Duell im Advent: Muss Rolf Zuckowski noch sein?

das-duell-jana-christianePünktlich zum ersten Advent ist er wieder da: Vor Rolf Zuckowski gibt es zur Weihnachtszeit kein Entrinnen. Sind die alljährlichen Dezemberträume musikalische Folter? Oder hat es einen Grund, dass sie uns seit so vielen Jahren begleiten?

pro contra
Es gibt die Generation Golf und die Generation Praktikum. Für beide bin ich zu jung. Wenn überhaupt, verbindet die Menschen in meinem Alter etwas viel einfacheres. Wir sind die Generation Zuckowski.

Elf Monate im Jahr merkt man kaum, dass die allermeisten von uns die gleichen Erinnerungen an „Rolfs Schulweghitparade“ teilen und noch heute mindestens eine Strophe von „Wie schön, dass du geboren bist“ mitsingen können. Der zwölfte Monat ist der Dezember. Die Zeit, in der wir all das, was wir über anspruchsvollen oder angesagten Musikgeschmack gelernt haben, guten Gewissens vergessen.

Kein Rolf – Keine Weihnachtsstimmung

Klar: Wir könnten Weihnachten auch ohne die Lieder von Rolf Zuckowski feiern. Man könnte ja auch Weihnachtsbaum und Adventskranz weglassen, von Geschenken, Weihnachtsmärkten und dem anderen liebgewonnenen Kommerz-Spaß ganz zu schweigen. An dem Fest selbst würde das nichts ändern. An der Weihnachtsstimmung schon.

Die Weihnachtslieder von Rolf Zuckowski mögen die Coolness eines selbstgestrickten Wollpullovers mit lustigem Rentiermuster haben. Aber so wie Wollpullis eben trotzdem bequem sind und warmhalten, scheint auch in vielen von uns eine nostalgische Wärme aufzusteigen, wenn wir die ersten Takte von „Dezemberträume“ oder „Wir warten auf Weihnachten“ hören.

Sentimentales Gutmenschentum

Rational erklären kann man solche Traditionen nicht. Wenn, dann am ehesten so: Rolf Zuckowski ist nah an dem, was Weihnachten in Deutschland heute bedeutet. Nicht nur „Stille Nacht, heilige Nacht“, aber auch viel mehr als „Santa Claus is coming to town“. Natürlich passiert das auf sentimentale und gutmenschelnde Art. Aber wann, wenn nicht im Advent, ist die Zeit für sentimentales Gutmenschentum?

Wenn wir alle Jahre wieder zur „Weihnachtsbäckerei“ unseren Plätzchenteig kneten, dann sind wir für einen Moment wieder auf dem Weihnachtslevel, auf dem unsere größte Sorge war, ob das Playmobil-Indianerdorf wirklich unterm Baum liegen würde. Ein bisschen infantil, aber viel schöner als die halszuschnürenden Dezember-Deadlines, To-Do-Listen oder Familienfeiern, die einem anständigen Erwachsenenleben offensichtlich angemessener wären.

Die gefühlsresistenten Hipster dieser Welt dürfen es sich unter dem Weihnachtsbaum gerne mit ein paar dreißigminütigen Prog-Rock-Improvisationen von The Mars Volta bequem machen. Bestimmt sehr gemütlich, aber es wird ihnen nichts nützen. Spätestens wenn der eigene Nachwuchs sie zur Weihnachtsfeier in den Kindergarten mitschleift, hat Rolf Zuckowski doch gewonnen.

Neulich saß ich in meinem Auto und war auf dem Weg zur Arbeit. Und wie sollte es anders sein – ich stand im Stau. Ich schaltete das Radio ein, um die Staumeldungen zu hören. Doch das war natürlich ein großer Fehler. Mir trällerte prompt „in der Weihnachtsbäckerei“ vom lieben Rolf Zuckowski entgegen – schon war meine Laune noch weiter im Keller. Schon als kleines Kind war ich nicht unbedingt ein Fan von ihm und werde es auch heute nicht mehr werden.

Jedes Jahr wieder

In den 90ern hatte Rolf Zuckowski seine Sturm und Drang Zeit. So flimmerte er etliche Male über den heimischen Fernsehapparat – vor allem zur Weihnachtszeit. Damals fanden unsere Eltern es voll cool, die Sendung von Rolf Zuckowski und seinen Freunden aufzunehmen –  noch auf VHS. Damit man es immer und immer wieder sehen konnte. Dennoch wurde er nie mein Freund und das ist auch verdammt gut so.

Es gibt viele schöne Weihnachtslieder – die sogar ich mag. „Oh Tannenbaum“ oder „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und viele andere, zu denen ich selbst mitsinge. Aber auch die höre ich nicht, wenn ich für Weihnachten Kekse backe, also wie sollte ich dann Rolf Zuckowski hören? Nur weil er ein ach so tolles Lied hat, was zufälligerweise „In der Weihnachtsbäckerei“ heißt. Bevor ich mir das antue, höre ich lieber Within Temptation oder Nightwish. Mich bringt das eher in Weihnachtsstimmung als alles andere.

Master of Copy Paste

Schaut man sich vor allem seine Weihnachtsalben an, kann man nur sagen Hut ab – fast jedes zweites Lied stammt aus eigener Hand – aber genau so viele nicht! Zudem nimmt er da keinen Halt an den klassischen Kinderweihnachtsliedern, wie beispielsweise „Morgen kommt der Nikolaus“ oder „Leise rieselt der Schnee,“ nach denen wir alle schon als Kind gesungen haben und sie wahrscheinlich auch geliebt haben – dennoch würde ich mir das eher von einem Symphonieorchester anhören als von ihn.

Trotzdem tu dieses Rolf Zuckowski, dabei singt er nicht alleine – sondern mit seinen Freunden. Seine sogenannten Freunde sind allesamt Kinder. Also hört man im Hintergrund seiner Lieder immer kleine krätzende – ähm singende – Kinder vergleichbar mit einer Oma, die man im Nacken hinter sich hat und schief zu den Kirchenlieder im Weihnachtsgottesdienst mitsingt. Also wie soll da bitte Weihnachtsstimmung aufkomme? Genau, gar nicht – da lass ich lieber meinen CD-Player aus.

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Foto: stockxchng/bizior, Montage: Steinborn/Schweigmann, Teaserfoto: Elisabeth Patzal/ pixelio.de

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