Die Bildungsstreikerin

"Basisdemokratisches Engagement": Studentin Berta setzt sich für den Bildungsstreik ein. Fotos: Melanie Wolters.

"Friedlich basisdemokratisch": Studentin Berta setzt sich für den Bildungsstreik ein. Fotos: Melanie Wolters.

Ihre Haare sind geschwärzt. Ihr Gesicht ist etwas blass. Ihre gewebte Ethnotasche mit Hirte und Schäfchen passt unbeabsichtigt zu ihrer Erzählung von den Schafsmasken – zu Bä Bä Bachelor. Ein Insider zur aktuellen Bildungskritik. Berta möchte anonym bleiben, obwohl sie „friedlich basisdemokratisch“ handelt. Sie nimmt am bundesweiten „Bildungsstreik 2009“ teil, der für „selbstbestimmtes Lernen und Leben“ anstelle von „starrer Zeitrahmen, Leistungs- und Konkurrenzdruck“ steht. Symbolisch brechen die Streikenden auf ihren Plakaten den Strichcode Education auf.

Berta ist ambitioniert. Sie hat bereits ihren Bachelor in Journalismus und PR absolviert. Doch mit ihren damals 21 Jahren fühlte sie sich noch „zu jung für den Journalismus, und das Muss krasse Themen zu behandeln“. Ein Argument, weiter zu studieren. Den bundesweiten „Bildungsstreik 2009“ auch an den Essener Campus zu bringen war eine Wohnzimmeridee. Eine Schneeballmail für den erfolgten konspirativen Zusammenschluss war der Anfang. „Damit haben wir wohl den Nerv der Zeit genau getroffen – Frust und Enttäuschung über das Bildungssystem.“

Hoffnung und Zukunftsangst

„Durchgejagt“ fühle sich die neue Generation Studierender. „Ein Jahr vor Bologna und alles läuft verkehrt.“ Der wissenschaftliche Anspruch sei bei den Bedingungen nicht haltbar. Berta geht zum Streikplenum. Sie will etwas bewegen. Ihre großen Augen erzählen von Hoffnungen in Verbindung mit der Bildungsstreikidee, wie auch von Zukunftssorgen, die sich kurz in einem schrillen Lachen und Schimpfen zu entladen scheinen. Masterstudentin Berta benutzt Schimpfwörter, gerne auch derberer Natur. Um sich danach andeutungsweise kurz dafür zu schämen. Ihre elfenhafte Erscheinung und ihre Feinheit stören sich daran nicht.

"Man spürt man ist nicht alleine."

"Man spürt man ist nicht alleine."

Nicht mehr allein mit den Sorgen

Sie sehe einfach eine Notwendigkeit von Streik. „Eine Demo verändert nicht unmittelbar, aber öffnet die Gesellschaft für Themen.“ Schrecklich klar sei doch, dass „sozial schlechter Gestellte sich überhaupt nicht verwirklichen können.“ Zwanzig weitere Leute sitzen mit ihr in den zwei Mal wöchentlich stattfindenden Plena des Bündnisses der Bildungsstreikenden an allen Unis, das sich als parteiunabhängige Studentenvertretung für die kommende Bildungsstreik-Woche versteht. Ein Forum zur Emanzipation. Der Bezug zur Uni wächst, betont die Masterstudentin. Und: „Man spürt, nicht alleine mit seinen Sorgen dazustehen.“

Text und Fotos: Melanie Wolters

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