Annike Krahn: Weltfußballerin und Studentin aus dem Ruhrgebiet

Auch wenn ihr der offizielle Titel „Weltfußballerin“ noch fehlt, so spielt die Bochumerin Annike Krahn doch schon lange auf dem internationalen Fußballrasen mit. Nebenbei hat die 24-Jährige noch ein Studium an der Ruhr-Uni Bochum absolviert. Der pflichtlektüre erzählte sie, wie sie den Spagat bis zum Abschluss schaffte.

Annike Krahn organisiert dei Abwehr beim FCR 2001 Duisburg und der Nationalmannschaft; Foto: Daniela Klöppel

Annike Krahn organisiert die Abwehr des FCR-Duisburg und in der Nationalmannschaft. Foto: Daniela Klöppel

Sie ist Europameisterin, Weltmeisterin, hat eine Olympische Bronzemedaille im Schrank und ist frisch gebackene DFB-Pokalsiegerin. Doch vor allem ist sie dabei auf dem Boden und ihrer Heimat, dem Ruhrgebiet, treu geblieben.

Aber wie schafft man es so erfolgreich Fußball zu spielen, international und national abzuräumen und trotzdem nebenbei auch noch ein Studium zu absolvieren? An der Ruhr-Uni Bochum hat Annike Krahn gleich in der Nähe ihres Duisburger Vereins Sportwissenschaft studiert. Die RUB ist seit 2003 „Partnerhochschule des Spitzensports“ – da darf man in ihrem Fall schonmal einen Tag öfter fehlen.

Viel Verständnis an der Uni

Krahn macht keinen Hype um ihren Lebensstil. Vielmehr scheint sieht sie sich als ganz normale Studentin. Man begegnet ihr auf Augenhöhe, nahezu selbstverständlich spricht sie über ihre Uni-Zeit, schmälert fast schon ihren beeindruckenden Spagat zwischen Hörsaal und Fußballplatz. „Ich hatte an der Uni auch viel Glück mit den Dozenten“, sagt Annike Krahn, „wenn ich direkt am Anfang des Kurses gesagt habe, dass ich Fußball spiele, hatten sie eigentlich immer Verständnis dafür, dass ich einfach mehr Fehltage hatte als die anderen.“ Es käme eben darauf an, wie man mit den Dozenten umgehe. „Ich war aber auch jemand, der wirklich immer da war, wenn ich nicht mit Fußball unterwegs war“, sagt sie und grinst vielsagend.

In der Abwehr des FCR 2001 Duisburg und in der Nationalmannschaft übernimmt die Verteidigerin oft die Organisation – ein Talent, dass ihr auch im Alltag zwischen Uni und Fußball zu Gute kommt. Durch eine klare Strikturierung ihres Alltags hat sie es geschafft, ihre sportliche Karriere und das Studium unter einen Hut zu bringen. „Abstriche muss man immer machen. Also habe ich im Wintersemester mehr Vorlesungen oder Veranstaltungen besucht und im Sommersemster, wenn es dann auf die Turniere zuging, einfach weniger“, sagt sie. Logisch klingt das.

Annike Krahn, eine ganz normale Studentin mit Weltkarriere

Annike Krahn - an der Uni ist sie eine ganz normale Studentin. Foto: Melanie Meyer

Annike Krahn berichtet von ihrem Leben zwischen Fußball und Studium als wäre es das Normalste der Welt, wirkt dabei völlig entspannt und bodenständig. Allgemein würde man sie wohl als „cool“ bezeichnen.

Vom Traumberuf leben? Nicht für immer

Annike Krahn ist momentan in ihrem Sport so erfolgreich, dass sie vom Fußball leben kann und sich so ihr Studium finanzieren konnte. „Aber ich weiß, dass ich das nicht mehr kann, wenn ich nicht mehr aktiv spiele“, sagt sie. Denn zwischen den Gehalts-Dimensionen des Männer- und des Frauenfußballs liegen noch immer Welten. „Rücklagen schaffe ich hiermit keine“, sagt die 24-Jährige. Doch Fußballerin sei eben ihr Traumberuf.

