Wünsche an die Nordstadt

Wünsche 1Es gibt einen Brieffreund, der nie zurückschreibt – er lässt auf Briefe Geschenke folgen. Der alljährliche Wunschzettel wird traditionsgemäß an den geheimnisvollen Rauschebartträger gerichtet. Doch dieses Jahr schicken die Dortmunder ihre Weihnachtswünsche nicht an den Nordpol, sondern an die Nordstadt. Friederike Becker sammelt mit dem Projekt „Hochschule vor Ort“ Wünsche für den Norden. Sie schreibt zwar auch nicht zurück, lässt auf Briefe aber Taten folgen.

IMG_6502

Friederike Becker sammelt Wünsche für den Dortmunder Norden.

Auf Papier gebannt und von besinnlich warmem Licht beleuchtet hängen sie in dem Schaufenster der Nordstadtgalerie – Dortmunds Wünsche. 40 an der Zahl. Nicht solche, die dann später hübsch verpackt unter dem Weihnachtsbaum liegen sollen, sondern Wünsche, die sich an die Zukunft des Dortmunder Nordens richten.

Sie sind meist immateriell, manchmal kleine Liebeserklärung an Dortmunds raue Seite oder auch ganz konkrete Vorstellungen. Ein Projekt der FH Dortmund, das Meinung Öffentlich machen will und Kommunikation herstellen soll. „Viele Aktionen in der Nordstadt machen wir gemeinsam mit Vereinen und haben so ein Netzwerk aufgebaut. Mit den Wunschzetteln können wir sammeln, was diese Leute zu sagen haben“, erklärt Friederike Becker, Initiatorin des Projekts.

Für junge Menschen hier in der Nordstadt wünsche ich mir: Offene Augen, um ihre Chancen zu erkennen. Mut, sie anzunehmen und Ausdauer um sie erfolgreich zu nutzen!

Ein vielstimmiges Wunschkonzert

IMG_6515

Ameer ist ein syrischer Flüchtling und hat Wünsche an seine neue Heimat.

Nicht nur bekannte Personen und aktive Mitgestalter des Stadtteils, auch Anwohner oder Flüchtlinge sollen zu Wort kommen und sich von der Nordstadt etwas wünschen dürfen. Die Design-Studentin wand sich per Mail an Personen, die zum öffentlichen Leben der Nordstadt gehören, wie Bezirksbürgermeister Ludwig Jörder oder Annette Kritzler, Veranstalterin der Borsigplatz VerFührung. Aufgerufen seien aber ausdrücklich alle Leute, ihre Meinungen zu äußern.

Es werden nicht nur Wünsche an den Dortmunder Norden gesammelt, sondern auch Beobachtungen und Einschätzungen. Die Zusammenstellung der Wunschzettel präsentiert sich als Resümee, als Vorausblick und Appell. Friederike ist vor allem wichtig, einen Meinungsquerschnitt abzubilden. „Man soll alle Stimmen hören“, findet sie. Die zusammengetragenen Wünsche bilden die Vielfalt ihrer Verfasser ab. Während sich die einen die Gleichstellung mit dem Süden wünschen, wünschen sich andere keinen Bio-Supermarkt in der Nordstadt. Doch auch so was sei interessant, erklärt die Studentin. „Wir wollten es nicht so stark eingrenzen. Sonst verpasst man was“, erzählt sie weiter.

Ich wünsche mir vor allem, dass das Engagement der Anwohner hier so groß bleibt.

Ein Projekt, das noch wachsen darf

IMG_6505

Auf den Wunschzetteln für die Nordstadt steht ab und zu auch eine Liebeserklärung.

Als ein Meinungskaleidoskop beschreibt Friederike ihr Projekt. Es sollen so viele Perspektiven wie möglich abgebildet werden. Im Alltag werden manche Meinungen gehört – und andere überhört. Im Schaufenster der Nordstadgalerie finden alle ihren Platz. Und sie sollen zum Nachdenken anregen.

Bis Ende Januar werden die Wunschzettel noch im Schaufenster hängen. Danach sollen sie publiziert werden. In welcher Form ist noch unklar. Friederike erklärt: „Wir haben erst mal mit einem kleinen Projekt angefangen – das aber gerne noch wachsen darf.“ Zwar wird der klassische Wunschzettel nur zur Weihnachtszeit verfasst, Wünsche an den Dortmunder Norden werden aber das ganze Jahr über in Empfang genommen. Die Design-Studentin kann sich vorstellen, das Projekt weiterzuführen und vielleicht auch andere Orte mit einzubeziehen. „Wünsche, Statements und Meinungen gibt es schließlich immer“, erzählt sie. Die Aktion „Wunschzettel für den Dortmunder Norden“ könnte zu einer Austauschsplattform wachsen. Wo es letztendlich hingeht, weiß Friederike noch nicht.

Ich wünsche mir, dass die Menschen in der Nordstadt ihre Gemeinsamkeiten finden und nicht nur Unterschiede sehen.

Ein Wunschzettel an die TU Dortmund

Nicht nur an die Nordstadt richtet sich dieses Jahr ein Wunschzettel, auch an die TU haben die Studierenden ein paar Wünsche. Wir haben nachgefragt, was im Weihnachtsbrief an unsere Universität stehen würde.

[metaslider id=195896]

Fotos: Jasmin Assadsolimani

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert