Ausstellungstipp: Die andere deutsche Fußballgeschichte

Ab heute 19 Uhr zeigt die Ausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden: Juden im deutschen Fußball“ wie sehr jüdische Pioniere den deutschen Fußball geprägt haben und wie der Nationalsozialismus diese deutsch-jüdische Erfolgsgeschichte zerstört hat.

Die Ausstellung startet heute um 19 Uhr im Foyer der Auslandsgesellschaft. Foto: Fabian Karl

Die Ausstellung startet heute um 19 Uhr im Foyer der Auslandsgesellschaft. Foto: Fabian Karl

Es ist ein Rekord für die Ewigkeit. Zehn Tore schoß Gottfried Fuchs bei den Olympischen Spielen 1912 im Spiel gegen Russland. Nie mehr hat ein deutscher Nationalspieler so viele Tore in einem Länderspiel erzielt. Doch lange Zeit suchte man Fuchs‘ Rekord vergeblich in deutschen Fußballstatistiken. Denn Fuchs war Jude.

1937 emigrierte er zunächst nach Frankreich und dann nach Kanada. Fuchs damaliger Mitspieler Julius Hirsch konnte sich nicht mehr retten. Hirsch starb im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Sein letztes Lebenszeichen ist eine in Dortmund abgestempelte Postkarte an seine beiden Kinder und seine Frau: „Meine Lieben. Bin gut gelandet, es geht gut. Komme nach Oberschlesien, noch in Deutschland. Herzliche Grüße und Küsse euer Juller.“

„Fußball ein ganz wunderbares Vehikel“

Dr. Renate Müller und Klaus Wegener von der "Auslandsgesellschaft NRW" betreuten die Ausstellung. Foto: Fabian Karl

Dr. Renate Müller und Klaus Wegener von der "Auslandsgesellschaft NRW" betreuen die Ausstellung. Foto: Fabian Karl

Fast 70 Jahre später zeichnet nun die Ausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden: Juden im deutschen Fußball“ diese tragischen Wege jüdischer Sportler und Funktionäre nach. Sechs Tage vor dem eigentlich Start der jüdischen Kulturtage in Dortmund eröffnet die Ausstellung heute (14. März) im Foyer der Auslandsgesellschaft an der Steinstraße 48. Initiiert wurde die Ausstellung vom Verein „BVB-International“, der die Ausstellung als Leihgabe von der Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ nach Dortmund geholt hat.

Klaus Wegener hofft, dass die Ausstellung viele Menschen in Dortmund erreicht. Der Präsident der Auslandsgesellschaft NRW glaubt, dass der Fußball dafür „ein ganz wunderbares Vehikel ist, um klarzumachen, dass auch der deutsche Fußball jüdische Wurzeln hat“.

Eröffnung mit Fußballautor Dietrich Schulze-Marmeling

Walther Bensemann war einer der wichtigsten Pioniere im deutschen Fußball. Foto: Fabian Karl

Walther Bensemann war einer der wichtigsten Pioniere im deutschen Fußball. Foto: Fabian Karl

Fußball als Möglichkeit für den kulturellen Austausch – so sah das auch Walther Bensemann. „Der Sport ist eine Religion, ist vielleicht das einzig wahre Verbindungsmittel der Völker und Klassen“, kann man auf einer der sieben Stofftafeln im Foyer nachlesen. Bensemann, der den „kicker“ gründete und dafür verantwortlich ist, dass der oberste deutsche Fußballverband „DFB“  heißt , ist nur einer von vielen jüdischen Fußballfunktionären und Spielern, die die Ausstellung vorstellt.

Wie der „FC Bayern München“ zu seiner ersten Meisterschaft 1932 kam, wie es mit dem jüdischen Fußball in Deutschland nach 1945 weiterging und vieles mehr wird heute ab 19 Uhr auch Dietrich Schulze-Marmeling erzählen, Autor des Buches „Davidstern und Lederball“. Schulze-Marmeling eröffnet „Kicker, Kämpfer, Legenden“. Außerdem wird es Grußworte von Klaus Wegener und Jörg Stüdemann, dem Stadtdirektor Dortmunds geben.

Kommen lohnt sich, denn „Kicker, Kämpfer, Legenden“ zeigt historische Seiten des deutschen Fußballs, die man so wahrscheinlich noch nicht kennt. Der Eintritt ist kostenlos. Die Ausstellung ist bis zum 17. April in Dortmund zu sehen.

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