Das Auge liest mit

Der Blick wandert von Bild zu Text und von Text zu Bild. Die Augen springen über den Bildschirm. Die Versuchsteilnehmer sitzen vor einem Computerbildschirm und schauen sich einen Artikel der Pflichtlektüre an. Dabei werden ihre Augenbewegungen mit einem Eye-Tracking-Modul verfolgt. Es soll eine so natürliche Situation wie möglich sein – nur eben auf dem Sommerfest der TU Dortmund. 

Mithilfe eines Eye-Tracking-Geräts kann verfolgt werden, wo sich die Augen auf einem Computerbildschirm befinden. Mit Eye-Tracking wird die Aufmerksamkeit eines Online-Lesers gemessen. Es wird aufgezeichnet, wo die Augen auf dem Bildschirm lange ruhen oder welche Stellen auf einer Website kaum von den Probanden beachtet werden. Aber wie passt ein so wissenschaftliches Thema zum Sommerfest? Laura Leißner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Journalistik, sagt: „Wir haben das Gerät erst seit Ende des letzten Jahres und sind gerade dabei, es kennenzulernen. Das Sommerfest ist ein Versuch, die Möglichkeiten des Gerätes auszuprobieren.“ Es ist keine wissenschaftliche Studie, sondern auch dazu da, den Studenten das Eye-Tracking-Gerät zu zeigen, erklärt Leißner weiter.

Reflexion der Augen

Der Screenshot zeigt das Programm, das die Versuchsleitung auf dem zweiten Bildschirm verwendet.

Es kann jeder mitmachen, der Interesse hat. Der ganze Versuch dauert ungefähr eine Viertelstunde. Zunächst muss das Eye-Tracking-Gerät auf den Teilnehmer eingerichtet werden. „Die Einstellung zwischen Tisch, Tracker und Proband muss stimmen, damit das System die Augen perfekt erkennen kann“, erklärt Leißner. Bei dem mobilen Eye-Tracking-Modul des Instituts für Journalistik muss der Teilnehmer keine Brille aufsetzen. Es ist nur eine kleine Leiste an dem Computerbildschirm angebracht. „Diese Modul funktioniert über Infrarotstrahlen und Kameras. Es sendet die Strahlen, die dann vom Auge reflektiert und von den ebenfalls integrierten Kameras wieder aufgenommen und gemessen werden“, erklärt Wolfgang Schmidt-Sielex, Techniker im Eye-Tracking-Labor.

Danach muss das System auf die Augen des Versuchsteilnehmers kalibriert werden. Die Probanden müssen mit Ihren Augen Punkten auf dem Bildschirm folgen, damit die Versuchsleiter erkennen, ob das System die Augenaktivität gut erkennt. Die ausgesendeten Infrarotstrahlen werden von den Pupillen in den Augen der Teilnehmer reflektiert. „Dabei ist wichtig, dass so wenig Sonneneinstrahlung wie möglich die Augen des Teilnehmers trifft, damit nichts anderes zusätzlich reflektiert und die Messung genau sein kann“, erklärt Leißner. Das System funktioniere bei fast allen Menschen. Nur wenn jemand eine ganz bestimmte Brille trägt, kann es sein, dass die Kameras nicht jede Bewegung erkennen können.

Wirkung von Layouts

Das eigentliche Experiment folgt nach der Kalibrierung: Jedem Interessenten wird genau ein neugestaltetes Layout des Internetauftritts der Pflichtlektüre gezeigt. Es gibt drei verschiedene Versuchslayouts, die den Aufbau der Website zeigen, wie sie gerade für die Zukunft diskutiert werden. „Der Teilnehmer liest, scrollt und klickt sich dann durch den Artikel“, sagt Schmidt-Sielex. „Er soll sich so verhalten, wie wenn er zu Hause vor dem Bildschirm sitzt“, fügt Leißner hinzu. Entschließt sich der Proband also die Seite zu verlassen, dann ist es seine freie Entscheidung. „Damit ist das Experiment allerdings beendet, weil ja nur die Versuchsseite von Interesse ist“, sagt Schmidt-Sielex. Getestet werden dabei die verschiedenen Wirkungen von drei verschiedenen Layouts der Pflichtlektüre-Seite. „Wir können dann auf einem zweiten Bildschirm parallel sehen, wo derjenige gerade auf der Seite hinguckt“, sagt Leißner.

Wir können sehen, ob der Lesefluss der Texte positiv oder negativ beeinflusst wird. 

-Laura Leißner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Journalistik

Die „Heat-Map“ zeigt die Blicke eines Teilnehmers auf die Website des Instituts für Journalistik.

In der Auswertung nach dem Experiment sieht man Kreise dort wo die Augen auf der Website stehengeblieben sind. Leißner erklärt weiter: „Je größer die Kreise sind, desto länger waren die Augen an dieser einen Stelle und haben sich nicht bewegt.“ Daraus lässt sich auch eine „Heat-Map“ erstellen, die die Punkte von blau (kalt) bis rot (heiß) anzeigt. An denen kann man ebenfalls ablesen, wo die Aufmerksamkeit der Versuchsteilnehmer lag. Abschließend werden den Teilnehmern dann noch Fragen gestellt. „Wir werden die Ergebnisse wahrscheinlich für den zukünftigen Internetauftritt der Pflichtlektüre verwenden“, sagt Laura Leißner. 

In den letzten Jahren sei die Technik um Eye-Tracking deutlich besser geworden, sagt Leißner: „Weil die Geräte mittlerweile so fortschrittlich sind, steigt die Genauigkeit und die Natürlichkeit von so einem Versuch.“ So werde Eye-Tracking auch in Zukunft immer mehr an Bedeutsamkeit gewinnen.

Wenn Ihr vorbeischauen wollt

Wann: Donnerstag, 6. Juli, von 15 bis 18 Uhr

Wo: Links neben dem Haupteingang der Emil-Figge-Straße 50

Artikel- und Beitragsbild: Wolfgang Schmidt-Sielex

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