Parkscheiben in Unibibliotheken

Sie ist klein, blau und soll eigentlich verhindern, dass Parkplätze zu lange blockiert werden – doch jetzt wird die Parkscheibe auch an Universitäts-Bibliotheken eingesetzt. Nach der Berliner Humboldt-Universität hat Ende Juni auch die Universität Münster sogenannte Pausenscheiben eingeführt. Die sollen verhindern, dass freie Arbeitsplätze in der Bibliothek den ganzen Tag durch Bücher reserviert werden.

Parkscheiben in Uni-Bibliotheken; Foto: Anna Hückelheim

Die Pausenscheiben sollen Platzreservierungen vorbeugen. Foto: Anna Hückelheim

Das Prinzip funktioniert wie eine gewöhnliche Parkscheibe: Verlässt der Student seinen Arbeitsplatz in der Bibliothek, stellt er die Uhrzeit auf der Pausenscheibe ein. Für eine Kaffeepause darf er dann bis zu 30 Minuten wegbleiben; zwischen 12 und 14 Uhr eine ganze Stunde. Wenn er die Zeitspanne überschreitet, kann ein anderer Student die Bücher des Verspäteten in eine Plastiktüte packen und den Platz selber nutzen.

Neue Arbeitsplätze statt Pausenscheiben

Während die Verantwortlichen in Münster von ihrem Konzept überzeugt sind, ist man an den Bibliotheken der Ruhr-Unis noch skeptisch. „Ein solches Parkscheibensystem wäre die allerletzte Notlösung für uns“, sagt Ute Engelkenmeier von der Zentralbibliothek der TU Dortmund. „Ich finde dieses System zu gängelnd und würde mich als Benutzer darüber ärgern.“

Andreas Sprick, Dezernent für Benutzung an der Bibliothek der Universität Duisburg-Essen, ist ähnlicher Meinung. Er und seine Kollegen wollen möglichst ohne Reglementierungen auskommen und Platzproblemen lieber mit längeren Öffnungszeiten und neuen Arbeitsplätzen entgegensteuern. So sind etwa die beiden Hauptbibliotheken seit Anfang November auch sonntags geöffnet. Doch ganz verwirft Sprick die Parkscheiben-Idee nicht. „Sollte die Situation in der Bibliothek noch beengter werden oder die Platzreservierungen zunehmen“, so Sprick, „dann könnten auch wir über ein Pausenscheibensystem nachdenken.“ Bislang sei das aber noch nicht nötig.

Bochum baut „Leselandschaft“

Auch die Verantwortlichen der Ruhr-Uni Bochum möchten möglichst auf das System aus Münster verzichten. „Zunächst einmal sollte man sich vergewissern, ob man aus dem Gebäude schon das Maximum herausgeholt hat“, sagt Pressesprecherin Uta Müller. In Bochum werde deswegen die Bibliothek ausgebaut: Nächstes Jahr soll im Treppenhaus auf Ebene eins eine neue „Leselandschaft“ entstehen mit neuen Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen. „Wenn sich nach dem Umbau aber herausstellt, dass die Arbeitsplätze noch immer nicht ausreichen, muss überlegt werden, ob weitere Plätze geschaffen werden können. Oder ob man doch die Version von Münster übernimmt“, so Müller.

Christoph Betz, Christina Sarrazin und Mareike Schimmelpfennig (v.l.). Foto: Anna Hückelheim

Mareike Schimmelpfennig (r.) hält die Pausenscheiben für eine gute Lösung. Foto: Anna Hückelheim

Der Bochumer Geschichtsstudent Fabian sieht das Parkscheiben-System kritisch: „Eine bessere Lösung wäre, die Arbeitsplätze oder den Buchbestand massiv auszubauen. Dann wäre man nicht mehr darauf angewiesen, den Präsenzbestand zu nutzen.“ „Gar nicht schlecht“ findet die Idee dagegen die 23-jährige Clara, Lehramtsstudentin an der Universität Duisburg-Essen. Doch es fehle noch der Feinschliff. „Ich glaube, dass das System schnell zu Zoff führt, wenn ein anderer die eigenen Sachen eingetütet hat, nur weil man fünf Minuten zu spät ist.“ Keine Einwände hat hingegen Rehabilitations-Pädagogik-Studentin Mareike: „Mit deutscher Gründlichkeit gegen die Platzreservierung. Dann weiß auch jeder, wie lang er wegbleiben kann.“

Dortmund setzt auf Vernunft

Engelkenmeier von der Zentralbibliothek der TU Dortmund hofft jedoch weiterhin, dass eine Lösung wie in Münster nicht nötig sein wird. Sie vertraut auf die Vernunft der Studenten und das richtige Sozialverhalten: „Wenn man die Bibliothek verlässt, heißt das: Sachen einräumen und Platz frei räumen.“

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