Verkauf dich!
Wie du mit deinem Körper Geld verdienst

Viel Geld können Probanden beim Testen von Medikamenten verdienen.

Viel Geld können Probanden beim dem Testen von Medikamenten verdienen.

Der Mitbewohner schlägt sich an der Kasse im Supermarkt die Abende um die Ohren, die Kommilitonin kellnert und der beste Freund arbeitet als studentische Hilfskraft – viele Studierende jobben neben der Uni. Doch welcher Job benötigt wenig Zeit, ist stressfrei und bringt ordentlich Kohle? Diese Frage hat sich auch Paul gestellt und ist fündig geworden: Medikamente zu testen sollte ihn reich machen. Haare, Blut und Sperma zu spenden bringt ebenfalls Geld – so verkauft sich der eigene Körper!

Kurz nach Beginn des ersten Semesters herrschte Ebbe auf dem Bankkonto von Lehramtsstudent Paul (Name von der Redaktion geändert). Kurz zuvor war er für sein Studium an der TU nach Dortmund gezogen. Dabei hatte er sein gespartes Geld nicht nur in neue Möbel investiert, sondern auch bei Kneipenausflüge mit Kommiliton*innen auf den Kopf gehauen. Für den 19-Jährigen hieß das, sich auf die Suche nach einem Nebenjob zu machen. Doch weder Kellnern noch die Arbeit im Einzelhandel reizte ihn. „Dann fiel mir ein, wie mein älterer Bruder in kurzer Zeit viel verdient hat“, sagt Paul.  Schon durchsuchte der Student das Internet mit einem klaren Ziel: Er wollte Proband werden. 

Topjob als Proband – Honorare variieren

Eine Woche lag Pauls Bruder bei seinem ersten Einsatz als Proband im Bett, um ein Medikament zu testen. „Ich liege eh immer viel im Bett, wenn ich damit noch Geld verdienen kann, ist das doch super, dachte ich“, meint der Student. Relativ schnell bekam er auf seine Bewerbung beim Clinical Research Services (CRS) eine Rückmeldung und wurde zum Gesundheitstest eingeladen. Zu den Voraussetzungen gehören unter anderem eine bestimmte Größe sowie ein gesundes Gewicht. Der BMI muss zwischen 19 und 26 liegen. Zusätzlich müssen die  Cholesterin- und Leberwerte in Ordnung sein. „Letztere waren bei mir nicht optimal“, sagt Paul.

Der Lehramtsstudent hätte ein Mittel gegen Thrombose testen sollen, einen medikamentösen „Hammer“. Das Medikament wäre dabei im sechsten Versuch, also bereits von anderen Proband*innen, getestet worden. Paul litt nicht unter einer Thrombose, sollte das Medikament jedoch hinsichtlich Nebenwirkungen testen. Die Freiwilligen dürfen wählen, welchen Testdurchlauf sie durchführen wollen – den ersten Versuch hätte Paul niemals gemacht.

Sieben Tage hätte Paul stationär in der Klinik gelegen. Durch den fehlgeschlagenen Medizin-Check ist der Traum vom Probandenjob damals jedoch geplatzt. „Grundsätzlich würde ich es tun, wenn ich keinen anderen Nebenjob hätte“, meint Paul. Die Aufwandsentschädigung für Proband ist abhängig von Dauer, Umfang und Intensität der Tests. Nicht selten kommen so mehrere tausend Euro als Verdienst zusammen.

Das Blutspendemobil ist auch regelmäßig auf dem Campus zu finden.

Das Blutspendemobil ist auch regelmäßig auf dem TU-Dortmund-Campus zu finden. (Quelle: Jule Zentek)

Bis zu vierzig Mal im Jahr Blutspenden  

Für manche Studierende ist das Spenden von Blut zum Nebenjob geworden. Obwohl dabei die gute Tat im Mittelpunkt stehen sollte, spornt die finanzielle Aufwandsentschädigung einige potentielle Spender*innen mehr an. Ab 18 Jahren ist Blutspenden in Deutschland für gesunde Personen möglich, unter anderem bei Blutspendediensten oder in Krankenhäusern und Kliniken. Wer schwanger ist, kürzlich eine Impfung bekommen hat oder unter gesundheitlichen Mangelerscheinungen leidet, ist als Spender*in nicht geeignet. 

Was verkaufe ich da eigentlich?

Blutspenden findet größtenteils als Vollblutspenden statt. Dabei wird das gesamte Blut, rund 500 Milliliter pro Spende, später verbraucht. Die Blutabnahme geschieht durch die Armvene. Ist das Blut untersucht, können daraus verschiedene Blutprodukte hergestellt werden, die in der Blutbank gelagert werden. 

Bei der Spende von Blutplasma wir das gelbe klare Plasma von den zellulären Blutbestandteilen der roten und weißen Blutkörperchen, sowie den Blutplättchen getrennt. Diese gelangen zurück in den Körper der Spender*innen. Daher kann etwa alle drei Tage Blutplasma gespendet werden. Positiver Nebeneffekt: Der Spender erfährt so, ob mit seinem Blut alles in Ordnung ist. 

Nach einem kurzen Medizin-Check vor der jeweiligen Blutspende kann es losgehen. Etwa vier bis sechs Mal im Jahr dürfen Spender*innen ihr Vollblut spenden – Frauen jedoch seltener als Männer. Die Spende von Blutplasma ist hingegen häufiger möglich und als „Nebenjob“ besser geeignet. Rund 40 Mal im Jahr kann eine Person ihr Blutplasma spenden. Wie hoch die Aufwandsentschädigung ausfällt, ist von der jeweiligen Blutspende-Organisation abhängig – durchscjnittlich zwischen 20 bis 25 Euro bei einer Vollblutspende. Blutplasma kann bis zu 40 Euro pro Spende einbringen.

Qualität zählt bei der Spermaspende

Wer kein Problem damit hat, dass 18 Jahre später mehrere Kinder nach ihrem biologischen Vater verlangen, der kann sich in einer Samenbank registrieren lassen. Im Alter von 20 bis 50 Jahren können sich Männer dort bewerben. Dabei spielt die Gesundheit und der Lebensstil des Spenders eine große Rolle. Bewerber mit Erbkrankheiten, Infektionen, Drogenkonsum und Süchten werden direkt ausgeschlossen.

Ist der medizinische Check erfolgreich durchlaufen, kann die erste „Probe“ stattfinden. Die Samenbank testet dabei die Qualität der Samenspende. Gibt es auch dort grünes Licht, dürfen die Männer regelmäßig wöchentlich spenden. Rund 80 bis 100 Euro können Spender pro Abgabe verdienen. Ein Teil davon wird direkt ausgezahlt, der Rest erfolgt nach dem ersten Spendezyklus, nach etwa sechs Monaten. 

Schnipp, schnapp - aus Haarspenden werden Echthaarperücken angefertigt.

Schnipp, schnapp – aus Haarspenden werden Echthaarperücken angefertigt. (Bild: pixabay.com)

Geld verdienen: eine haarige Angelegenheit

Sie sind zu lang, der Zopf ist zu schwer und insgesamt schreit die Frisur nach Veränderung. Die langen Haare sollen also ab. Statt die abgeschnittenen Haarsträhnen dem Müll zu überlassen, können sie auch als Zopf in einen Umschlag gepackt und weggeschickt werden. Denn aus den langen Haaren lassen sich Echthaarperücken anfertigen, wie sie unter anderem von Krebspatient*innen getragen werden. Bis zu 100 Euro Aufwandsentschädigung zahlen verschiedene Anbieter dafür. Diese verarbeiten die Haare dann weiter zur Perücke. Bis zum nächsten Haar-Verkauf dauert es allerdings etwas länger.

Es gibt einige Möglichkeiten mit dem eigenen Körper Geld zu verdienen. Dabei sollte nicht aus den Augen gelassen werden, dass Blut und Haare auch ohne finanzielle Gegenleistung gespendet werden können und das Testen von Medikamenten in keinem Fall risikofrei ist. Paul hat sich gegen eine Karriere als Proband entschieden. Heute jobbt er im Dortmunder Konzerthaus und im Stadion. 

Beitragsbild: Jule Zentek

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