Rot-Grün begießt den Sieg, CDU im Aus

Hannelore Kraft feiert ihren Siegeszug der Herzen. Bodenständigkeit und Currywurst, das gefällt der Mehrheit der Wähler. Passend dazu stößt man im roten Zelt mit viel Bier an und greift nach Schnittchen vom üppigen Buffet.

Max

Max Hoffmeier freut sich über das Wahlergebnis für die SPD. Fotos: Katrin Herms

Max Hoffmeier betrachtet die Szene mit etwas Abstand. Der 25-jährige Wirtschaftsstudent vom Nippe-Ruhr-Kreis ist seit elf Jahren Mitglied bei den Sozialdemokraten. Für ihn ist das vorläufige Wahlergebnis perfekt: „Ich habe mich exorbitant gefreut. Dass die CDU so deutlich abschmiert, hätte ich aber nicht gedacht.“ Max wendet sich kurz ab und fügt dann hinzu: „FDP-Spitzenkandidat Lindner dementiert es zwar, aber es war ein klarer Kopf-Wahlkampf“.
Inhaltlich gepunktet habe die SPD natürlich auch, zum Beispiel im Bereich der Bildungspolitik. Wir erinnern uns: Hannelore Kraft hatte die Studiengebühren abgeschafft. In welcher Form in Zukunft Gelder aus Düsseldorf für die Hochschulen locker gemacht werden, ließe sich jetzt noch nicht sagen.

CDU verlässt geschlossen den Pavillon

Während Hannelore Kraft im Lager der SPD von allen Seiten geherzt wird, verlässt die CDU nach Übertragung der ARD-Tagesthemen geschlossen ihren Pavillon. Ganz nach dem Motto: Wenn Röttgen geht, dann hauen wir auch ab.

Piraten-Spitzenkandidat Joachim Paul im Interview.

Piraten-Spitzenkandidat Joachim Paul im Interview.

So wird eigentlich überall im Landtag gefeiert. Die Wahlverlierer – Linke und Christdemokraten – haben sich dezent zurückgezogen.

Die Piraten haben allen Grund sich zu freuen, denn sie sind nach Schleswig-Holstein nun im vierten deutschen Landtag vertreten. Ihre Sonderstelle ist im Regierungsgebäude bis jetzt auch nicht zu übersehen. Denn: sie haben noch keinen eigenen Stand. Wer Spitzenkandidat Paul abfangen möchte, wartet am besten an einem der Medienschleusen, die zur Zeit immer noch heiß laufen.

Wie aus dem Umfeld der FDP-Landtagsfraktion zu vernehmen ist, hat niemand Angst vor dem Einzug der Piraten, obwohl diese ja mit der allgemeinen Forderung nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung als alternative liberale Strömung verstanden werden können. Im FDP-Zelt hört man Gesprächsfetzen wie „Die Piraten bedrohen uns nicht. Denn sie stellen das geistige Eigentum der Bürger in Frage“. Sobald es um Fragen des Wettbewerbs ginge, könne man die Piraten nicht mehr ernst nehmen.

Was sagen die Koalitionspartner in spe?

Eva Mirer Bröckelmann mit Robert Wendt und Lucas Andreatta.

Eva Mira Bröckelmann mit Robert Wendt und Lucas Andreatta.

Die Grünen stehen fest hinter der alten und neuen Ministerpräsidentin. Eine Regierungskoalition mit den Grünen ist genau das, worauf hier alle gehofft und gewartet haben. Dementsprechend zukunftsgewandt ist auch die Stimmung im Zelt der Grünen. Inmitten der ca. 200 Anhänger steht auch Eva Mira Bröckelmann. Sie ist die persönliche Mitarbeiterin von Matti Bolte, dem Netzpolitischen Sprecher der Grünen im NRW-Landtag. Sie ist begeistert: „Wir freuen uns total und sehen den Sieg der SPD als positives Ergebnis unserer Arbeit der letzten 20 Monate.“

Bröckelmann spricht vom Nichtraucher- und Klimaschutzgesetz; vom Schulkonsens und einigen Punkten der Innenpolitik. In Punkto Netzpolitik seien die Grünen den Piraten vielleicht sogar einen Schritt voraus. Wie Max Hoffmeier von der SPD wirft auch Eva Mira Bröckelmann einen noch skeptischen Blick hinüber zu den Piraten: „Wir müssen erstmal abwarten und schauen, wie die im Landesparlament so arbeiten.“
Beide, Eva Mira und Max erwarten mit Blick auf die Sitzverteilung im Parlament eine rot-grüne Koalitionsbildung. Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach der Sperrstunde. „Wie lange noch gefeiert wird, ist eine Frage von morgen“, so Max.

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