Guttenberg ist ein Jugendwort

„Swag“ ist das Jugendwort 2011. Das hat der Langenscheidt-Verlag mitgeteilt. Die Wörter „Epic Fail“ und „guttenbergen“ stehen auf dem zweiten und dritten Platz. „Körperklaus“ und „googeln“ nehmen den vierten und fünften Platz ein.

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Wie wird das Jugendwort vom Langenscheidt-Verlag ausgewählt? Foto: Ramesh Kiani, Teaser: flickr.com/Greek Tweeters

Der Begriff „Swag“ kommt aus der Rapmusik und steht für „beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung“. „Epic Fail“ bedeutet grober Fehler oder Versagen. „Guttenbergen“ heißt abschreiben, „Körperklaus“ steht für Tollpatsch oder Grobmotoriker und „googeln“ bedeutet suchen, nachschlagen – nicht nur im Internet, wie der Langenscheidt-Verlag mitteilt.

Eine Jury aus Jugendlichen und Journalisten hat das Jugendwort unabhängig von dem Langenscheidt-Verlaggekürt. Vor der Jurywahl beteiligten sich rund 40.000 Internetnutzer an der Abstimmung. Danach wurden die 15 beliebtesten Wörter ausgewählt, daraufhin hat die Jury sich für die ersten fünf Wörter entschieden.

Coole Sprache aus Medien

Die meisten Studenten haben von den ausgewählten Jugendwörtern 2011 noch nichts gehört. Maschinenbau-Student Patrick Piorek kennt die Wörter „Swag“ oder „Epic Fail“ nicht. Die Jugendwörter aus den vergangenen Jahren sind Patrick zwar auch nicht bekannt, er hat aber schon davon gehört Er kann nicht beurteilen, ob Jugendwörter gut oder schlecht seien. Diese Wörter beschrieben eine bestimmte Situation. Wenn sie besser passten, könne man sie auch benutzen. „Junge Leute schnappen die Wörter im Internet auf. Sie kommen aus Amerika.“ Sie beschrieben einige Dinge, für die es auf Deutsch keine anderen Wörter gebe. „Außerdem sind sie witziger“, sagt Student Piorek.

Xenia Kinetz studiert Englisch. Sie kennt die Wörter „Swag“ oder „Epic Fail“ auch nicht, dafür aber „guttenbergen“. „Diese Wörter sind cool. Natürlich kann man sie nicht im Seminar zu Professoren oder Dozenten sagen. Jugendliche Menschen benutzen solche Wörter unter sich“, sagt Kinetz. Ihre Eltern benutzen ab und zu solche Wörter, zum Beispiel „chillen“ (ausruhen, zusammensitzen), „weil sie das lustig finden“.

Das Internet und Medien beeinflussten Jugendliche. Sie benutzten bestimmte Wörter, um ihre Meinungen auszudrücken, erklärt Patrick Sellnow, Lehramtsstudent. „Die Wörter können sicherlich die Sprache ändern und entwickeln“, nennt Sellnow einen Vorteil des Jugendwortes. Sprache verändere sich immer „und ich denke, Veränderung ist immer positiv, weil sie mit der Zeit geht“.

Keine wirkliche Jugensprache

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Jugendsprache zwischen Subkultur und Modewort. Foto: Tomsk_pixelio.

Die Jugendlichen benutzten die Medien, sagt Professor Jannis Androutsopoulos, Sprachwissenschaftler an der Universität Hamburg. Sie seien kreativ und mit der Hilfe der Medien erfänden sie neue Wörter, um ihre Meinungen zu äußern. Diese Wörter würden nicht von allen verwendet.

„Wörter des Jahres, das Unwort des Jahres – und jetzt auch das Wort der Jugendsprache des Jahres“, kritisiert Ulrike Haß, Profosserin für Linguistik der deutschen Sprache an der Universität Duisburg-Essen. Ein Verlag bringe sich mit einer Umfrageaktion ins Gespräch und verkaufe zufällig gerade auch noch ein Wörterbuch zum Thema. „‚Die‘ Jugendsprache gibt es nicht, was schon die vielen Stimmen jugendlicher Internetnutzer zeigen, die von den gekürten Wörtern ‚Swag‘, ‚epic fail‘ und ‚guttenbergern‘ noch nie etwas gehört haben.“ Es gebe aber viele sehr verschiedene jugendlich geprägte Kulturen oder Subkulturen „und nur eine davon ist die Rap- und Hip-Hop-Szene“. Die Erklärung von Ulrike Haß zu den nominierten Wörtern:

„Jede Form von Guttenbergerei ist ein swag, das vor dem epic fail kommt. Bedeutet so viel wie das alte Sprichwort ‚Hochmut kommt vor dem Fall'“, sagt Profosserin Haß.

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