Picknick auf der Überholspur

Sich zum Picknick auf die Autobahn zu setzen ist normalerweise nicht ratsam. Das macht man meist auch nur einmal im Leben. Aber am Sonntag, 18. Juli, ist alles anders: Dann ist die A40 freigegeben zum Essen, Tanzen, Radfahren und zu vielem mehr. Im Rahmen der Ruhr 2010 darf sich jeder einen Tag lang auf die A40 begeben – und auch die TU Dortmund ist dabei.

So soll die A40 am Sonntag aussehen. Bild: Ruhr 2010 Montage.

So soll die A40 am Sonntag aussehen. Montage: Ruhr 2010

Als der Organisator des A40-Projekts, Fritz Pleitgen, der versammelten Presse letzte Informationen zu seinem Projekt gibt, bemüht er sich gar nicht erst um Nüchternheit: „Für mich geht mit dem Stilleben-Projekt ein Traum in Erfüllung.“ Ein Hauch von „I have a dream“ und von einem tieferen Sinn: Verschiedenste Menschen jeglicher Generationen und Kulturen sollen sich am 18. Juli auf der A40 an einen langen Tisch setzen und gegenseitig ein Stück ihrer Kultur präsentieren. Rund 20.000 Tische sind aufgestellt, zu einem Preis von 25 Euro kann ein Tisch gemietet werden. Und selbstverständlich ist auch die TU Dortmund dabei. An 27 Tischen zeigt die Uni verschiedene Projekte – tiefgründige und humorvolle.

Das darf ruhig so sein. Fritz Pleitgen stellt keine hohen philosophischen Ansprüche an die Darbietungen. „Es ist egal, was gezeigt wird. Wichtig ist, dass es mit Kultur zu tun hat.“ Auf der Homepage des Stilleben-Projekts werden ein paar Beispiele genannt: Musik könne man machen oder tanzen, aber auch landestypisches Essen oder eine Lesung seien sehr erwünscht.

In Burkas verkleidet über die A40

Nun sind diese Anregungen für Studenten nicht immer geeignet. Das typische Essen würde sich eher schnell erschöpfen (Pasta mit Soße, Pasta mit Käse, Pasta mit Käse und Soße, Pasta ohne Käse ohne Soße) und Lesungen kennt ein Student zur Genüge. Die TU Dortmund bietet deshalb anderes: Etwa eine Fotoausstellung, in der Kunststudenten den typischen Studentenalltag dokumentieren. Oder ein Ethnologie-Projekt, bei dem Studenten in Burkas verkleidet über die A40 gehen – und die Reaktionen beobachten.

Wenn die Autobahn keine Autobahn mehr ist. Foto: Grafik Ruhr 2010.

Wenn die Autobahn keine Autobahn mehr ist. Grafik: Ruhr 2010

Ein etwas anderes Projekt betreuen die Statistik-Studenten der TU. Sie haben verschiedene Flaschen mit Cola Light und Cola Zero dabei. Passanten können an den Tisch kommen und Probe trinken, um anschließend ein Urteil abzugeben: Um welche Cola-Sorte handelt es sich? Damit wollen die Statistiker rausfinden, ob der Otto-Normalverbraucher die Sorten richtig zuordnen kann. Vielleicht kein tiefgründiges Projekt, aber bei der Wärme doch deutlich angenehmer als ein ausdauernder Spaziergang in Burka.

Bewegung ohne Motor

Natürlich sind an diesem Tag auf der A40 auch verschiedene Verkehrsmittel erlaubt. Es gibt nur eine wichtige Grundregel: Das Fortbewegungsmittel darf keinen Motor haben. Fahrräder oder Inlineskates dagegen sind völlig unproblematisch. Sie sollen sich auf der Bahn der einen Fahrtrichtung bewegen, während die Tische auf der anderen Seite stehen. Der Vorteil am Radfahren ist offensichtlich: Wer spontan Lust verspürt, am Sonntag die A40 zu erkunden, kann mit dem Auto zu einem der Park&Bike-Plätze kommen, das Rad hervorholen und die Autobahn entlangradeln. An den Tischen auf der Gegenspur sind hingegen nur noch wenige Plätze frei -wer kommen will, muss sich zügig anmelden.

Die Tische werden schonmal zur Probe aufgebaut. Foto: Sascha Kraus.

Die Tische werden schonmal zur Probe aufgebaut. Foto: Sascha Kraus.

Ein Traum soll es werden, sagt Fritz Pleitgen. Für die Besucher kann das durchaus wahr werden: Zusätzlich zu den Tischen gibt es Stände mit Essen und Getränken sowie hunderte von Freiwilligen, die sich nach eigener Aussage um alles kümmern (O-Ton von Volunteer-Chef Christian Thoben: „Vom Balsambad bis hin zu Damenbinden“). Wer kein Essen vom Stand will, kann sich auch selbst versorgen – nur grillen ist verboten.

Ein Traum also. Velleicht. Und für die Autofahrer? Ein Alptraum wohl eher. Vielleicht. Eine großflächig gesperrte Autobahn zu umkurven, und das am ersten Ferienwochenende, führt trotz Beteuerungen der Organisatoren vermutlich zum Chaos. Was also tun? Ein möglicher Rat: Auto abstellen und dazukommen. Das gilt für jeden, der zufällig vorbeikommt. Nur für passionierte Reiter dürfte ein spontaner Ausflug schwierig werden: Pferde sind auf der A40 strengstens verboten. Selbst das Argument „Park&Ride“ dürfte nicht ziehen.

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