Schnupfen und Grippe – schuld daran sind Viren

Im Februar kommen sie besonders gerne – die fiesen Viruserkrankungen. Wir liegen mit Grippe im Bett. Bakterien sind hier übrigens unschuldig, sie sollten nicht mit Viren verwechselt werden.

Februar ist Grippezeit. Foto: ‚© jeger / PIXELIO'

Februar ist Grippezeit. Foto: ‚© jeger / PIXELIO'

Um Viren und Bakterien zu vergleichen, ist es wichtig zu wissen, was das eine und was das andere überhaupt ist. Zunächst die Bakterien: „Sie sind kleiner als menschliche Zellen und nur wenige Mikrometer groß“, erklärt Mikrobiologe Franz Narberhaus von der Ruhr-Universität Bochum. Und, sie können sich ohne Wirtszellen selbstständig vermehren. „Das Bakterien schlecht seien, ist ein Vorurteil“, weiß Narberhaus. In der Regel seien sie sogar gut. Der Mensch habe zehnmal so viele Bakterien wie eigene Zellen – er könnte ohne sie gar nicht überleben, denn sie übernähmen teilweise die Verdauung oder bilden auch die Hautflora –  eine Schutzschicht vor Keimen.

Bakterien bevölkern nahezu sämtliche Nischen in der ganzen Welt und seien dabei unglaublich erfolgreich, sagt der Wissenschaftler. Sie könnten beispielsweise bei 100 Grad Celsius, im Eis oder bei Tiefseequellen existieren, da sie sich dann an die extreme Bedingungen anpassen. Obwohl der Mikrobiologe sich für Bakterien begeistern kann, muss er jedoch auch zugeben, dass es welche gibt, wie zum Beispiel die Salmonellen, die Krankheiten verursachen. Gegen bakterielle Infektionen helfen Antibiotika –  sie sollten aber nur genommen werden, wenn der Arzt sie auch verschreibt.

Viren brauchen lebende Zellen

Antibiotika helfen nur gegen Bakterien. Foto: ‚© Rainer Sturm / PIXELIO'

Antibiotika helfen nur gegen Bakterien. Foto: ‚© Rainer Sturm / PIXELIO'

Gegen Infektionen durch Viren wirken Antibiotika aber nicht. Diese betreiben nämlich keinen eigenen Stoffwechsel. Ein Antibiotikum greift nämlich bei Bakterien in deren Stoffwechsel ein – da Viren aber keinen haben, funktioniert das Antibiotikum auch nicht.  Da gibt es stattdessen dann Anti-Virale-Medikamente, zum Beispiel bei einer Grippe. Das Gefährliche bei solchen Infektion sind aber oftmals nicht die Viren selbst, sondern die die Körperschwäche aufgrund der Viren-Bekämpfung.  Denn dann haben Bakterien ein leichtes Spiel: Sie können in den Körper eindringen, sich vermehren und dort zu weiteren Krankheiten führen. Und dann braucht es auch noch Antibiotika.

Der entscheidende Unterschied zu Bakterien ist also folgender: „Ein Virus ist zunächst einmal kein Lebewesen“, erklärt der Dortmunder Biologieprofessor Dietmar Graf. Damit sie sich vermehren können, brauchen Viren lebende Zellen – Wirtszellen – auch Bakterienzellen können Wirte sein. „Leben ist so definiert, dass es sich selbst vermehren können muss“, erläutert der Virologe Klaus Überla von der Ruhr-Universität Bochum: „Viren sind aber nicht tot wie ein Stein.“ Denn durch ihre Wirtszellen seien sie auch der Evolution unterworfen und veränderten sich ständig.

Virus und Bakterie im Größenvergleich. Eine Bakterie ist gerade einmal wenige Mikrometer groß. Zeichnung: Marc Patzwald

Virus und Bakterie im Größenvergleich. Eine Bakterie ist gerade einmal wenige Mikrometer groß. Zeichnung: Marc Patzwald

Die Vermehrung der Viren läuft so ab: Schafft es ein Virus beispielsweise über Tröpfchen ins innere eines Menschen zu gelangen, versucht es eine Zelle zu finden, die es für seine „Zwecke“ nutzen kann. Hat das Virus angedockt, injiziert es sein Erbmaterial in die lebende Zelle, die von diesem Moment an als eine Art Fabrik funktioniert. Dabei haben die Viren zwei Strategien erklärt Überla: „Entweder wollen sie ganz rasch viele Viren produzieren oder sie versuchen ein Gleichgewicht zu schaffen.“ Bei ersterem stirbt die Zelle – sie platzt und setzt die neuen Viren frei. Bei letzterem gehen Virus und Zelle eine Art Symbiose ein und existieren miteinander. Dabei ist das regulierte Gleichgewicht jedoch wichtig. „Nimmt das Virus Überhand, ist die Zelle irgendwann tot und, wenn die Zelle Überhand nimmt, dann produziert die Zelle auch irgendwann wieder gesunde Zellen“, sagt der Virologe.

Unklar, wie Viren entstanden sind

Es gibt viele Theorien wie Viren entstanden sein können. Eine besagt, dass sich Viren aus Bakterien rückentwickelt haben, erklärt Biologe Graf: „Diese Bakterien haben ihren gesamten Zellinhalt verloren – auch die Zellhülle. Es sind dann nur Erbmaterial und eine Eiweißhülle übergeblieben.“ Das sei aber kein Widerspruch zur Evolution. „Es ist eine Fehlvorstellung, wenn man davon ausgeht, Evolution geht immer nur von unten nach oben, ist immer Höherentwicklung“, so der Dortmunder Biologe. Es sei gar nicht so selten, dass komplexe Organismen sich vereinfachen würden.

Viren spezialisieren sich auf einen Wirt

Dietmar Graf ist Biologieprofessor an der TU Dortmund. Foto: Marc Patzwald

Dietmar Graf ist Biologieprofessor an der TU Dortmund. Foto: Marc Patzwald

Doch, wie auch die Bakterien, können Viren für den menschlichen Körper nützlich sein, weiß Graf: „Bakterien, die für uns schädlich sind, können von Viren zerstört werden. Es gibt eigentlich für alle Bakterien spezielle Viren, die in diesem Fall Bakteriophagen heißen.“ Viren haben nämlich häufig nur eine bestimmte Wirtsspezies – sie haben sich spezialisiert. Sie könnten aber auch von einer Spezies auf eine andere überspringen, erklärt Überla: „Der Vorläufer von HIV hat bei Affen keine Erkrankung verursacht. Wenn Viren auf eine andere Spezies übergehen, sind sie oft nicht mehr gutartig.“ Viren können mit der Wirtszelle dann keine Symbiose bilden. Das Gleichgewicht wäre dann gestört, was die Viren gefährlich mache, da sie so die Zellen töten können. Beim HI-Virus sterben die menschlichen Wirtszellen. Aber rein theoretisch könnte selbst bei HIV ein Gleichgewicht, also eine Art Symbiose, entstehen, erklärt der Bochumer Virologe: „Dafür wären aber ein paar tausend Jahre nötig.“

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