Happy Birthday, Semesterticket

Ingo Manfraß vom AStA Dortmund sieht die Studenten in einer guten Verhandlungsposition gegenüber der Bahn. Foto: AStA Dortmund.

Ingo Manfraß vom AStA Dortmund sieht die Studenten in einer guten Verhandlungsposition gegenüber der Bahn. Foto: AStA Dortmund.

Im April 1992, vor genau zwanzig Jahren, feierte es seine Premiere an der Dortmunder Uni: Das Semesterticket. Was heute für die Studenten selbstverständlich ist, traf anfangs nicht nur auf Zustimmung.

„Zuerst gab es einige Klagen“, erinnert sich Ingo Manfraß vom Dortmunder AStA. „Aber das Gericht hat festgestellt, dass es rechtens ist, was wir da eingeführt haben, und dass wir den Betrag von jedem Studenten einfordern dürfen.“

NRW-Erweiterung sorgt für Preissprung

Bis heute wird das Semesterticket durch dieses Solidarmodell finanziert. Preislich hat sich aber trotzdem einiges getan seit den frühen Neunzigern: Während Studenten damals noch 85 DM für das Ticket gezahlt haben, kostet es heute mit 145 Euro fast vier mal soviel. „Bis 2008 war das ein Semesterticket, das sich nur auf den VRR bezogen hat“, erklärt Hans-Peter Frittgen von den Dortmunder Stadtwerken den Preissprung. „Inzwischen hat das Semesterticket NRW-weite Gültigkeit. Ich glaube, die Studenten haben da ein gutes Angebot für einen doch noch sehr überschaubaren Preis.“

Und das sehen auch die Studenten selbst so: Bei einer Studie der Uni Bielefeld haben 80% der Befragten die NRW-Erweiterung des Semestertickets mit sehr gut oder gut bewertet. In der Nutzung gibt es laut Frittgen NRW-weite Steigerungen von 30 bis 40%. „Ein oder zweimal im Semester nach Köln fahren, und man hat den Aufpreis für das NRW-Ticket schon wieder drin“, sagt er. Die NRW-Erweiterung ist aber nicht das einzige Lifting, das dem Semesterticket in den vergangenen zwanzig Jahren verpasst wurde.

Langfristig Chipkarte statt Papierausdruck

Viele Studenten wünschen sich: "Chip-Ticket" statt Papierausdruck. Foto: Jonas Strohschein.

Viele Studenten wünschen sich: "Chip-Ticket" statt Papierausdruck. Foto: Jonas Strohschein.

2006 hat die Bahn eine außergewöhnlich hohe Preissteigerung durchgeführt. Die konnte der AStA zwar nicht verhindern, dafür hat er aber in den Verhandlungen weitere Leistungen eingefordert. Frittgen erinnert sich noch gut: „Wenn ich schon einen neuen Preis bezahlen muss, dann bitte die Fahrradmitnahme und eine Personenmitnahme obendrauf, hat der AStA gefordert. Dem wurde dann auch zugestimmt. Da hat der AStA sehr gut verhandelt.“ Seitdem ist es zumindest im VRR-Gebiet möglich, an Wochenenden und unter der Woche ab 18 Uhr eine weitere Person oder ein Fahrrad auf seinem Ticket mitzunehmen.

„Die Bahn hat natürlich auch ein reges Interesse daran, so einen Kunden zu haben. Wenn man sich mal überlegt, dass an der Dortmunder Uni schon 27.000 Studierende sind, die alle tatkträftig einzahlen, dann ist das schon ein Batzen Geld“, erklärt Ingo Manfraß vom AStA die starke Verhandlungsposition der Studenten. Für die Zukunft wünscht er sich vor Allem eines: Statt des Papierausdrucks, wie er momentan verwendet wird, soll das Semesterticket als Chip auf dem Studentenausweis integriert werden. Zumindest langfristig stehen die Chancen dafür gar nicht mal so schlecht – einige Unis haben im Pilotversuch sogar schon auf die Chipkarten umgestellt. „Bisher stellen sich da aber leider hauptsächlich die Dortmunder Verkehrsbetriebe gegen“, sagt Manfraß.

Bis zu 20 Euro Entschädigung bei Verspätung

Hans-Petter Frittgen von der DSW21 sieht das naturgemäß anders: „Wenn wir auf eine Chipkarte umstellen können, machen wir das gerne. Aber da sind im Moment die Voraussetzungen noch nicht gegeben.“ Gemeinsam mit der Hochschulleitung versuche man aber, die technischen Anforderungen an ein „Scheck-Karten-Ticket“ zu erfüllen. Bis dahin geben die Bahn und der AStA kostenlos Plastikhüllen aus, die das Papierticket vor dem Verknicken schützen sollen.

Bei Verspätungen übernimmt die Bahn Taxi-Kosten bis zu zwanzig Euro. Foto: flickr.com/alexandergorlin.

Bei Verspätungen übernimmt die Bahn Taxikosten bis zu zwanzig Euro. Foto: flickr.com/alexandergorlin.

Umsonst können Studenten unter gewissen Umständen auch mit dem Taxi fahren: Verspäten sich Bus oder Bahn um mindestens 20 Minuten, und es steht keine Alternativlinie zur Verfügung, übernimmt die Bahn Taxikosten bis zu 20 Euro. „Da machen wir keine Unterschiede zwischen dem Regelsortiment und dem Semesterticketkunden“, sagt Frittgen. Verständlich: Immerhin verbucht die Bahn allein durch Studenten der TU Dortmund solidarisch finanzierte Einnahmen von fast 4 Millionen Euro – pro Semester.


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