Kleiner als der Durchschnitt

Schon beim Einkauf lauern die ersten Hürden (Foto: Vivien Schütz).

Schon beim Einkauf lauern die ersten Hürden (Foto: Vivien Schütz).

Sie sind erwachsen – aber nur so groß wie Kinder: Wer unter 1,40 Meter groß ist, gilt als kleinwüchsig. 4 Fragen und 4 Antworten zum Thema Kleinwuchs.

Wie entsteht Kleinwuchs?

Es gibt 450 verschiedene Ursachen für Kleinwuchs. Häufig hängt der Kleinwuchs mit den Erbanlagen der Eltern zusammen: Die Eltern sind bereits kleinwüchsig und die Kinder werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch klein. Hinter dem Kleinwuchs können auch hormonelle Störungen stecken, genauso wie eine Mangel- oder Fehlernährung während der Schwangerschaft. Auch Störungen der Knorpel- und Knochenentwicklung können zu Kleinwuchs führen, eine bekannte Form ist die Achondroplasie. Das ist bei Bernhard der Grund für seinen Kleinwuchs. Die Arme und Beine der Betroffenen sind im Vergleich zum Rumpf verkürzt. Diese Kleinwuchsform kommt im Schnitt alle 15.000 Geburten vor.

Welche Hürden gibt es im Alltag? 

Wolfgang Küssner, Sprecher des Verbandes Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V. (Bild: Privat).

Wolfgang Küssner, Sprecher des Verbandes Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V. und hat selbst einen kleinwüchsigen Sohn (Bild: Privat).

Oft sind es Kleinigkeiten, die Kleinwüchsigen das Leben schwer machen: Hosen und Pullover sind meist zu lang und passende Schuhe gibt es häufig nur in der Kinderabteilung. Problematisch sind oft auch die Knöpfe im Fahrstuhl, die nicht waagerecht, sondern senkrecht angebracht sind, oder Lichtschalter, die zu weit oben hängen. In der Wohnung können Barrieren durch kleinere Umbauten umgangen werden: Die Küchenzeile ist niedriger eingebaut, vor der Badewanne steht ein Hocker, im Wohnzimmer ein Tripp-Trapp-Hochstuhl.

Bürokratische Probleme gibt es auch immer wieder bei der Beantragung des Schwerbehindertenausweises, sagt Wolfgang Küssner, Pressesprecher des Bundesverbands „Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V.“ Denn: Nicht alle Ämter erkennen den Kleinwuchs zu 100 Prozent als Schwerbehinderung an. Wer schwerbehindert ist, wird finanziell entlastet und hat zum Beispiel Anspruch auf mehr Urlaubstage.

Welche Probleme gibt es bei der Jobsuche? 

Besonders mittelständische Unternehmen mit Kundenkontakt schrecken häufig davor zurück Kleinwüchsige einzustellen, sagt Sprecher Küssner. Er glaubt: „Sie haben Angst ihr Gesicht zu verlieren.“  

Insgesamt sind laut Statistischen Bundesamt ca. 69 % der 15- bis unter 65- Jährigen kleinwüchsigen Menschen in Arbeit. Zum Vergleich: Die Erwerbstätigenquote in der Gesamtbevölkerung liegt bei 72,5 %. Die meisten Kleinwüchsigen haben klassische Büroberufe.

 Mit welchen Vorurteilen werden Kleinwüchsige konfrontiert?

Kleinwüchsige sind unterdurchschnittlich intelligent und körperlich nicht fit – mit diesen Stereotypen werden auch heute noch viele Kleinwüchsige konfrontiert, sagt Wolfgang Küssner vom Bundesverband „Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V.“

Mittlerweile werden Kleinwüchsige seiner Meinung nach aber immer stärker akzeptiert und integriert.

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