Weil wir Mädchen sind…

In Deutschland bekommen Mädchen im Schnitt deutlich weniger Taschengeld als Jungen – in anderen Ländern dürfen sie im Gegensatz zu Jungen nicht zur Schule gehen. Die Erlebnisausstellung „Weil wir Mädchen sind…“ in der Dortmunder DASA beleuchtet die Benachteiligung von jungen Frauen vielfältig und interaktiv.

Auf einer Wäscheleine hängen bedruckte Kleidungsstücke

Wäscheleine der Gedanken. Foto: Linda Klimmek

„Weil ich ein Mädchen bin… darf ich nicht die Tafel in der Schule wischen“; „Weil ich ein Mädchen bin… kann ich im Dunkeln nicht auf die Straße gehen“; „Wenn ich ein Mädchen wäre… müsste ich ständig aufpassen, dass ich nicht schwanger werde“ – Viele solcher Gedanken sind direkt zu Anfang der Sonderausstellung zu lesen: Auf bunten Kleidungsstücken an mehreren Wäscheleinen.

Die DASA (Deutsche Arbeitsschutzausstellung) zeigt als erster Standort in Nordrhein-Westfalen die Ausstellung des „Kinderhilfswerks Plan“ über die weltweite Benachteiligung von Mädchen. Drei von ihnen stehen im Mittelpunkt: Asha, 13, aus Indien, die bald heiraten muss, Yoselin, 14, aus Ecuador, betreut eine Freundin, die bald ein Kind bekommt und Djenebou, 13, aus einem Dorf in Mali, Afrika, die nicht zur Schule geht, sondern arbeiten muss.

Drei Mädchen, drei Länder, drei Ausstellungsräume

Asha zeigt den Besuchern Indien. Foto: Linda Klimmek

Asha zeigt den Besuchern Indien. Foto: Linda Klimmek

Jede hat in der Ausstellung ihren eigenen Raum. Beim Eintreten wird der Besucher mit einem Foto und einer gesprochenen Begrüßung empfangen. Im Raum der Inderin Asha ist ihre alte Schule nachgebaut – ein paar Kissen liegen auf dem Boden, es gibt eine kleine Tafel und wenige Bücher. In einem anderen Teil des Raumes zeigen übereinanderliegende Schlafmatten mit der Aufschrift „Hier schläft Oma/Mama/Papa/mein Bruder…“ den knappen Platz in der Lehmhütte der Familie. Auch gibt es eine Ecke mit indischer Kleidung, Stempeltatoos und Infotafeln zum Thema Mitgift.

Yoselins Leben in den Anden dreht sich um das Weben – das zeigen die viele Wolle und mehrere Webrahmen sehr deutlich. Nebenan bei Djenebou aus Afrika ist ein Brunnen aufgebaut und Krüge zum Körnermahlen stehen bereit. Besonders ernst ist an dieser Station das Thema Beschneidung. Ein Film informiert über diese erschreckende Praxis.

„Die große Vielfalt der Ausstellung veranschaulicht die Probleme in den unterschiedlichen Ländern sehr gut“, findet Lehrerin Elvine Trester, die mit einer achten Klasse die DASA besucht: „Fotos, Filme, Audio-Beiträge. Das bringt die Thematik schon ein ganzes Stück näher.“

Auch Erwachsene haben Aha-Erlebnisse

Wolle und Weben gehört für Yoselin zum täglichen Leben. Foto: Linda Klimmek

Wolle und Weben gehören für Yoselin zum täglichen Leben. Foto: Linda Klimmek

Projektleiterin Sabine Kramer ist überzeugt, dass die Ausstellung Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht. „Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit bekommen, Parallelen zu sich selbst zu ziehen, sich vielleicht bewusst darüber zu werden, was es heißt, zu Hause einen Küchentisch mit Stühlen zu haben und nicht wie Asha auf dem Boden kochen und essen zu müssen.“ Für Erwachsene seien vielleicht Themen wie Gesundheitssysteme interessant. „Wenn einem durch die Ausstellung bewusst wird, dass sich in Indien im Schnitt 1.981 Menschen einen Arzt teilen müssen, denkt man vielleicht wieder anders über volle Wartezimmer in Deutschland“, so Kramer.

Und auch Dinge aus dem Alltag der Mädchen können „Aha“-Erlebnisse auslösen. „Man weiß Vieles zwar so grob, aber mir war zum Beispiel gar nicht bewusst, dass sich ein indisches Mädchen ihr Essen wirklich täglich neu verdienen muss. Oder dass ihr Tag von vier Uhr morgens bis 20.30 Uhr abends keine einzige Pause hat“, erzählt Besucherin Angela Lenders.

Solche Gedanken können die Ausstellungsbesucher dann mit in den Wunschraum nehmen. Dort hängen unzählige bunte Stofffetzen an der Wand, auf die Wünsche geschrieben werden – entweder für sich selbst oder für alle Mädchen auf dieser Welt.

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