Vitamin B: Networking ist schon im Studium sinnvoll

Netzwerken bringt viele Vorteile – sowohl privat als auch beruflich.

„Den Job habe ich durch einen Bekannten bekommen“. – „Ich kenne den Chef ganz gut.“ – „Meine Freundin kennt den Personalleiter“. Ob einen Job oder ein Praktikum – in der Arbeitswelt zählen Kontakte mehr als alles andere. Wer jemanden kennt, der jemanden kennt, kann sich das zum eigenen Vorteil machen – und sollte das auch! Das passende Netzwerk kann den Einstieg in den Job leichter und schneller machen. 

Ein guter Abschluss mit Bestnoten reicht schon lange nicht mehr aus, um später im Job erfolgreich zu sein. Viel wichtiger sind Kontakte. Sie können den Einstieg in den Job erleichtern. Denn wer die richtigen Personen an den wichtigen Positionen kennt, der kann davon profitieren. Doch wie knüpft man die passenden Kontakte und findet die persönliche Portion „Vitamin B“? 

Netzwerken beginnt in der Familie

„Im Grunde fängt das Netzwerken bereits in der Familie an“, sagt Andreas Lutz, Buchautor und Gründungsberater aus München. Ein soziales Netzwerk zu haben mache schließlich Spaß und gebe dem eigenen Leben Qualität. „Das klingt zwar banal, ist aber das wichtigste am Netzwerken, von dem man dann privat und beruflich profitieren kann“, sagt Lutz.

In "Praxisbuch Networking" hat sich Andreas Lutz mit dem Thema Netzwerken befasst. (Bild: Andreas Lutz)

In „Praxisbuch Networking“ hat sich Andreas Lutz mit dem Thema Netzwerken befasst. (Bild: Andreas Lutz)

Beim Networking handelt es sich zum einen um die Möglichkeit der Empfehlung durch andere. „Wenn eine Person mich als zuverlässigen, guten Arbeiter kennen lernt, kann sie anderen davon berichten“, erklärt Lutz. Gerade in einer „Wissensgesellschaft“ wie der heutigen, in der das Wissen als Endprodukt vermarktet werden muss, seien persönliche Empfehlungen nach Leistung wichtiger denn je.

Nicht nur bei der Jobsuche kann „Vitamin B“ helfen – auch die Bindung zum Kunden kann dadurch verbessert werden. „Selbstständige, die zum Beispiel Aufträge suchen, können durch Empfehlungen von anderen neue Kunden gewinnen und diese an sich binden“, sagt Lutz. Netzwerken sei für Unternehmen daher die „billigste Form des Marketings“.

Innerhalb einer Firma kann Networking den Kontakt zu weiteren Bereichen öffnen. Kennt man die Leute in den anderen Positionen, lassen sich interne Probleme oft schneller lösen, sagt Lutz. „Dieses Netzwerk kann schließlich die Zusammenarbeit und Kooperation verbessern und natürlich auch beim Karriere machen helfen“. Oft erfahre man so schon vom Jobangebot, bevor die Suchanzeige offiziell raus ist – Die Mittagspause mal mit anderen Kollegen zu verbringen, kann sich also lohnen.

Ob Angestellter oder selbstständig – es lohnt sich für jeden

Doch hinter einem Netzwerk steckt noch mehr. „Der Einzelne profitiert ja vielfältig: Er bekommt Rat, erhält Tipps und hilft gleichzeitig anderen. Dabei entstehen Kontakte, die für das Leben lang wichtig sind“, sagt Lutz. Daher sei es wichtig, dieses „Geben und Nehmen ohne monetären Nutzen“ stetig zu pflegen und sich zu engagieren.

Egal ob Ingenieur, Betriebswirt oder Geisteswissenschaftler – am Ende profitiert jeder, sagt Lutz. Er hält Networking gerade für Personen, die in Führungspositionen wollen, für besonders wichtig. „Leute die in Vertriebspositionen arbeiten, Kundenkontakt haben und eine Führungsposition anstreben, erhalten durch ein Netzwerk gute Chancen. Denn so werden Fähigkeiten mitgeteilt, die nicht mit Noten bewertet werden“, sagt Lutz.

An diesen Orten findet man Netzwerkpartner

Freunde und Familie sind das eine, doch wer beruflich nach „Vitamin B“ sucht, findet den Personalleiter der Firma vermutlich nicht in seinem Bekanntenkreis. Doch die richtigen Ansprechpartner zum Networking kann man mit ein bisschen Engagement trotzdem finden: 

