Kommentar: Upcycling – das bessere Recycling?

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Aus Abfall neue hochwertige Produkte herstellen – Upcycling nennt sich dieser Trend, der in Dortmund jetzt sogar sein eigenes Festival bekommen hat. Eigentlich eine gute Sache, aber ist diese Methode für mehr Nachhaltigkeit etwas für jedermann?

80 Euro kostet beispielsweise ein Pullover aus alten Stoffresten. Auch wenn ich die Idee hinter Upcycling toll finde, geht mir bei diesem Preis doch der Glaube an die gute Sache verloren. Klar, beim Upcycling findet eine stoffliche Aufwertung statt, die meisten Artikel werden in Handarbeit hergestellt und sind Einzelstücke. Aber für mich als Studentin steht der Wunsch, etwas Nachhaltiges zu kaufen, dann doch hinten an. In erster Linie muss ich auf den Preis schauen. 

Umweltschutz – eine Geldfrage? 

Offenbar gibt es aber genug Menschen, deren Kontostand sich leichter mit ihrem ökologischem Gewissen vereinbaren lässt. Den Eindruck bekomme ich zumindest auf dem „Trash-Up-Festival“, das am 12. und 13. November im Dortmunder Depot zahlreiche Besucher anlockte. Upcycling ist längst kein Thema mehr, das ausschließlich „Ökos“ und Möchtegern-Weltretter beschäftigt, sondern ist zu einem allgemeinen Trend geworden.

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Mein kleines Fahrradschlauch-Täschchen: niedlich aber für mich unbrauchbar.

Es ist ja auch definitiv eine gute Sache, wenn das löchrige T-Shirt in eine neue Tasche verwandelt wird, anstatt in den nächsten Mülleimer befördert zu werden. Hinterher hat man so ein individuelles Stück und kann zudem noch stolz verkünden: „Das habe ich ganz alleine gemacht“. 
Doch bei einigen Dingen, die man aus Schrott herstellen kann, erschließt sich mir der Sinn einfach nicht. Sie bleiben auch nach ihrer Umwandlung genau das, was sie vorher waren: nämlich Schrott. Die winzigen Täschchen aus altem Fahrradschlauch, die die Besucher beim Trash-Up-Festival basteln konnten sind so ein Beispiel. Auch ich habe eins hergestellt. Es sieht zwar süß aus, aber was ich darin transportieren soll, weiß ich leider nicht. Irgendwann werde ich es vermutlich einfach wegschmeißen.

Inspiration zum Selbermachen

Es gibt natürlich auch sinnvollere Upcycling-Produkte. Schmuck aus alten und unbrauchbaren Skateboards zum Beispiel, oder Hüte aus alten Kaffeesäcken. Und nicht alles muss ja auf einem Festival gekauft werden.

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Sinvolles Upcycling: Schmuck aus alten Skateboards.

Einige Dinge kann man ganz einfach zuhause selbst herstellen. Wie etwa Stifteboxen aus Tetra-Packs, ein Wohnzimmertisch aus alten Euro-Paletten oder Blumentöpfe aus zusammengeklebten Disketten.

Dafür braucht es keine teuren Werkzeuge, sondern nur ein bisschen handwerkliches Geschick. Den Pullover aus Stoffresten bekome ich so zwar nicht, spare aber Geld und tue ganz nebenbei noch etwas Gutes für die Umwelt.

Das „Trash-Up-Festival“  habe ich am Ende mit leeren Händen verlassen, die Produkte dort waren einfach zu teuer. Dafür war mein Kopf umso voller – mit Ideen dazu, was ich alles in meiner Wohnung upcyceln könnte und einem geschärften Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit.

Teaserbild: flickr.com/Alan Levine, Beitragsbilder: Miriam Jagdmann

1 Comment

  • Anne sagt:

    Mich hat vorallem genervt, dass Upcycling sich hauptsächlich darauf beschränkt dekorative Artikel herzustellen. Klar können die Sachen auch schön anzusehen sein, aber Ohrringe, Stiftehalter oder einen Strandhut hat man doch meistens schon zuhause. Vieles wird dann nochmal gekauft und ist keine wirkliche Alternative dazu, einen Neukauf, der neue Ressourcen in Anspruch nimmt, zu ersetzen.

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