Grundrecht Studium, auch für Flüchtlinge

Screenshot Wings University

„Weltklasse Bildung für Flüchtlinge. International anerkannte Abschlüsse. Für jeden. Zu jeder Zeit. Überall. Kostenlos.“ Die Internetseite des Wings University macht Flüchtlingen auf der ganzen Welt Hoffnung. (Bild: Screenshot Internetseite Wings University)

Programme wie „Führungskräfte für Syrien“ des Auswärtigen Amts und des Deutschen Akademischen Austauschdientes (DAAD) geben Studierenden aus Syrien die Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen und hier zu studieren. Initiativen wie Pro Asyl und Stay! versuchen Flüchtlingen und Asylbewerbern, die nicht in Programme wie „Führungskräfte für Syrien“ untergekommen sind, zu helfen. Doch das reicht bei weitem nicht aus. Tausende Flüchtlinge warten auf Asyl. Wollen studieren, wollen arbeiten. Aber sie dürfen nicht. 

Die Wings University will Flüchtlingen, die ihre Wartezeit in den Flüchtlingslagern sinnvoll nutzen wollen, auch ohne Asyl, Papiere und Zeugnisse die Chance geben, zu studieren. Der Student Markus Kreßler aus Berlin hatte vor circa einem Jahr die Idee für diese „Online-Flüchtlings-Universität“.

Online studieren längst keine Zukunftsvision mehr

Aber wie soll das funktionieren? Markus Kreßler: ”In Amerika ist E-Learning Gang und Gebe, zum Beispiel am „MIT“(Massachusetts Institute of Technology) oder an der Yale University. Dort werden E-Learning Programme für Massive Open Online Courses (MOOC) produziert, die wir anbieten können. Es gibt bereits über 10.000 Vorlesungen, die für Online-Studiengänge konzipiert sind. Die können wir, einige nach Zahlung einer Lizenzgebühr, einige kostenlos, für unser Uni nutzen. Erstmal werden wir die englischen Kurse von MOOC anbieten. Langfristig wollen wir auch eigene Kurse produzieren, dann in mehreren Sprachen. Zu den Online-Vorlesungen haben wir mit unseren Professoren Übungsblätter, Tests und Material entwickelt, das unsere Studenten runterladen können. Durch Umfragen mit verschiedenen Flüchtlingsorganisationen haben wir die drei gefragtesten Studiengänge bei Flüchtlingen ausgewählt: Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Ingenieurwissenschaften werden wir voraussichtlich ab dem Frühjahr 2016 anbieten. Im Herbst wird es bereits Sprachkurse geben.“

Bildung ist ein Grundrecht – sie anzubieten kostet leider Geld

Wie kann das finanziert werden? Das Team arbeitet ehrenamtlich. Professoren und Organisationen unterstützen das Projekt. Markus Kreßler steht außerdem mit vielen Universitäten und Institutionen in Kontakt. Der schnellste und einfachste Weg für eine Akkreditierung und damit zur staatlichen Anerkennung des Studiums, führt über Partner-Universitäten, die bereits akkreditiert sind. Noch hat die Wings University keinen Partner. Für die Anfangskosten, zum Beispiel die Linenzgebühren der E-Learning Kurse sind Partner-Universitäten aber zwingend erforderlich. Die Folgekosten, von jährlichen circa 650 Euro pro Student könnte die Wings University laut Kreßler auch ohne Partner stemmen: „Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit des Refinanzierungsprinzips, bei dem die Studenten kostenlos studieren und erst nach dem Abschluss und ab einem festgesezten monatlichen Gehalt in einen Fond für die aktuelle Studierenden-Generation einzahlen.“ Um das Studium wirklich kostenfrei anbieten zu können, hoffen Kreßler und sein Team auf Spenden, Stiftungsgelder und Crowdfunding.

Ein mal die Woche Internet ist genug

Zugang zu Computern und Internet für Flüchtlinge sollen zum Beispiel mit Hilfe von Firmen gesichert werden, die alte Laptops mit einer neuen Software und einem Internetstick ausstatten – Kreßler steht mit solchen Firmen in Kontakt. Kosten für einen Laptop: sieben Euro. Viele Flüchtlinge besitzen aber auch einen Laptop und ein Smartphone. Außerdem würde ein Internetzugang ein Mal in der Woche ausreichen: Vorlesungen, Übungsblätter, Übungen und Foren-Beiträge werden zum Runterladen bereit stehen und im Offline-Modus verfügbar sein. Kreußler erklärt das Prinzip: „Informatiker können zum Beispiel nach einer Lehreinheit zum Programmieren einen Programmier-Code in die App eingeben und die nächste Einheit absolvieren. Sobald wieder eine Internetverbindung besteht, kann überprüft werden, ob der Code funktioniert.“

Die Wings University verbreitet sich rasend schnell in den Flüchtlingslagern. Über 3000 Anfragen und Newsletter-Anmeldungen von Flüchtlingen sind bei Markus Kreßler und seinem Team in den ersten zwei Wochen eingegangen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert