Bubble Tea – Made in Taiwan

In Asien, Amerika und Australien ist Bubble Tea bereits seit Jahren ein genauso fester Bestandteil der Ess- und Trinkkultur wie Produkte von Starbucks. Auch hierzulande schießen neue Bubble Tea Filialen aus dem Boden wie Pilze. Vor allem die jüngere Generation ist fasziniert von dem Getränk, das seinen Ursprung in Taiwan hat.

In schlichtem Weiß hat Ka Hoo Au (28) seinen Bubble Tea-Laden “Be Bubble” in Bochum gehalten. Eine weise Entscheidung, ist doch das, was er anbietet, schon bunt genug: Die Rede ist von Bubble Tea. Der gebürtige Hongkonger eröffnete im Dezember 2011 seinen Laden und hat seitdem viel Kundschaft. Besonders Schulkinder kommen nach Schulschluss in seinen Laden. Doch nicht nur die jüngere Generation trinkt Bubble Tea, auch immer mehr Erwachsene schauen in Mittagspausen oder nach der Arbeit in seinem Laden vorbei.

Kreischende Farben sind typisch für die neuen Variationen von Bubble Tea. Hier Schwarztee Mango. Foto: Anna Dörnemann

Kreischende Farben sind typisch für die neuen Variationen von Bubble Tea. Hier Schwarztee Mango. Fotos: Anna Dörnemann

Schwarztee Mango trinken die Kunden hier am liebsten

Au hat die Machart in Hong Kong gelernt und verwendet seine ganz eigene Teemischung, die er selber aus Wasser und Teeblättern herstellt. Über 80 verschiedene Variationen bietet er in seinem Laden an. Dabei können die Kunden zwischen verschiedenen Fruchtsaftkonzentraten, Milch, Joghurt und den sogenannten „Toppings“ wählen.

Bei den „Toppings“ kann sich nach Herzenslust ausgetobt werden: Entweder, man entscheidet sich für die klassische Variante mit Tapiokaperlen, für Geleestückchen (Jellys) oder für Popping Boba. Der Name Boba wiederrum kommt aus dem Chinesischem. Dort heißt der Bubble Tea nämlich: „bōbà nǎichá“. Übersetzt ins Deutsche wird dann von „Perlen-Milchtee“ gesprochen. Bobas sind kleine mit Saft oder Joghurt gefüllte Kügelchen. Beißt man auf sie tritt Flüßigkeit aus, die beispielsweise nach Mango, Apfel oder Kiwi schmeckt. Die Jellys hingegen sind gewürfelter Fruchtgelee, der eine wackelpuddingartige Konsistenz hat und auch in verschiedenen Geschmacksrichtung erhältlich ist.

In Aus Laden bestellen die meisten Kunden am liebsten die Geschmacksrichtung Schwarztee Mango. Diese Variante nennt sich „Flavoured Juice Tea“. Alternativ gibt es den reinen „Milktea“. Hier wird Milch mit beispielsweise Schwarzem- oder Grünem Tee versetzt. Als dritte Alternative bleibt noch die Wahl zwischen „Flavoured Milk“ oder „Flavoured Yoghurt“. Bei dieser Option wird der Tee durch Milch oder Joghurt ersetzt.

Back to the roots

Obwohl Bubble Tea besonders in Japan, China, Amerika und Australien konsumiert wird, kommt es doch aus einem ganz kleinen Land in Asien: Taiwan. Mitte der 80er Jahre wurde das Getränk entwickelt. Eigentlich nie mit der Intention ein neues Kultgetränk zu erschaffen. Ganz im Gegenteil, das Getränk hatte zu Beginn eine ganz zweckmäßige Funktion: Schulkinder sollten langsam an teehaltige Getränke herangeführt werden. Zu Beginn enthielt der Tee auch noch keine Bubbles. Der Name rührt ursprünglich daher, dass sich kleine Bläschen bei der Herstellung auf dem Getränk bildeten. Erst später wurden die Perlen oder Bubbles hinzugefügt. Sie sollten eine sättigende Funktion haben. So konnten Schulkinder das Getränk in Schulpausen quasi als Mahlzeit verzehren.

Das Grundgetränk ist bei weitem nicht so bunt wie all seine Nachfolger. Die Grundbasis ist gesüßter Tee. Je nach Geschmack wird grüner, schwarzer oder Jasmin Tee verwendet. Der Tee wird dann mit Milch versetzt und zum Schluss werden die Bubbles hinzugefügt. Die Perlen wiederum werden aus der tropischen Maniokpflanze gewonnen. Tapioka nennt sich dieses aus der Pflanze gewonnene Stärkeprodukt.

Bubble Tea in seiner Urform: Tee, Milch und Tapiokaperlen

Bubble Tea in seiner Urform: Tee, Milch und Tapiokaperlen.

Da die Tapiokakügelchen an sich geschmacksneutral sind, werden sie in Wasser eingekocht und anschließend mit Zucker oder Honig gesüßt. Erst durch das Einkochen erhalten die Kügelchen ihre gummiartige Konsitenz. In einigen deutschen Filialen wird mittlerweile auch Karamellsirup zur Süßung verwendet. Anfänglich als Sättigungsmittel gedacht, sind die Tapiokaperlen aus heutiger Sicht mehr als bunter Blickfang und Überbleibsel des ursprünglichen Getränks zu verstehen.

„Tea“ gleich gesund?

So bunt und verlockend Bubble Tea auch aussieht, so fragwürdig ist doch, wie viel Tee oder „Natur“ eigentlich noch in dem Produkt drinsteckt. Immerhin gibt es die Kügelchen in allen nur erdenklichen Farben- und Geschmacksrichtungen.

Au verteidigt das Getränk, das in letzter Zeit immer mehr aufgrund seiner Zusatzstoffe und seines Zuckergehalts in den Medien in die Kritik gekommen ist: „Ich finde, das ist nur künstliches Schlechtmachen. Jeder Laden oder jede Bubble Tea-Kette ist selbst für die Zusammensetzung seiner Getränke verantwortlich. Natürlich gibt es Besitzer, die zu viel Zucker in die Getränke machen. Ich arbeite mit weniger Zucker, damit der Teegeschmack mehr rauskommt. Bubble Tea ist immer noch gesünder als jeden Tag Cola zu trinken“.

Au Ka Hoo (28) ist der Besitzer des Bochumer Ladens "Be Bubble". Er steht hinter dem Produkt.

Ka Hoo Au (28) ist der Besitzer des Bochumer Ladens "Be Bubble". Er steht hinter dem Produkt.

Die Mischung macht´s

Hängt es also tatsächlich von der Mischung ab, ob der Tee als gesund oder ungesund bezeichnet werden kann? Ernährungswissenschaftlerin und Produktentwicklerin Sarah Eickholt ist zwar auch der Meinung, dass das Getränk nicht von Grund auf ungesund ist, rät aber doch, Bubble Tea mit Vorsicht zu genießen: „Das Ursprungsprodukt in Taiwan vor 20 Jahren war ein recht natürlicher grüner Tee. Das was sich inzwischen aus dem Produkt entwickelt hat, ist eher in die Kategorie ‚Spaßgetränk‘ mit geringem Nährwert und viel Zucker und Zusatzstoffen einzuordnen.“

Tatsächlich ist wohl das Bedenklichste am neuen Trend-Getränk, dass es mit so viel Zucker versetzt wird. Zur Süßung werden Maissirup, Malzsirup und Brauner Zucker verwendet. In Maßen ok, aber in großen Mengen und regelmäßigen Abständen ungesund. Nach Angaben von Au hat ein 0,5 Liter Bubble Tea-Becher mit Fruchtteebasis und Bubbles rund 150 bis 160 Kilokalorien. Der Zuckergehalt ist hier trotzdem, je nach Mischung, hoch. Auch die Farbstoffe, mit denen die Kügelchen so grellbunt eingefärbt werden, sind mehr als bedenklich. Sieht man sich die Menükarten einiger Bubble Tea Läden genauer an, findet man ganz klein einen Verweis, dass die Farbstoffe E102 und E110 Konzentrations-und Aktivitätsschwächen bei Kindern hervorrufen können.

Ernährungswissenschaftlerin rät: Bubble Tea in Maßen zu genießen

Trotzdem weißt Eickholt darauf hin, dass ein Urteil differenziert zu fällen ist: „Ich würde meinen, ein Bubble Tea ab und zu und in Maßen genossen, wird Jugendlichen und Erwachsenen nicht schaden, genauso wie beispielsweise Limonadengetränke. Als gesundes Getränk ist es aber sicherlich nicht einzuordnen, wobei hier auch auf die unterschiedlichen Hersteller und ihre Zutaten geachtet werden sollte, um ein richtiges Urteil fällen zu können.“

Grellbunt sind die so genannten "Toppings" oder "Poppings", die dem Getränk hinzugefügt werden und im Mund zerplatzten.

Grellbunt sind die so genannten "Toppings", die dem Getränk hinzugefügt werden und im Mund zerplatzten.

