Mit der Uni nach New York

„Ich wollte schon immer mal nach New York!“ Jennifer Hübner hatte Glück: Sie war eine von 15 Studenten der Fakultät Raumplanung an der TU Dortmund, die im Zuge eines Projektes eine gute Woche in die amerikanische Weltstadt geflogen sind. Sightseeing-Touren waren aber eher Nebensache – denn die Studenten steckten in New York schon mitten in der Projektarbeit. Ihre Aufgabe ist es, Vorschläge für die zukünftige Entwicklung einer Industriefläche entlang eines verseuchten Gewässers auszuarbeiten.

Seit rund zehn Tagen sind sie wieder in Deutschland. Jennifer und ihre 14 Kommilitonen sitzen in einem kleinen, quadratischen Projektraum. Mehr als 15 Leute passen hier nicht rein. Ihre Laptops stehen vor ihnen auf dem Tisch, die Raumplanung-Studenten arbeiten an Präsentationen. Auf einer leuchtet der Titel: „Industry plus. Newtown Creek Area goes 21st Century.“ Der „Newtown Creek“, ein stark verschmutztes Gewässer in New York, und das Gebiet drumherum – damit haben sich die Raumplanung-Studenten in den letzten Wochen intensiv beschäftigt.

Vor der Skyline Manhattans: Die Projektgruppe mit Professor Wiechmann (rechts). Foto: Privat

Vor der Skyline Manhattans: Die Projektgruppe mit Professor Wiechmann (rechts). Foto: Privat. Teaserfoto: Rainer Sturm / pixelio.de

Die Gegend kennengelernt

„Sie sollen die künftige Entwicklung dieses Gebiets in Entwicklungsvorstellungen und Szenarien darstellen“, sagt Thorsten Wiechmann, Professor am Fachgebiet Raumordnung und Planungstheorie der Fakultät Raumplanung. Er betreut das Projekt zusammen mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter und war ebenfalls in New York. Um Vorschläge für die Zukunft des Gebiets auszuarbeiten, hat sich die Projektgruppe vor Ort mit Experten getroffen und Interviews geführt. „Wir haben die Tage auch genutzt, um die Stadt zu verstehen“, so Professor Wiechmann. Deshalb gab es Führungen durch Brooklyn und Queens, damit die Studenten die Menschen und die Gegend besser kennenlernen.

Zwischenergebnisse im Sessel von Frau Merkel

Die Aufgabe der Studenten ist es, mögliche Entwicklungen der „Newtown Creek Area“ für einzelne Bereiche (Industrie/Kultur/Nachbarschaft) aufzuzeigen. Dafür suchen sie nach sogenannten „best practice“-Beispielen aus aller Welt. Das kann die Industrieroute im Ruhrgebiet genau so sein wie eine ehemalige Hochbahntrasse in Manhattan, die zur Grünfläche umfunktioniert wurde. Die Zwischenergebnisse wurden mit den Auftraggebern vor Ort, zum Beispiel einer Umweltschutz-Organisation oder einem Zusammenschluss der Nachbarschaft, besprochen – im „Deutschen Haus“, wo sich sonst eher die deutsche Regierung blicken lässt. „Wenn Sie im 23. Stock in dem Sessel sitzen, wo sonst Frau Merkel drin sitzt, ist das schon eine tolle Sache“, sagt Professor Wiechmann.

Das Feedback der Organisationen arbeiten die Studenten nun in ihre Vorschläge ein. Inwieweit sie umgesetzt werden, ist den Organisationen überlassen. Die Raumplaner stellen ihre Ergebnisse am kommenden Mittwoch (18.04.2012) beim sogenannten „Projektmarkt“ vor. Dort können sich Interessierte auch über andere Studienprojekte informieren, die zum Beispiel in Äthiopien oder Kanada stattgefunden haben.

Nach rund zehn Tagen Amerika steht im deutschen Projektraum die Vorbereitung der Präsentationen an. Foto: Arne Schleef

Nach rund zehn Tagen Amerika steht im deutschen Projektraum die Vorbereitung der Präsentationen an. Foto: Arne Schleef

Zu acht im Hostel am Central Park

Im Rückblick war es für Jennifer „eine super Möglichkeit, mit der Uni nach New York zu fliegen“. Zu acht im Hostel am Central Park, ein Foto vor der Skyline Manhattans – das sind Eindrücke fürs Leben. „Wir haben viele Ecken gesehen, die man als normaler Tourist nie sieht. Das macht so ein Projekt natürlich um so interessanter“, sagt die 22-Jährige. Für ihren Professor Thorsten Wiechmann steht aber ebenso das Erlebnis an sich im Vordergrund. „Es ist sicher von den Lehrenden gewünscht, dass dieses Projekt ein Highlight im Studium ist und haften bleibt.“

Wiechmann würde ein solches Projekt gerne erneut anbieten. Ob das aber klappt, ist derzeit noch nicht geklärt. „Mit New York das war natürlich ein Glücksfall“, so der Professor. Er hatte das Projekt in dieser Form mit einem Kollegen der Columbia University Manhattan initiiert. Dessen Teil war übrigens auch ein Besuch amerikanischer Studenten in Deutschland. Ob die Studenten aus New York auch extra früher angereist oder länger geblieben sind – wie es manche Raumplaner aus Dortmund in New York gemacht haben – das ist nicht bekannt.

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