Auf den Zehenspitzen in eine Regenrinne spähen, krabbelnd auf dem Boden staubige Ecken absuchen oder akrobatisch die Astgabelungen eines Baumes prüfen – das ist Geocaching. Die Neugier auf den nächsten Cache treibt Omar Taki immer wieder raus auf das „Spielfeld“. Stadt, Land, Wald – tagsüber oder nachts – das spielt keine Rolle. Wir haben den TU-Studenten auf einer elektronischen Schatzsuche begleitet.

Omar Taki und Max Franszkewitz passen auf, dass sie nicht "gemuggelt" werden. Teaserbild/ Bilder: Lena Beneke
Es ist Herbst. Ein verregneter Samstagmorgen. Der Himmel über Dortmund wirkt schwer, grau und ungemütlich. Wieder fällt ein Tropfen. Er landet auf dem blau-weiß-karierten Hemd von Omar. Seiner guten Laune tut das jedoch keinen Abbruch. Geocaching ist schließlich kein Schönwettersport. Gemeinsam mit seinem Freund Max Franszkewitz – hochgewachsen, grüner Pulli – macht sich der Wirtschaftsingenieur-Student auf den Weg in die Dortmunder Innenstadt.
An der Abbiegung von der Betenstraße in die Olpe bleiben die Freunde stehen und schauen auf das Smartphone von Max. „Wir haben leider kein GPS-Gerät, deswegen benutzen wir zum Cachen immer eine App – die arbeitet allerdings nicht ganz so genau“, sagt Omar und erklärt, wie Geocaching funktioniert. „Auf der ganzen Welt sind Caches versteckt. Die Cache-Koordinaten stehen online. Jeder Geocacher hat also auch einen Online-Account. Und einen Decknamen.“ Max und Omar sind das „Team Rocket“.
Caches gibt es in verschiedenen Größen, die übrigens ebenfalls auf der Geocaching-Homepage vermerkt sind. „In den Städten, wo viele Menschen unterwegs sind, gibt es oft die so genannten Micro-Caches, das sind dann meist Fotodosen“, sagt Max. Schließlich sollen sie nicht von Muggeln (die Nicht-Cacher) gefunden werden.
Cachen nach Regeln
Um den Verlust der kleinen Boxen zu vermeiden, haben die Geocacher Regeln aufgestellt. Die wichtigste? „Lass dich nicht von den Muggels erwischen“, sagt Omar. Neben ihm setzt sich Max wieder in Bewegung. Mit dem Handy in der Hand biegt der 22-Jährige von der Olpe in das Rosental ab. Dann geht es rechts in die Viktoriastraße. „Die Caches tragen verschiedene Namen“, sagt er und blickt auf sein Handy. „Der, den wir suchen, heißt ‚Hinter dem Ostenhellweg‘.“ Es dauert nicht lange und sie sind bei den Koordinaten angekommen. Nun beginnt die wirkliche Suche.
Die verschiedenen Cache-Größen:
Micro: In ihm befindet sich meist, bedingt durch die Größe, nur ein Logzettel. Die häufigste Form ist die Filmdose.
Small: Diese bestehen oft aus kleinenTupperdosen.
Regular: In der Regel große Tupperdosen, die ein Logbuch, einen Stift und kleine Tauschgegenstände enthalten.
Large: Größer als ein „Regular Cache“, jedoch selten, da er meist zu groß ist, um ihn gut zu verstecken.