  • Berufs- und Fachmessen: Wenn sich Fachleute treffen, ist die Personalabteilung meist nicht weit. Gerade auf Messen herrscht eine offene Gesprächsatmosphäre, die dazu einlädt, sich auszutauschen. Die Unternehmen informieren gern über Berufsmöglichkeiten, dem Bedarf an Einstellungen und ihren Anforderungsprofilen. Dort kann man auch nach Praktika- und Jobangeboten fragen.
  • Hochschulmessen und -veranstaltungen: Auf internen Veranstaltungen an Fachhochschulen und Universitäten trifft man oft bekannte Gesichter wieder. Absolventen, ehemalige Kommilitonen oder Vertreter von studentischen Initiativen eignen sich perfekt als Netzwerkpartner. Schnell lassen sich Gemeinsamkeiten finden – der erste Schritt zum Networking.
  • Online-Plattformen: XING, LinkedIn oder einfach Facebook – Wichtig ist dabei, sich selbst gut zu vermarkten und dennoch nicht zu übertreiben. Neben dem eigenen Profil gibt es zum Beispiel auf Facebook Gruppen verschiedener Berufe. Dort kann man sich austauschen und Kontakte knüpfen.
  • Bestehende Netzwerke: Wer sich kein eigenes Netzwerk aufbauen möchte, kann in ein bestehendes eintreten. Dabei sollte man über gemeinsame Interessen gehen: Parteien, Verbände, Vereine und Studentengruppen bieten unter anderem die Möglichkeit, neue Leute kennen zu lernen.

Doch auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel der IT-Branche, lohnt sich der Aufbau eines Netzwerkes. „Nicht selten fanden IT-Experten die kreative Lösung für ein Problem durch ein Gespräch mit Kollegen in der Kaffeeküche“, erzählt Lutz. Networking – die Pflege sozialer Kontakte – könne daher „die eigenen Scheuklappen entfernen“.

Schon im Studium ist Netzwerken sinnvoll

Wie bei vielen Dingen gilt außerdem: Früh anfangen lohnt sich. „Für Praktika oder das spätere Berufsleben lohnt es sich, schon im Studium anzufangen“, sagt Lutz. Er rät Studierenden, etwa in den letzten beiden Jahren vom Studium aktiv am Aufbau eines Netzwerkes zu arbeiten. „Mittlerweile geht es einfach nicht mehr um Noten, sondern um Qualitäten, die nicht benotet werden.“

XING - ein Online-Angebot zum Netzwerken. (Bild: Xing.)

XING – ein Online-Angebot zum Netzwerken. (Bild: Xing.)

Die wichtigen und vor allem richtigen Leute kann man an vielen Orten kennen lernen. „Es gibt Messen, Angebote an Hochschulen, bereits bestehende Netzwerke in Form von Verbänden und Parteien, aber natürlich auch Möglichkeiten im Internet“, sagt Lutz. Neben Blogs und Facebook-Gruppen, empfiehlt Lutz Online-Plattformen wie XING und LinkedIn. „Wer keine eigene Webseite hat, sollte sich dort ein Profil anlegen – das ist sozusagen Pflicht, wenn man Networking betreiben will.“

Was wirklich zählt: Du selbst

Das Wichtigste für ein funktionierendes Netzwerk ist jedoch die persönliche Einstellung. „Für den Kontakt mit anderen sollte man neugierig und offen sein, keine Vorurteile mitbringen und vor allem nicht nur den möglichen Profit sehen“, erklärt Lutz.

Außerdem sollte man sich als Person nicht als jemand verkaufen, der man nicht ist. „Das Interesse an der anderen Person muss echt sein und auch die Neugier muss vorhanden sein, damit sich etwas entwickeln kann“, sagt Lutz.

Auch auf LinkedIn lässt sich online netzwerken. (Bild: LinkedIn)

Auch auf LinkedIn lässt sich online netzwerken. (Bild: LinkedIn)

Am Anfang steht der Small-Talk

Der Schlüssel hierbei: Ein gelungener Small-Talk. „Am besten findet man Themen, für die sich beide interessieren. Das kann der letzte Wanderurlaub sein oder was man am Wochenende gemacht hat. Hauptsache es gibt Gemeinsamkeiten, über die man reden kann“, sagt Lutz. Schließlich entsteht so der erste Kontakt – der kann erweitert und vertieft werden.

Ebenso wichtig beim Networking ist Engagement. Denn das Geben und Nehmen braucht Zeit und persönliche Aufmerksamkeit. „Man muss immer denken: Was kann ich für den anderen tun? Denn der Erfolg hängt davon ab, wie regelmäßig man Networking betreibt“, sagt Lutz. Diese stetige Arbeit kann dabei manchmal ganz wenig sein – zum Beispiel ein Lob und Dank zur richtigen Zeit.

„Wer bereit ist, anderen zu helfen und dabei nicht eitel ist, der kann auch selbst nach Unterstützung fragen“, sagt Lutz. Jedoch sollte der andere dabei nicht das Gefühl bekommen, helfen zu müssen. Aufpassen sollten auch diejenigen, die ständig auf der Suche nach neuen Kontakten sind. „Man sollte lieber sein altes Netzwerk pflegen und die Kontakte erneuern, anstatt sich ständig ein neues aufzubauen“, rät Lutz. Schließlich zähle beim Networking auch: Jeder hat ein Netzwerk und sollte es pflegen. 

Die Pflege der sozialen Kontakte lohnt sich also nicht nur für den Aufstieg auf der Karriereleiter. Denn Networking bietet die Möglichkeit, Unterstützung sowie Tipps und Rat von anderen zu bekommen – sowohl privat als auch beruflich. Daher lohnt sich Networking für jeden, der bereit ist, erst zu geben und dann zu nehmen.

Beitragsbild: Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO

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