Im Spritparadies?

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Foto: pixelio/Rainer Sturm

Gerade bei pendelnden Studenten sorgten hohe Spritpreise in den vergangenen Jahren für leere Portemonnaies. Doch mittlerweile bleibt nach dem Tanken der ein oder andere Schein in der Geldbörse. Woche für Woche sinken die Spritpreise und zaubern Autofahrern ein Lächeln ins Gesicht. Allein in der vergangenen Woche sank der Preis für einen Liter Sprit im Schnitt um 4 Cent.  Der Preisabfall liegt vor allem am Absturz der Rohölpreise. Wenn es nach den Studenten ginge, könnte es ewig so weiter gehen. Doch nicht alle profitieren von günstigen Rohstoffen.

Der hohe Spritpreis der vergangenen Jahre verärgerte nicht nur die Autofahrer. Die deutschen Politiker wollten 2012 sogar auf die sogenannte „Spritpreis-Bremse“ drücken, um den rasanten Preisanstieg zu stoppen. Das Prinzip: Tankstellen sollten auf einer Internetplattform des Bundeskartellamtes Preisänderungen melden. Zusätzlich mit Informationen über die Import- und Export-Preise der Raffinerien sollten so unangemessene Preisexzesse erkannt werden. Für einen Liter Superbenzin zahlte man 2012 im Durchschnitt 1,64 Euro. Inzwischen liegt der Preis für einen Liter Super etwa bei 1,31 Euro und ist damit so niedrig wie lange nicht mehr. Doch warum sind die Preise so niedrig?

Überangebot von Erdöl

WR 2010 Passfoto, privat

Professor Dr. Wolfram Richter. Foto: privat

Laut Professor Dr. Wolfram Richter, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der TU Dortmund, liegt das vor allem am Überangebot von Erdöl. Im vergangenen Jahr sind die USA mit der Fracking-Methode, bei der durch Bohrung in tausenden Metern Tiefe Erdöl gewonnen werden kann, kräftig in den Ölmarkt eingestiegen. Das Erdöl-Angebot auf dem Weltmarkt nehme deshalb immer weiter zu, die Nachfrage wachse jedoch nicht mit, sagt Professor Richter. Weil dadurch der Erdölpreis sinkt, spart Deutschland  beim Import Beträge in Milliardenhöhe. „Das ist gut für das Land und wirkt sich als kleiner Konjunkturimpuls aus“, erklärt Richter weiter. Dass es langfristig so weitergeht, damit rechnet er jedoch nicht. 

Innerhalb eines Tages schwankt der Spritpreis pro Liter an der Tankstelle um zwischen 10 und 15 Cent. Am günstigsten ist es laut Bundeskartellamt in den frühen Abendstunden. Wer also noch mehr sparen will, sollte zwischen 18 und 20 Uhr zur Tankstelle fahren. Ab 4 Uhr morgens steigen die Preise dann wieder an. Der Grund für die starken Schwankungen innerhalb eines Tages ist die große Konkurrenz zwischen den Tankstellen. Um die meisten Kunden anzuziehen, versuchen sie sich gegenseitig zu unterbieten und riskieren damit, zeitweise sogar Verluste zu machen.

Marktwert von Kohle sinkt

Doch nicht nur Tankstelleninhaber kommen durch ein Überangebot von Rohstoffen in die Bredouille. Auch der Marktwert von Kohle sinkt aufgrund der Konjunkturschwäche und des weltweiten Überangebots. Zuletzt sorgte das Maschinenbauunternehmen Eickhoff aus Bochum mit Stellenstreichungen für Schlagzeilen. Das Unternehmen produziert unter anderem Fördermaschinen für den Kohleabbau. Wie der WDR berichtet, rechnen die Bochumer für das Jahr 2015 mit einem Umsatzrückgang von 50 Millionen Euro. Weil Eickhoff nicht von einer schnellen Erholung der Auftragslage ausgeht, sollen laut WDR in Folge dessen jetzt zehn Prozent der Mitarbeiter entlassen werden.

Das ist die Kehrseite der Medaille, die auf der Vorderseite mit günstigen Spritpreisen glänzt.

 

Teaserbild: pixelio/picturepoint.biz

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