Vuvuzelas – von Düsseldorf nach ganz Europa

Denkt man an die Fußball-WM in Südafrika, kommen einem sofort die landestypischen Tröten, die sogenannten Vuvuzelas, in den Sinn. Die Rechte für den Vertrieb in Europa haben sich zwei Düsseldorfer Unternehmer gesichert. Die pflichtlektüre-Autorinnen Kerstin Börß und Lisa Schrader sprachen mit Gerd Kehrberg, dem Entdecker der Vuvuzelas für Europa.

Ein unscheinbarer Backsteinbau in Düsseldorf-Oberbilk weitab vom bunten Treiben auf der Königsallee. Ein spartanisch eingerichtetes Büro in der zweiten Etage, drei alte Kinosessel im Flur und offene Pappkartons in allen Ecken. Der äußere Schein lässt nicht darauf schließen, dass in diesen Räumen ein europaweit agierendes Unternehmen sitzt, das Gewinne in Millionenhöhe erzielt. Die Urbas | Kehrberg GmbH hat nämlich das Markenrecht sowie das Recht zur Produktion und zum Vertrieb der Marke Vuvuzela in allen Ländern der Europäischen Union erworben – und ist damit äußerst erfolgreich.

Im zweiten Stock dieses unscheinbaren Backsteinhauses befindet sich die Urbas | Kehrberg GmbH. Foto: Lisa Schrader

Im zweiten Stock dieses unscheinbaren Backsteinhauses befindet sich die Urbas | Kehrberg GmbH. Foto: Lisa Schrader

Die Idee zur Vermarktung der südafrikanischen Tröte hatte Gerd Kehrberg, ehemaliger Amateurspieler von Borussia Mönchengladbach und Manager von Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen. Kehrberg war zu einem Spiel der Düsseldorfer Eishockeymannschaft Metro Stars eingeladen, wo ihm bei einer Runde Altbier jemand von seiner Reise nach Südafrika erzählte. Der Mann schwärmte von der Stimmung bei einem Spiel der Johannesburger Kaizer Chiefs – und von den Vuvuzelas. Kehrberg kannte die Vuvuzelas nicht und fragte erstmal nach: „Was macht denn der Uwe Seeler jetzt schon in Südafrika?“ Zuhause recherchierte er dann und war nach eigener Aussage sofort von dem Produkt begeistert.

Schon seit den 1990ern ist die Vuvuzela aus Afrikas Stadien kaum noch wegzudenken. Die Geschichte der Tröte geht aber viel weiter zurück. Ursprünglich diente ein Tierhorn zur Kommunikation unter den Dorfbewohnern und als Hilfsinstrument bei der Jagd. Heute werden damit keine Antilopen mehr verjagt, sondern nur noch die Gegner erschreckt. Genau diese Geschichte gefiel Kehrberg und seinem Partner Frank Urbas besonders gut: „Das ist der erste Fanartikel, der eine Seele hat.“

In den europäischen Fokus rückte die Vuvuzela Ende 2006 in Zürich, als Nelson Mandela bei der Vergabe der Weltmeisterschaft an sein Heimatland mit der Tröte feierte. Knapp zwei Jahre später erwarben die zwei Düsseldorfer die Rechte an der Marke Vuvuzela von der Masincedane Sport Company – und landeten damit einen Volltreffer. Dank einigen Großkunden wurde das Geschäft schnell zum Erfolg.

Gerd Kehrberg mit einer Original-Vuvuzela aus Südafrika und der Version für Deutschland. Foto: Lisa Schrader

Gerd Kehrberg mit einer Original-Vuvuzela aus Südafrika und der Version für Deutschland. Foto: Lisa Schrader

Um dem europäischen Markt gerecht zu werden, waren allerdings ein paar Veränderungen an dem Produkt notwendig. Die neue Vuvuzela wird aus drei Teilen zusammengesteckt, damit sie nicht als Schlagstock verwendet werden kann. Ein positiver Nebeneffekt: Man kann ganz leicht die entsprechenden Landesfarben kombinieren.

Doch nicht allen gefällt das lärmende Fanutensil. Die Vereinigung „Gegen Vuvuzelas – Pro Stimmung“ fordert ein Verbot der Tröten. Kehrberg kann das nicht ganz nachvollziehen: „Sind wir doch mal ehrlich. Gibt es diese Diskussion in Südafrika? Haben die Südafrikaner andere Sinnesorgane als wir? Es ist doch nur neu und ungewohnt.“ Zudem betont er, dass das Ganze „für europäische Ohren angepasst“ sei. Ein eingebauter, vom TÜV Rheinland geprüfter Schalldämpfer reguliert nämlich die Lautstärke der europäischen Vuvuzela. Doch laut dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium sind die Vuvuzelas trotz dem Schalldämpfer noch zu laut, das Gehör der Fußballfans sei dadurch gefährdet. Die Stadt Köln war die erste in NRW, die daraufhin ein Verbot der Blasinstrumente verhängte. Neben Leverkusen, Krefeld und Wuppertal folgten nun mit Dortmund und Gelsenkirchen auch die Fußballhochburgen des Ruhrgebiets dem kölschen Vorbild.

Nicht alleine wegen der Diskussionen um ihr Verbot ist die Vuvuzela in der Berichterstattung über die WM ständig präsent. Richtig Werbung dafür zu machen, ist daher fast unnötig geworden. Das freut natürlich den Unternehmer: „Die Vuvuzela ist das Schlüsselbild der Weltmeisterschaft. Wir schaffen es ja, uns die WM auf unsere Marke zu ziehen, ohne dass wir die FIFA-Lizenzkosten zahlen müssen.“

Das klingt alles rosig, aber was haben die Macher sich für die Zeit nach der WM überlegt? Kehrberg setzt darauf, dass sich die Vuvuzela durchsetzt und dann auch in der Bundesliga, bei der Frauen-WM 2011 und bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zum Einsatz kommt. Auch außerhalb des Sports gab es schon einige Anfragen, so etwa von Karnevalsgruppen oder Gewerkschaften. Die Zukunft scheint also gesichert.

Daher kann sich Kehrberg bei der WM auch entspannen und bei den Spielen der deutschen Nationalmannschaft mitfiebern. Denn trotz aller geschäftlichen Interessen liegt sein Hauptaugenmerk darauf, die WM zu genießen – als Fan des Fußballs.

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