Kino-Tipp: American Hustle

Lässig sitzt Irving Rosenfeld im Gartenstuhl. Er trägt nur Badeshorts und ein offenes Hemd. Sein Bauch lappt über den Bund seiner Hose, doch das stört ihn nicht weiter. Irving ist Gast auf einer Poolparty, ihm gegenüber sitzt die schöne Sydney Prosser, die er geradewegs kennen und lieben lernt. Den Kleinkriminellen Irving Rosenfeld verkörpert Christian Bale, Sydney Prosser wird gespielt von Amy Adams. Sie sind die Hauptdarsteller in David O. Russels aktuellem Gangster-Hit „American Hustle“.

American Hustle

Das Trio Infernale (auf der Couch, v. l.): DiMaso, Sydney und Irving wollen Bürgermeister Polito (links) überzeugen. Fotos & Teaserbild: Tobis

Schauplatz von „American Hustle“ ist New York im Jahr 1978. Die Schlaghosen geraten zwar langsam aus der Mode, dennoch strotzt der Film nur von Kotletten, unmöglichen Frisuren und dicken Brillengläsern. Irving ist verheiratet, hat das Kind seiner Frau adoptiert und ist mit seiner Ehe alles andere als glücklich. Seinen Sohn liebt er, von seiner Frau, gespielt von Jennifer Lawrence, würde er sich eher heute als morgen scheiden lassen. Doch für die konservative, eifersüchtige Rosalyn Rosenfeld kommt eine Scheidung nicht in Frage.

Das Resultat: Irving sieht in Sydney das, was seine Frau nicht ist – klug, begehrenswert. Ihr kann er sich voll und ganz anvertrauen. So offenbart er ihr, dass seine Haupteinnahmen nicht aus der vom Vater geerbten Glaserei und auch nicht aus den zahlreichen Wäschereien stammen. Irving handelt mit gefälschten Kunstwerken und verspricht gegen Gebühr Kredite, die seine Klienten niemals erhalten. Sydney steigt in das perfide Geschäft ein. Ihr Schauspiel als reiche Engländerin Lady Edith Greensley mit angeblichen Kontakten zu britischen Bankiers überzeugt zahlreiche Hochverschuldete, die Gebühr von 5000 Dollar für einen Kredit bei Irving zu zahlen. Irving und Sydneys Betrug funktioniert, bis eines Tages der FBI-Agent Richie DiMaso, gespielt von „Hang Over“-Star Bradley Cooper, um einen Kredit bittet.

American Hustle

Bürgermeister Polito (Mitte) hat angebissen.

Auf der anderen Seite des Gesetzes

DiMaso ist kein gewöhnlicher Cop. Er fühlt sich zu höherem bestimmt und benutzt Irving und Sydney für seinen Weg nach oben auf der Karriereleiter. Um strafmildernde Umstände zu erhalten, müssen die Kreditbetrüger ab jetzt für DiMaso arbeiten. DiMaso will an die ganz dicken Fische heran, die die Korruption in New York befeuern – Gangster und Politiker. Sydney ist anfangs von dem Plan nicht überzeugt, erwägt die Flucht. Irving will seinen Sohn nicht verlassen und lässt sich schließlich wie Sydney auf das doppelte Spiel ein.

Irving Rosenfeld ist nicht der typische Gangster. Er will das Risiko zu jeder Zeit klein halten. Nur noch den Job für DiMaso erfüllen, um dann mit Sydney glücklich zu werden. Vier große Fische müssen sie dafür überführen – also betrügen. Den Anfang soll der Bürgermeister des Stadtteils Camden, Carmine Polito, machen. Alles dreht sich um Bestechung. Polito will das wieder legal gewordene Glücksspiel aufleben lassen und dafür die Casinostadt Atlantic City komplett sanieren. Ihm fehlt das Geld, das ihm das Trio gerne vor versteckter Kamera übergeben möchte. Hinter den Dreien soll ein arabischer Scheich stehen, der investieren möchte und eigentlich Mexikaner ist. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass „American Hustle“ kein Gangster-Epos im Stile eines „Goodfellas“ oder „Der Pate“ ist. Russels‘ Werk nimmt sich an vielen Stellen selbst nicht ernster als es muss.

Betrüger oder Gutmensch?

In Irving menschelt es, seine Beziehung zu Bürgermeister Carmine wird immer enger. Die beiden werden Freunde. Gleichzeitig entzweit er sich von Sydney – dafür kommt die dem FBI-Agenten DiMaso näher. Ob echte Gefühle oder wieder nur betrügerische Absichten dahinter stecken, wird nicht verraten. Und zieht Irving das Spiel wirklich durch und liefert seinen neu gewonnen Freund („Ich hatte vor dir noch nie einen Freund“) Carmine ans Messer?

Regisseur David O. Russels kreiert mit „American Hustle“ einen Gangsterfilm, der (fast) ohne gewaltsame Prügeleien, ausschweifenden Drogenkonsum und Schießereien auskommt. Reizvoll machen den Film die unterschiedlichen Charaktere, die allen ihren eigenen Absichten nachgehen. Freiheit, Geld und Ruhm sind die bestimmenden Motive. Auch die Liebe spielt vor allem zu Anfang und Ende eine große Rolle in „American Hustle“. Aber immer in einer Intensität, die niemals gen Kitsch abdriftet. 138 Minuten ohne Längen und gegen Ende sogar mit einem Kurzauftritt von Robert DeNiro. „American Hustle“ unterhält mit seinen wirren Verstrickungen, die aber immer durchschaubar bleiben. Die 10 Oscar-Nominierungen sind in jedem Fall gerechtfertigt.

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