Ein Traum von Freiheit

aussteiger

Rolf T. lebt im Paradies. Das sagt er zumindest. Der 58-Jährige, der sich selbst „Ketan“ nennt, hat sich einen Lebensraum außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen und Gewohnheiten geschaffen: Auf einer circa 8000 m² großen Baubrache mitten in Köln, zwischen Amtsgericht und ordentlich aneinandergereihten Mietshäusern. Einen Stromanschluss gibt es auf der Brache inzwischen, Wasser fließt nur begrenzt.

Nach Ketans „Ausstieg“ vor rund dreißig Jahren war er zunächst zu Fuß auf Wanderschaft, später in umgebauten Zirkuswagen unterwegs. Bald hat er gemerkt, dass er seine neu gewonnene Freiheit so schnell nicht wieder aufgeben will. Abseits von gesellschaftlichen Zwängen und nur mit dem Nötigsten ausgestattet, hat er das Leben auf seinen Reisen studiert, trainiert und schließlich, wie er sagt, zu sich selbst gefunden.

Auf der Brache am Kölner Eifelwall hat Ketan sich vor fast zehn Jahren niedergelassen und lebt dort zusammen mit ein paar Gleichgesinnten. Sie leben dort als „Selbstversorger“ und von Spenden und Geschenken, haben aus Wagen, Bauresten und Holzkonstruktionen in den letzten Jahren ein ständig wachsendes und sich veränderndes Dorf erschaffen. Ohne Beton und ohne Mauern. Stattdessen mit unermüdlichem Erfindergeist und viel Liebe zum Detail. Aus dem, was die Gesellschaft nicht mehr braucht, ist nach und nach ein neuer Lebensraum entstanden.

Wie lebt es sich in Ketans selbsternanntem Paradies? Ist solch ein Lebensentwurf der Weg in ein ungezwungenes, freies Zusammenleben? Und wie sieht Freiheit dort aus? 

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Doch Ketans Paradies ist bedroht. Der Parkplatz des neuen Kölner Stadtarchivs soll genau dort entstehen, wo Ketan seit über neuneinhalb Jahren lebt. Für ihn und seine Anhänger bedeutet das, dass sie das Grundstück bis zum 1. Mai 2015 räumen müssen. Trotz großer Widerstände durch die Paradies-Bewohner und ihre Unterstützer hat sich die Stadtverwaltung aber nicht umstimmen lassen.

Ketan kämpft schließlich für einen gebührenden Abschied. Mit einem abschließenden Theaterprojekt, das er zusammen mit seinem Sohn organisiert hat, will er von seiner Zeit im Paradies Abschied nehmen. Zwar hat die Stadtverwaltung das kürzlich gebaute Holztheater als einsturzgefährdet eingestuft und kurzerhand das Dach abgerissen – das Projekt wird aber trotzdem stattfinden. Ketan lässt sich nicht unterkriegen. Die Schritte der Stadtverwaltung sind für Ketan reine Machtdemonstration. Am 1. Mai, wenn das Projekt abgeschlossen ist, wird er sich samt seiner Wohnwagen nach Berlin aufmachen.

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 Medienprojekt: Frei! (Teichmann)

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