„Was ist, wenn keiner lacht?“ – Eine Poetry Slammerin im Porträt

Kathrin hat in ihrem Leben schon vieles ausprobiert. Unter anderem Cosplaying, eine eigene Comedy-Show und Musik Schreiben. Die 22-Jährige hat sogar schon zwei Semester Filmregie studiert, ohne Klassiker wie „Matrix“ oder „Zurück in die Zukunft“ gesehen zu haben. Eigene Geschichten schreiben hat sie trotzdem immer wieder gefesselt. Auf dem Sommerfest der TU Dortmund tritt die Studentin auf der Lesebühne „Text-Gut“ von der Fakultät Sprachkultur auf. 

Kathrin Schobel tritt auf der Lese-Bühne auf. Foto: Melina Helf

Tex trägt ihre dunklen Haare kurz. Sie hat eine schwarzen kurze Hose an und schwarze Kniestrümpfe. Am Handgelenk trägt sie ein abstraktes Tattoo und lächelt stets mit einem Mundwinkel. „Das sieht bei mir besser aus“, sagt sie. Tex heißt eigentlich Kathrin Schobel und studiert Literaturwissenschaften mit den Nebenfächern Politik und Philosophie an der TU Dortmund. Bald wird sie das Fach Politik gegen Kulturanthropologie des Textilen tauschen. „Dann habe ich alles zusammen, was ich kaum aussprechen kann“, sagt Tex mit einem Schmunzeln.

Dass ihre Freunde und Bekannten sie Tex nennen, kommt durch ihr außergewöhnliches Hobby Cosplay. In ihren verschiedenen Freundeskreisen hat sie unterschiedliche Spitznamen, da sie immer wieder mit den Namen der Charaktere angesprochen wird. Durch eine Serie ist Kathrin auf den Spitznamen Tex gekommen.

Von Piraten-Geschichten zum eigenen Roman

Schon als Kind hat die 22-Jährige gerne Geschichten geschrieben und jährlich an Literatur Wettbewerben in der Schule und in ihrer Gemeinde teilgenommen. „Ich habe sogar jedes Jahr etwas gewonnen. Darauf bin ich bis heute sehr stolz“, sagt sie und zieht einen Mundwinkel hoch. Tex wollte als Kind und Jugendliche trotzdem keine Autorin werden. „Als ich klein war, wollte ich immer Piratin oder Superagentin werden“, so die Studentin. Stattdessen hat sie eine Piraten-Geschichte geschrieben – klassisch mit Stift und Papier. Vor knapp einem halben Jahr hat sie ihre größte Geschichte in Form eines Romanprojektes beendet. Der Roman „Don Sullivan“ umfasst ganze 570 Seiten und erzählt ein humorvolles Westernabenteuer. In den Regalen der Bücherläden steht der Roman allerdings noch nicht. Bislang hat sich noch kein passender Verlag bei Tex gemeldet.

Geiselnehmer sein ist nicht leicht. Wenn keine Leidenschaft dahinter steckt, kann man es auch gleich lassen.

-Kurzgeschichte, Erpresserbrief (2017)

Tex ist verkleidet als ein Protagonist von Les Misérables. Foto: Alice Godthardt

Auf Poetry Slams ist sie erst durch das Seminar „Kreatives Schreiben“ gestoßen, wo sie keinen Platz mehr bekommen hat. Die selbstgeschriebenen Texte wurden von ihren Mitstudenten im Rekorder in der Nordstadt vorgetragen. Obwohl sie selbst nicht mitgemacht hatte, fühlte sie sich von den Texten der anderen inspiriert und schrieb kurzerhand eigenen Texte für den Poetry Slam. Tex wird am Donnerstag auf dem Sommerfest der TU Dortmund mit einem Gedicht und einer Kurzgeschichte auftreten. In dem Gedicht beschreibt sie, wie es wäre, wenn eine Person ein Zimmer ist. Die Kurzgeschichte handelt von einem Geiselnehmer, der seltsame Probleme beim Verfassen eines Erpresserbriefes aufgrund einer Ordnungsstörung hat. Aufgeregt ist Tex noch nicht.

Durch ihr Hobby Cosplay hat sie schon Bühnenerfahrung gesammelt. Cosplay ist ein Verkleidungstrend aus Japan. Die Fans verkleiden sich wie Manga-, Anime-, oder Computerspielfiguren. Anfangs hat sich Tex wie ihre mit Lieblings Anime- und Manga-Figuren verkleidet. Heute verwandelt sie sich auch gerne mal in die Protagonisten aus ihrem Lieblingsmusical Les Misérables. Das Musical thematisiert die französische Revolution und wird derzeit in London aufgeführt. Die Inszenierung zu sehen steht auf ihrer To-Do Liste ganz oben. Mit einer Gruppe von Cosplayern führt Tex aber auch eigene Cosplay Stücke mit Musik und Tänzen auf.

 

Eine eigenen Comedy-Show

Verrückt machst du mich und schweigst, wie die hässliche Vase aus der Nachkriegszeit, die nicht zu der Einrichtung passt! 

– Gedicht, Zimmerlautstärke (2017)

Da Tex nicht mehr in ihrer Heimat Bennenmühlen bei Hannover wohnt, musste sie mit dem Cosplaying in der Gruppe aufhören. Heute tritt sie mit ihrer eigenen Comedy-Show „Hashtex“ auf Cosplay-Veranstaltungen mit ihrer Gitarre auf. In ihrer Show macht sie Witze über die Cosplay-Szene. „Ich war vor der Premiere so aufgeregt – Was ist, wenn keiner lacht?“, fragte sich die Studentin vor der Premiere auf der Dortmunder Convention. Der Auftritt war ein voller Erfolg und ihre Show durfte sie direkt noch einmal auf der Cosplay Messe „Dokomi“ in Düsseldorf präsentieren. Tex schreibt alle ihre Witze selbst. „Es ist immer ein bisschen schade, wenn meine Mutter was sehen will. Sie versteht 80 Prozent der Witze nicht.“

 

 

Wenn ihr vorbei schauen wollt
 

Wann: 6. Juli 2017, 15:30 bis 18:00 Uhr

Wo: Vor der Emil-Figge-Straße 50

Alle Besucher können bei offenen Slots ihre Texte kurzfristig vortragen. 

Beitragsbild: Kim Bähler/Gamilia

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