Alle Jahre wieder

Wenn alle Jahre wieder Wham ihr„Last Christmas“ aus dem Radio schmettern ist zumindest eines sicher: Weihnachten ist nicht mehr weit. Wo bei vielen die altbekannten Weihnachtshits einfach dazugehören, geht bei anderen jedoch der Blutdruck schon beim ersten Glöckchen klingeln in die Höhe. Die Meinungen über Weihnachtslieder sind geteilt. Auch bei den Studenten sind die Lager gespalten.

Weihnachtszeit ist Liederzeit. Quelle: Birgit Winter/ Pixelio

Weihnachtszeit ist Liederzeit. Foto: Birgit Winter/ Pixelio

Dabei haben Weihnachtslieder ursprünglich gar nichts mit Coca-Cola und Co zu tun, wie Günther Rötter, Professor für Musik an der TU Dortmund erklärt. „Weihnachtslieder kommen aus der kirchlichen Liturgie. Im Mittelalter hat der Pfarrer lateinische Lieder vorgesungen. Nach und nach wurde dann immer mehr die Gemeinde einbezogen“. Nach der Reformation wurden die Weihnachtslieder immer populärer. Martin Luther komponierte sogar selber einige der heute noch bekannten Lieder, wie zum Beispiel „Vom Himmel hoch“. Die heute bekannten Lieder „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Oh du Fröhliche“ wurden schon sehr schnell in bis zu 300 Sprachen und Dialekte übersetzt.

Viele Weihnachtslieder verbreiten Winterstimmung

Auch heute hören viele Leute noch die alten Weihnachtslieder. „Ich höre gerne „Stille Nacht““, sagt Katharina Zentgraf, Studentin an der TU-Dortmund. „Meine Lieblingslieder sind Sachen die ich mit der Blockflöte spielen kann“, so Kristin Jüdt, „„Kling, Glöckchen, klingeling“ oder „Schneeflöckchen“ zum Beispiel“. Dabei verdienen viele der Lieder, die den meisten schon seit dem Kindergarten als typisches Weihnachtslied bekannt sind, diese Bezeichnung jedoch im ursprünglichen Sinn gar nicht. „Kling, Glöckchen, klingeling“ und „Jingle Bells“ beziehen sich mit dem Glöckchenbimmeln zwar auf Winterstimmung, haben aber keine christliche Botschaft mehr. „Seit dem letzten Jahrhundert besteht der Trend, dass der christliche Bezug immer mehr rausgenommen wird“, sagt Professor Rötter.

An manchen Tagen darf es auch mal „Last Christmas“ sein

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Katharina Zentgraf hört englische und deutsche Weihnachtslieder. Foto: Elisabeth Thobe

Was bei uns Jahr für Jahr aus dem Radio kommt, hat den Christlichen Bezug schon lange verloren. Unglückliche Liebesgeschichten und rote Nasen haben „Oh du Fröhliche“ verdrängt. Und das geht auch manchem Studenten auf die Nerven. Laura Mlynarek, Geschichtsstudentin im dritten Semester, kann die englischen Radiosongs schon lange nicht mehr hören. Andere Studenten wie Katharina Zentgraf sind da geteilter Meinung. „Bei mir kommt es immer ganz drauf an: Deutsche Lieder sind natürlich kulturell besser, aber inzwischen gibt es ja auch genug englische. Wham mit „Last Christmas“ darf es auch mal sein“.

Englische Weihnachtshits erobern den Markt

Warum die englischen Weihnachtshits bei uns inzwischen so bekannt sind, hat mit unserem sonstigen Musikgeschmack zu tun, erklärt Professor Rötter. „Es hat ja insgesamt das Anglo-amerikanische bei uns Einzug gehalten. Die englischsprachige Popmusik ist dann natürlich mit englischen Weihnachtsliedern kompatibler.“ Außerdem muss man bei den englischen Liedern „nicht so auf Text und Botschaft achten“. Der wohl bekannteste englische Weihnachtssong wurde im Jahr 1984 veröffentlicht – „Last Christmas“ von Wham wurde inzwischen 1,4 Millionen Mal verkauft. „Mit der christlichen Botschaft hat das allerdings schon lange nichts mehr zu tun.“

Ob englische oder deutsche Lieder, das bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Denn über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Eins jedoch ist sicher, Weihnachtslieder kommen einfach alle Jahre wieder.

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