogen auf der Südtribüne

Neulich gab es die „Aktion Libero“ von verschiedenen Sportblogs (Kampagne gegen Homophobie im Fußball). Was halten Sie davon?
Ich finde, das ist eine sehr gute Aktion. Das zeigt, dass schwul-lesbische Fanclubs in der Fan-Szene angekommen sind und viele Fußballbegeisterte erreicht.

Das gemeinsame Kampagnenmotiv der Aktion Libero. Ins Leben gerufen wurde der Zusammenschluss im November 2011. Foto: aktion-libero.de

Das gemeinsame Kampagnenmotiv der Aktion Libero. Ins Leben gerufen wurde der Zusammenschluss im November 2011. Foto: aktion-libero.de

Denken Sie, dass solche Aktionen etwas bewirken können?
Auf jeden Fall, ich hatte ja schon gesagt, dass Homosexualität ein Tabu beim Fußball ist. Und da ist es wichtig, darüber ins Gespräch zu kommen. Dass es schwule Spieler, schwule Fans gibt, ist jetzt ja klar. Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass sich ein Spieler outet, aber dass über das Thema gesprochen wird.

Sie haben gerade das Thema Outing angesprochen. Glauben Sie, es gibt in naher Zukunft ein Outing in der Bundesliga?
Das weiß ich nicht und ich habe auch kein Interesse daran, zu spekulieren. Wichtig finde ich, dass man ein Klima schafft, in dem Schwule und Lesben sich im Leistungssport wohlfühlen können. Das sollte schon möglichst früh in der Kindheit ansetzen, in den Jugendbereichen der Vereine. Dort sollte man mit der Aufklärungsarbeit beginnen.

Würden Sie denn einem schwulen Spieler zu einem Outing raten?
Ich weiß ich nicht, was da sinnvoll wäre. Das muss jeder selber entscheiden, ob er mögliche Folgen bewältigen könnte.

Meinen Sie das Outing-Thema ist eher ein Ding der Medien?
Ja, das ist natürlich von medialem Interesse. Das sollte vielleicht auch etwas zurückgefahren oder versachlicht werden.

Wie sehen Sie allgemein die Rolle der Medien bei diesem Thema?
Ganz unterschiedlich, manche gehen da ganz sachlich heran, manche wollen halt das große Coming out und darüber als Erste berichten, das interessiert mich aber weniger.

Sie hatten schon erwähnt, dass Homosexualität im Fußball ein Tabu ist. Meinen Sie, da ändert sich gerade etwas dran?
Ja, alleine aus der Tatsache heraus, dass Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger das zur Chefsache gemacht hat und da für ein offenes Klima im Verband sorgt. Es gibt auch Veranstaltungen vom DFB, bei dem dieses Thema offen angegangen wird.

Wie reagiert man denn als homosexueller Fan, wenn man im Stadion ist und um einen herum grölen einige, „XY ist homosexuell“?
Genauso wie in der Kneipe: Wenn da einer meint es rufen zu müssen, spreche ich ihn darauf an, wenn es mich stört.
Es gibt aber auch Tage, an denen habe ich nicht Lust, damit umzugehen, man ist ja auch nicht der Bekehrer oder ein dauerhafter Aktivist.

Es existieren viele homophobe Begriffe in der Fußballersprache, fühlen Sie sich da persönlich angegriffen oder kriegen Sie das nicht so mit?
Wenn jemand etwas Diskriminierendes ruft im Stadion, kriege ich das in der Emotion des Spiels wahrscheinlich oft nicht mit. Wenn ich es bewusst wahrnehme, dass einer wiederholt gegen Frauen, Schwule, Behinderte rufen sollte, dann spreche ich ihn darauf an. Das ist dann eine Sanktion, ich will dann kein Stadionverbot oder so. Etwas zu sanktionieren entsteht im persönlichen Gespräch.
Es kommt aber auch häufig vor, dass ich etwas wahrnehme und denke, jetzt muss ich hier nicht die Antidiskriminierungspolizei spielen. Dann sammle ich so was und überlege, wie man das in zukünftigen Aktionen verarbeiten kann.

Herr Gollminski, vielen Dank für das Gespräch.

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