Neben dem Container, an dem Omar und Max stehen, parkt eine Frau aus. Nachdem diese schließlich ihren blauen Kleinwagen aus der Parklücke manövriert hat, legen die beiden los. Sie suchen an der schäbigen Laderampe, auf und unter einem Geländer – nur am Container nicht, denn bewegliche Dinge scheiden als Versteck aus. Nach einer weiteren Krabbelaktion unter der Laderampe hält Omar schließlich eine kleine schwarze Fotodose in der Hand. In ihr befindet sich das aufgerollte Logbuch, für mehr ist kein Platz. Omar zieht es heraus und sagt: „Ist der Cache gefunden, trägt man sich in das Logbuch ein. Manche schreiben das Kürzel ‚TFTC‘ dazu, das bedeutet ‚Thank you for the cache‘.“
Fünf weitere Caches innerhalb des Walls
Bevor sich die Freunde auf den Weg zum nächsten Cache machen, bringen sie die Dose wieder an ihren ursprünglichen Platz zurück. „Wenn man einen Cache gefunden hat, ist es wichtig, alles wieder so zurückzulassen, wie man es vorgefunden hat“, sagt Max. Diese Regel stellt sicher, dass der nächste Suchende fündig wird und der Cache nicht verloren geht.
Innerhalb des Walls gibt es noch fünf weitere Micro-Caches. Das „Team Rocket“ zieht es jedoch ins Kreuzviertel. Auf dem Weg erzählen sie von ihrem schwersten und interessantesten Geocache. „Das war ein Nacht-Cache“, erinnert sich Omar. „Wir sind mit Freunden nachts durch einen Wald gelaufen und haben uns an Reflektoren orientiert. Der Cache, den wir suchten, war ein so genannter ‚Multi-Cache‘, ein Cache also, den man nur finden kann, wenn man mehrere Orte aufsucht, gefundene Symbole entschlüsselt und zusammenfügt.“
Verschiedene Typen
„Die Caches sind in verschiedene Typen unterteilt“, erklärt Omar weiter. Insgesamt acht Cachetypen sind auch auf der Webseite „CachingWelt“ aufgeführt. Es gebe drei Haupttypen, sagt Max: Den Traditional-Cache, bei dem die Fundort-Koordinaten im Internet stehen. Den Multi-Cache, der aus mindestens zwei Stationen besteht. Und den Mystery-Cache, bei dem die Suchenden Aufgaben lösen müssen, aus denen sich dann die Koordinaten ergeben.
Woher die beiden so viel wissen? „Eigentlich sind wir noch in den Anfängen. Wir machen das erst seit etwa einem Jahr“, sagt Omar und Max fügt an: „Darauf gebracht hat uns meine Schwester, denn die hat damit angefangen. Sie hat mir schon von richtig aufwendigen Caches erzählt, bei denen mit Soundeffekten und Lichtschranken gearbeitet wird.“
Caches online bewertbar
Inzwischen ist „Team Rocket“ im Kreuzviertel angekommen. Lichtschranken gibt es bei dem Cache am Polizeipräsidium zwar nicht, dennoch ist die Freude groß, als sie den zweiten Cache entdecken – versteckt auf einem Baum. Es sei schön, seine Stadt auf eine andere Weise kennenzulernen: „Aber die Frustration ist auch groß, wenn man wieder abziehen muss, ohne den Cache vorher gefunden zu haben.“ Übrigens können die Finder ihre gefundenen Caches online bewerten. Hierbei spielen Kriterien wie der Spaßfaktor, die Beschaffenheit des Terrains und die Schwierigkeit eine Rolle und werden jeweils mit einem bis fünf Sternen bewertet. „Wir suchen uns immer die aus, die Spaß machen und bei denen wir möglichst viel rumkommen. Aber letztlich entscheidet jeder selbst, worum es ihm beim cachen geht“, sagt Max.
Geocaching, ein paar Fakten
Geocaching gibt es seit dem Jahr 2000 – seit GPS-Geräte verbessert wurden und nun präziser arbeiten. Jeder kann einen Cache auslegen. Hierbei ist zu beachten, dass diese einen Mindestabstand von 161 Metern (0,6 Meilen) zueinander haben müssen. In Nordrhein-Westfalen sind rund 25.000 Cacher aktiv. Auf der ganzen Welt gibt es etwa 1,9 Millionen versteckte Dosen und rund fünf Millionen Cacher. Das Wort „cache“ kommt übrigens aus dem Englischen und bedeutet „Versteck“.
Mit Geocaching mal einen anderen Campus kennen lernen:
Campus Soest der Fachhochschule Südwestfalen