Obwohl Bubble Tea allein bei Facebook mehr als 200 tausend Symphatisanten hat, gibt es doch auch Skeptiker, die dem neuen Trend nichts abgewinnen können. Die Essener Studentin Laura Hain (22) hat nichts für das Getränk übrig und wie es scheint, schreckt sie genau das Künstliche an Bubble Tea ab: „Ehrlich gesagt verstehe ich den ganzen Hype, der um Bubble Tea gemacht wird, nicht so wirklich. Das ist zwar‘ ne lustige Idee, aber irgendwie schmeckt er mir einfach zu künstlich und zu süß. Eignet sich im Sommer bestimmt gut als Erfrischung, aber für mich ist das nichts!”

Bubble Tea = Kultgetränk

Trotz aller Bedenken – in Asien hat Bubble Tea schon lange Kultstatus. Ob jung oder alt, beinahe jeder mag Bubble Tea und konsumiert wird das Getränk nahezu täglich. Aber wie erklärt sich der Kult um das Getränk eigentlich?

„Die Läden der Bubble-Tea-Unternehmen sind meist in schrillbunten Farben eingerichtet. Das spricht die Jugend an und ist sicherlich ein Aspekt, der den Hype ausmacht. Außerdem können sich die Verwender mit diesem auffälligem Getränk von spießigen Erwachsenengetränken abgrenzen, auch das passt sicher in die jugendliche Lebenskultur gut hinein,“ bewertet Eickholt den Boom.

Au erklärt sich das Phänomen Bubble Tea ähnlich: „Wenn man keinen Kaffee mag, ist Bubble Tea sicherlich eine gute Alternative. Die Aufmachung von Bubble Tea ist sehr aufsehenerregend. Da wird man neugierig und möchte das neue und unbekannte Getränk ausprobieren. Ich glaube, dass Bubble Tea besonders die Generation erreicht, die nichts für Frappuccinos und Co. übrig hat. Außerdem will gerade jeder mit einsteigen, weil die Leute gemerkt haben, das man Geld damit machen kann“.

Ob sich Bubble Tea also auf Dauer halten wird, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Zumindest scheint das Trend-Getränk nicht umsonst so beliebt, gibt es doch mittlerweile viele Läden und Konsumenten. Letztlich ist es der Verbraucher selbst, der dafür zuständig ist, sich darüber im Klaren zu sein, was er da eigentlich konsumiert und auch gerade Eltern sind in der Pflicht, das Ernährungsverhalten ihrer Kinder zu kontrollieren. Und wenn man so gar nichts mit dem Getränk anfangen kann, bleibt immer noch die Möglichkeit die Kügelchen zu verwenden, um beispielsweise den unliebsamen Nachbarn damit zu beschießen.

5 Comments

  • Stefan sagt:

    http://derstandard.at/1345164866714/Giftspuren-in-Bubble-Tea

    „Deutsche Chemiker fanden in neun Sorten des Modegetränks „Bubble Tea“ gesundheitsschädliche und verbotene Substanzen“

    Bin mal gespannt, wie die Geschichte noch ausgeht.

  • Anna Doernemann sagt:

    Danke für den Hinweis, Jan! Habe den Namen geändert. Den Name des Ladens habe ich aber bewusst auseinander geschrieben, weil ich das einfach lesefreundlicher finde. Aber danke, dass du den Artikel gleich verlinkt hast!

  • Jan sagt:

    Der Besitzer heißt Ka Hoo Au soweit ich weiß. Ist im ersten Satz ein wenig vertauscht worden und Bebubble wird zusammengeschrieben.
    Ansonsten sehr guter informativer Artikel. Gut recherchiert und zusammengefasst. Mir war das als Bubble-Tea-Liebhaber zwar schon bekannt, aber Neugierige und Unwissende sind hier perfekt aufgehoben. Hab den Artikel die Tage auch gleich bei Facebook geteilt und verbreitet.

  • Anna Doernemann sagt:

    Danke für deinen Kommentar! Gut, dass der Artikel dir ein bisschen Klarheit verschaffen konnte. Deine Kritik werde ich für zukünftige Artikel im Hinterkopf behalten.

  • Sebastian sagt:

    Informativer Artikel, gut recherchiert, dankeschön! Die Frage nach den Hintergründen von Bubble Tea hab ich mir auch schon gestellt, von daher absolut lesenswert!
    Der Schreibstil ist allerdings noch zu ausführlich, knapper wäre es lesbarer. Falls journalistische Amibitonen bestehen, v.a. auf folgendes achten: keine Wiederholungen, kürzere Zusammenfassungen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert