Das Dortmunder U zum Mitnehmen

Industriekultur „tragbar“ machen. Geht das? Ja, das geht! Jens Christof Micheel macht es mit seiner Marke „Ruhrgepäck“ möglich: Taschen aus LKW-Plane, T-Shirts oder auf großer Leinwand. Alle Produkte sind im Zeichen der Industriekultur designed; besonders viele zieren das Dortmunder U. Im Interview verrät Micheel unter anderem, wie die Idee „Ruhrgepäck“ entstanden ist und was das Dortmunder U für ihn persönlich ausmacht.

pflichtlektüre: Was ist „Ruhrgepäck“? Was für eine Idee steckt dahinter?

Jens Christof Micheel: Der Ansatz war, dass wir Taschen aus LKW-Plane machen mit Motiven aus der Region. Das Ganze sollte einen deutschen Namen bekommen. Und deshalb hieß es nicht Ruhrbags oder NRW-Bags. Dann ist eben „Ruhrgepäck“ dabei rausgekommen. „Gepäck“, weil wir hauptsächlich Taschen herstellen und der Bezug zur Region durch das Wort „Ruhr“.

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Jens Christof Micheel warf vor über zwei Jahren alle beruflichen Pläne über Bord und gründetet "Ruhrgepäck". Fotos: Anna Dörnemann

Entstanden ist die Idee 2009 im Supermarkt Real. Freitags abends. Das weiß ich noch relativ genau. Zwischen Quark und Joghurt an der Kühltheke, weil neben mir Jemand stand, der eine Leinentasche umhatte. So ein klassischer Einkaufsjutebeutel auf der ein relativ schlechtes Bild vom U drauf war. Ich hab ihn dann gefragt, wo er die denn her hat. Er hat mir darauf gesagt, dass man die selber bei Roßmann machen lassen kann. Man gibt sein Motiv ab, wählt das Trägermaterial aus und kriegt das Ergebnis drei Tage später zugeschickt.

So nahm die Idee gestalt an, dass man das auch besser machen könnte; anderes Material, schöner. Die Idee entwickelte sich so in den nächsten zwei, drei Wochen weiter zur LKW-Plane. Dann begann die Suche nach Jemandem, der es produzieren kann. Mitte Oktober hatte ich die erste Tasche in der Hand. Die war noch vergleichsweise schlecht gemacht. Trotzdem habe ich die behalten und hinten im Lager. Ausgetestet haben wir die Idee dann auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. Das hat so gut funktioniert, dass ich Anfang des Jahres 2010 gedacht habe ‚Ok, schmeißt du alles Berufliche über Bord, was du bisher gemacht hast, und machst Taschenproduktion mit Motiven aus der Region.‘

Und wie kann man die Sachen erwerben?

Einmal hier bei mir im Laden. Außerdem haben wir noch einen eigenen Onlineshop. Dort  kann man die Sachen auch erwerben. Ansonsten verbreiten wir Neuigkeiten, wie es Jeder andere auch tut, bei Facebook.

Ich muss noch zur Produktion sagen, dass es mir wichtig ist, dass meine Produkte in Deutschland gefertigt werden. Vor „Ruhrgepäck“ war ich als Geschäftsführer im Service für einen großen deutschen Internetserviceprovider tätig. Dort war ich dafür verantwortlich, aus immer weniger Menschen immer mehr Leistung rauszuholen. Und wenn das in Deutschland nicht ging, dann andere Standorte entsprechend abzuwicklen. Das entsprach auf Dauer nicht mehr meinem eigenen Ethikcode. Deshalb ist es eben so, dass wir versuchen, nach Möglichkeit, wo es auch immer irgendwie geht, Dinge in Deutschland produzieren zu lassen. Denn jede Tasche, jedes Buch, jedes Bild, was in Deutschland produziert wird, sichert hier Arbeitsplätze.

In allen möglichen Variationen taucht das "U" auf den Taschen auf. Ob als Foto oder als Zeichnung.

In allen möglichen Variationen taucht das "U" auf den Taschen auf. Ob als Foto oder als Zeichnung.

Da Sie jetzt selber das Thema Gewinn und Leistung angesprochen haben. Wie viel kosten, besonders die Taschen, denn im Schnitt?

Wir fangen an bei 24,90 Euro für eine Kulturtasche. Und dann geht der Preis, ein bisschen abhängig vom Motiv, bis auf 64,90 Euro. Das ist dann eine Notebook-Tasche. Die teuersten Produkte sind sicherlich die, wo noch zusätzlich Lizenzgebühren drauf sind. Wie beispielsweise für das Motiv mit dem Signal-Iduna-Park. Da kriegt der BVB dann Lizenzgebühren für. Aber sonst ist bei den Taschen bei 64,90 Euro Schluss.

Gerade die Taschen mit BVB-Motiven sind momentan sicherlich beliebt. Wie sieht es denn mit der Zielgruppe aus? Wen sprechen ihre Produkte an?

Erstaunlicherweise sprechen die Produkte eher weniger jüngere Leute an, sondern eher Leute ab Mitte/ Ende 20 und aufwärts. Jüngeren Leuten, bei denen ich auch ursprünglich gedacht hatte, dass das die Zielgruppe ist, ist der Name und das Produkt nicht hip genug. Die Zielgruppe zwischen 14 und 18 gibt eher 149 Euro für eine Freitag-Tasche aus als 49 Euro für eine von mir.

Was sind denn „Freitag-Taschen“?

„Freitag“ ist der Urvater aller LKW-Planen-Taschenhersteller. Die haben damit in der Schweiz angefangen. Eigentlich wurden die Taschen für einen Fahrradkurierdienst hergestellt. Das hat sich für die zu einem riesen Hype entwickelt.

Sie sprachen zwar vorhin vom Signal-Iduna-Park als Motiv, aber das Dortmunder U ist schon das Markenzeichen Ihrer Produkte. Warum gerade Motive mit dem Dortmunder U?

Ein Tasche aus LKW-Plane. Das Dortmunder U ist bei Micheels Kunden das beliebteste Motiv.

Ein Tasche aus LKW-Plane. Das Dortmunder U ist bei Micheels Kunden das beliebteste Motiv.

Das Dortmunder U entwickelt sich, meiner Ansicht nach, zu einer Landmarke der Region. Genauso, wie der Förderturm von Schacht zwölf in Essen und genauso, wie der Förderturm vom Bergbaumuseum. Das „U“ ist ein Stück Geschichte; auch Industriegeschichte. Zurück in eine Zeit, in der Dortmund für Kohle, Stahl und Bier bekannt war. Ich glaube, Dortmund ist jetzt für keins der drei Produkte mehr in der Welt bekannt. Aber das Dortmunder U ist durch den Wiederaufbau zu einer Landmarke geworden. Damals war das zumindest der Gedanke. Heute hat es sich, denke ich, auch schon dahin entwickelt.

Was würden Sie sagen, wie beliebt sind die Produkte? Besonders die, die das „U“ zieren?

Das „U“ ist sicherlich das beliebteste Produkt. Ganz egal, ob es als Windlicht ist, auf einer Tasche oder als Fruchtgummi. Es bleibt das beliebteste Produkt.

3 Comments

  • Tom Benders sagt:

    auch ich zweifel an dem netten Auftretten des Herrn Micheel. Ich hab schon mehrfach nun gehört das er Künstler dessen Motive er auf seinen Taschen benutzt nicht bezahlt. Und sowas im Ruhrpott, wo ja angeblich das Herz noch zählt – aber bei Herrn Micheel anscheinend nicht… von mir kriegt der Kerl kein Geld und ich werde den Laden meiden.
    Michael Schulze,

  • Michael Schulze sagt:

    Bin gerade auf zufällig auf diesen Artikel gestoßen. Unter anderem auf diese Aussage: „or “Ruhrgepäck” war ich als Geschäftsführer im Service für einen großen deutschen Internetserviceprovider tätig. Dort war ich dafür verantwortlich, aus immer weniger Menschen immer mehr Leistung rauszuholen. Und wenn das in Deutschland nicht ging, dann andere Standorte entsprechend abzuwicklen. Das entsprach auf Dauer nicht mehr meinem eigenen Ethikcode“
    Da fällt mir nicht viel zu ein. Wahr ist vielmehr, dass Herr Micheel bis er Geschäftsführer wurde, versucht hat, diesen Druck von den Mitarbeitern zu nehmen. Die Kehrtwende vollzog sich mit dem Aufstieg. Danach wurden auch Mitarbeiter, die länger Krank waren, mit Kündigung von ihm bedroht. Das Herr Micheel in Deutschland produzieren lässt, bedeutet meiner Meinung! nach nur, dass es ihm noch nicht gelungen ist, einen günstigeren Anbieter zu finden.
    Ich habe diesen Herrn nicht als fairen Geschäftsführer kennengelernt, selbst Verfehlungen von Kollegen dienten als willkommene Gelegenheit, „teurere“ Mitarbeiter (für die Gehälter von damals würde ich heute nicht mal mehr aufstehen) loszuwerden und gegen Leute auszutauschen, die tatsächlich nur 1600 Brutto verdienen.
    Letzen Endes wird hier nur das weitergeführt, was ich persönlich mehrere Jahre erlebt habe: Herr Micheel stellt sich immer sehr moralisch dar, die Wahrheit muss man mal erleben!!!

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