Das Studium sollte also dazu dienen, sich für die Zeit nach dem Fußball abzusichern. Dass die Ruhr-Uni ihr Studienort wurde, hat natürlich auch etwas mit lokaler Verbundenheit zu tun. „Die RUB stand für mich von vornherein als Studienort fest“, sagt sie. Denn so konnte sie in Bochum wohnen bleiben und hatte es nicht weit zu ihrem Trainingsplatz in Duisburg.

Eine ganz normale Studentin

Annike Krahn im Einsatz für die Nationalmannschaft; Foto: Daniela Klöppel

Annike Krahn im Einsatz für die Nationalmannschaft. Foto: Daniela Klöppel

Von ihren Kommilitonen habe Annike Krahn generell viel Unterstützung erfahren. „Die wussten ja vom ersten Semester an, dass ich Fußball spiele“, sagt sie, „und sie waren eigentlich immer bereit, mir Unterlagen zukommen zu lassen oder mir Fragen zu beantworten. Ich war halt eine ganz normale Studentin.“

Vor Kurzem hat sie ihren Abschluss gemacht. Ihr Schwerpunkt: Sportmanagement. Das kommt ihr natürlich in ihrem Beruf als Fußballerin zu Gute – vor allem bei der Selbstvermarktung. Denn gemeinsam mit ihrem Bruder und dessen Freundin betreibt sie eine eigene Homepage. „Meine Fans sind mir sehr wichtig und ich glaube ich bin für sie schon sehr zugänglich. Die Fragen, die mir gestellt werden, versuche ich auch immer direkt zu beantworten“, sagt sie.

Doch nicht nur Fragen kann man hier stellen, man kann sich auch einen lebensgroßen Starschnitt à la „Bravo“ von Annike Krahn herunterladen und ausdrucken oder T-Shirts im Fan-Shop bestellen. „Ich würde natürlich nicht mit meinen eigenen Shirts rumlaufen, aber den Leuten gefällt’s“, sagt sie und lächelt verschmitzt. Ihr Lieblingsshirt trägt die Aufschrift: „Morgens habe ich keine Gefühle“. „Das spielt auf eine Äußerung von mir bei der WM an. Es soll nicht heißen, dass ich ein Morgenmuffel bin. Bin ich nämlich gar nicht“, sagt Krahn. Bei der Karriere ist das auch kaum vorstellbar.

Von Starkult keine Spur

Von Starkult möchte sie trotz des Merchandising aber nicht sprechen. „Ich selbst sehe mich nicht als Star. Vielleicht bin ich ein Vorbild für kleine Mädchen, aber nicht der Star schlechthin“, sagt sie.

Annike Krahn trainiert mit ihrer Mannschaft des FCR 2001 Duisburg; Foto: Melanie Meyer

Mit der Nummer 13: Annike Krahn. Hier beim Training mit ihrer Mannschaft des FCR 2001 Duisburg. Foto: Melanie Meyer

Einen Grund dafür, dass ein solcher Hype um die Spieler im Frauenfußball nicht so existiert wie bei den Männern, sieht Annike Krahn auch bei der medialen Berichterstattung. „Es gibt natürlich große Unterschiede. Das ist aber auch normal. Der Männerfußball hat eine 100-jährige Geschichte, der der Frauen 25. Über die Bundesliga der Frauen wird zudem nicht viel berichtet, wie sollen da Stars entstehen?“

Auf ihrer Homepage verkündet sie, dass ihr eine Ausbildung sehr wichtig sei. Die hat sie nun mit ihrem Studium erfolgreich abgeschlossen. Und Spaß gemacht hat es auch. „Besonders hat es mir im Grundstudium gefallen, dass ich neun Sportarten ausprobieren konnte. Vor allem den Gymnastik-Kurs fand ich gut. Sowas hätte ich wahrscheinlich nie gemacht, aber an der Uni kam ich damit auch noch ums Turnen herum – das war ganz angenehm“, sagt und wieder ist da dieses vielsagende Grinsen.

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