Amulette aus Blumen und Städte aus Buchstaben

Gleich am Eingang des Dortmunder Depots herrscht buntes Treiben. Zum „Design Gipfel“ ist die länglich geschnittene Halle mit kleinen, bunten Ständen gefüllt. Dazwischen spazieren Besucher und machen Halt bei den verschiedenen Designern, um sich die Kleider, Poster oder Taschen anzusehen. Noch vor der kleinen Flaniermeile können Gäste unter Anleitung Pompoms selbst herstellen.

Die Halle ist gesäumt mit Ausstellern. Foto: Saskia Gerhard/Teaserbild: Design Gipfel

Die Halle ist gesäumt mit Ausstellern. Foto: Saskia Gerhard/Teaserbild: Christine Wiegelmann

Zum vierten Mal ist der Design Gipfel im Dortmunder Depot zu Gast und wieder komme er sehr gut an, finden die Organisatorinnen Anna Anastasova und Katherina Lindenblatt. Neben Dortmund gibt es den Gipfel auch in Essen und in Münster, wo die Idee für den Markt entstanden ist. „Wir haben auch mal Design Gipfel in Osnabrück und Bochum gemacht“, sagt Anna. Die seien aber nicht so gut gelaufen und deshalb eingestellt worden.

Aussteller kommen aus ganz Deutschland

Über 40 Aussteller präsentieren am 14. und 15. September ihre Arbeiten im Depot. Aus ganz Deutschland sind sie angereist. An den meisten Ständen werden Dekoartikel, Accessoires oder Kleidung angeboten. Mit Sprüchen bedruckte Jutebeutel, Postkarten und Kleider, Röcke, Shirts, Schals und Tücher aus bunt gemusterten Stoffen reihen sich an Taschen aus recycelten Fahrradschläuchen und Kunstdrucke mit kindlich anmutenden Illustrationen. Nicht jede der präsentierten Ideen scheint neu zu sein. Zumindest hinterlässt das eine oder andere Ausstellungsstück den Eindruck, dass man es doch schon einmal irgendwo gesehen hat.

Ein Auge fürs Detail kann beim Besuch des Design Gipfels auf jeden Fall nicht schaden. Einmal näher hinzusehen lohnt sich vor allem am Stand von Zeichner Wolfgang Philippi. Da kann man im Comic „Pech mit Mädchen“ stöbern und die Federzeichnungen von bekannten, schon verstorbenen Musikern bewundern. Ebenfalls sehr amüsant sind die „Führungselite“-Karikaturen, deren zentrale Figur ein kleiner, dicker, antriebsloser, aber schlagfertiger Schuljunge ist, auf dessen Pullover groß „COLA POMMES“ gedruckt ist.

Die erfolgreichste Arbeit von Philippi sind allerdings seine Stadt-Plakate. Sie zeigen verschiedene Städte

Ein Stadtplakat von Dortmund Foto: Wolfgang Philippi

Ein Stadtplakat von Dortmund. Foto: Wolfgang Philippi

wie Essen, Dortmund, Köln, Berlin oder Hamburg und unter ihnen etliche Erdschichten, auf denen sie gebaut sind. Vorstellen kann man sich das wie ein Erklärbild in einem Grundschulbuch, nur eine ganze Portion humorvoller und mit vielen historischen Verweisen. Die Idee dazu kam Philippi auf dem Heimweg von der Kneipe: „Ich bin durch Berlin gelaufen, überall lagen Hundehaufen, und ich dachte mir: Diese Stadt ist auf Hundekacke gebaut. Gepaart mit meinem Kindertraum, Archäologe zu werden, hatte ich dann die Idee mit den Schichten unter der Stadt.“ Nicht jeder teilt Philippis Humor. Es kam auch schon zu wütenden Wortwechseln mit Lokalpatrioten an seinem Stand.

Städte aus Buchstaben

Postkartenmotive der "Buchstabenorte", Foto: Saskia Gerhard

Postkartenmotive der "Buchstabenorte". Foto: Saskia Gerhard

Eine andere Art, Städte darzustellen, sind die „Buchstabenorte“: die Umrisse von Städten und ihren inneren Bezirken werden auf Leinwände gedruckt. Das Besondere daran ist, dass die Namen der Stadtteile in die Karten geschrieben werden und zwar so, dass die Buchstaben die Bezirke bis an die Grenzen ausfüllen. Der Macher Alexander Heitkamp hat die Idee aus Thailand mitgebracht, wo er ähnliche Motive in Thai gefunden hat.

Von ganz anderer Art, aber ebenfalls sehr aufwändig, entwirft die Diplom-Designerin Christine Wiegelmann ihre kleinen Kunstwerke. In Gießharz verewigt sie kleine Blüten, Blätter und Gewächse in mühevoller Handarbeit. Schicht für Schicht werden die kleinen Amulette gegossen. Bis zu vier Wochen kann ihre Fertigstellung dauern. Die gelernte Floristin verbindet damit ihre beiden Leidenschaften: Design und Pflanzen. „Ich hatte ursprünglich die Idee, ein Herbarium zu machen mit Pflanzen in Dreidimensionalität“, sagt Wiegelmann. „Jetzt verbinde ich einfach die Floristik mit dem Gestalten. Und es ist auch praktisch und schön, den Leuten sagen zu können, welche Pflanzen in den Schmuckstücken stecken und woher sie kommen.“

Schmuck aus Porzellanscherben

Eine andere Ausstellerin stellt ihren Schmuck aus kleinen Porzellanscherben her, die sie aus ausgedienten Tee-Servicen gewinnt. Auch Organisatorin Anna ist mit ihrem Schmuck-Label beim Design Gipfel vertreten. Sie setzt auf verspielte bis abstrakte Motive und Formen bei ihren Ketten, Ohrringen und Ringen.

Der Design Gipfel in Dortmund findet das nächste Mal im März 2014 statt. Vorher gibt es noch zwei Termine in Essen und Münster. „Wir planen aber auch, noch in andere Städte zu gehen“, berichtet Katherina. „Nächste Woche schauen wir uns eine Location in einer neuen Stadt an, in der wir bis jetzt noch keinen Gipfel gemacht haben.“ Welche Stadt das ist, wollen die beiden noch nicht verraten.

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