CDU im Lebenslauf

Politisch interessiert war Jonas Pantzer schon immer. Ein Abo der „Zeit“ hatte er bereits mit 15 und er wusste schon früh, dass er selbst in der Politik aktiv werden möchte. Im Alter von 19 Jahren ist er der CDU beigetreten, mittlerweile sitzt der 22-Jährige im Kreisvorstand der Jungen Union.

Neben seinem Physik-Studium an der TU Dortmund ist er Mitglied des Studentenparlamentes. Jede Woche wendet er laut eigenen Angaben etwa fünf Stunden für sein politisches Engagement auf. Er besucht Stammtische und Seminare, hält Vorträge und wirbt neue Mitglieder. Während des Wahlkampfes hat er zusätzlich in Fußgängerzonen Flyer für die CDU verteilt. Und zweimal im Jahr geht es auf mehrtägige Seminarfahrten.

Würde seine Mitgliedschaft bei der Jungen Union in einer Bewerbung nicht angeben: Jonas Pantzer (Teaserbild: BirgitH/pixelio.de, Foto: Teresa Bechtold)

Würde seine Mitgliedschaft bei der Jungen Union in einer Bewerbung nicht an die große Glocke hängen: Jonas Pantzer. (Teaserbild: BirgitH/pixelio.de, Foto: Teresa Bechtold)

Mit seinem Engagement gehört Pantzer zu den wenigen jungen Menschen, die sich Zeit für Parteiarbeit nehmen. Nur knapp drei Prozent der CDU-Mitglieder sind unter 25 Jahre alt, das Durchschnittsalter liegt bei 59 Jahren. Gerade unter Gleichaltrigen muss Pantzer sich oft für sein Engagement rechtfertigen. Eine Mitgliedschaft bei der CDU sei unter Studenten nicht so „en vogue“, sagt er. „Die CDU kümmert sich wenig um hippe, studentische Themen. Sie wirkt sehr konservativ. Viele junge Menschen können nicht nachvollziehen, weshalb ich mich dafür interessiere“, so Pantzer.

Wenn es darum geht, seine Mitgliedschaft bei der Jungen Union zu verteidigen, hat er ein dickes Fell. Argumente für sein Engagement findet er wie aus der Pistole geschossen: „In einer Volkspartei wie der CDU ist es ganz normal, nicht immer auf einer Linie mit der Partei zu sein. Ich habe trotzdem noch meine eigene Meinung, zum Beispiel finde ich es falsch, dass viele CDU-Mitglieder das Ehegattensplitting nicht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen ausweiten möchten.“ Wichtiger sei es, mit der Grundphilosophie der Partei übereinzustimmen. In Pantzers Fall ist das die Wirtschaftspolitik der Union.

Wer Karriere machen möchte, sollte sich engagieren

Was er nach seinem Physik-Studium machen möchte, weiß Pantzer noch nicht genau. Er könnte sich aber vorstellen, mal in der Forschung zu arbeiten. Obwohl er als Vorstandsmitglied der Jungen Union zahlreiche Aufgaben innerhalb der Partei übernimmt, in die er einen Großteil seiner Zeit und Energie steckt, würde er das in einer Bewerbung nicht an die große Glocke hängen und höchstens als Randnotiz erwähnen. Als er sich neulich um eine Stelle als studentische Hilfskraft beworben hat, hat er seine politischen Aktivitäten sogar ganz außen vor gelassen. „Für den Job ist es ja unwichtig, was ich als Hobby mache“, so Pantzer.

Dem widerspricht Franz-Josef Teupe, Berufsberater an der TU Dortmund. Er findet, dass politische Aktivität in jedem Fall in einer Bewerbung genannt werden sollte. „Gerade Bewerber, die Karriere machen wollen, sollten sich in irgendeiner Form engagieren, denn das zeigt dem Arbeitgeber, dass der Bewerber auch schon gesellschaftlich Verantwortung übernimmt“, sagt er. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig, ob in einem Altenheim oder eben in einer Partei. Hauptsache der Bewerber beweist Motivation, so Teupe.

Junge Parteimitglieder engagieren sich zum Beispiel auf Demonstrationen, wie hier ein Mitglied der Grünen Jugend (Foto: Flickr.com/Grüne Jugend)

Junge Parteimitglieder engagieren sich zum Beispiel auf Demonstrationen, wie hier ein Mitglied der Grünen Jugend. (Foto: Flickr.com/Grüne Jugend)

Ist es da nicht riskant, sich ausgerechnet in einer Partei zu engagieren? Was, wenn der potenzielle Arbeitgeber andere politische Ansichten hat und die Bewerbung deshalb ablehnt? „Arbeitgeber dürfen eine Einstellung nicht von der politischen Weltanschauung des Bewerbers abhängig machen, das verbietet das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz“, sagt Teupe. Oft würden Fragen nach der politischen Meinung jedoch gezielt gestellt werden, um das diplomatische Geschick des Bewerbers zu testen. Denn in vielen Berufsfeldern komme es darauf an, gelassen mit schwierigen Situationen umzugehen. Ein Erfolgsrezept, mit dem man solchen Fragen begegnen kann, gibt es nicht. Teupe empfiehlt, sich schon vor dem Bewerbungsgespräch eine individuelle Strategie zu überlegen, mit der man sich aus solchen kniffligen Situationen herausmanövrieren kann.

Politische Ansichten nicht vor Arbeitgeber verstecken

Es gibt aber auch Berufe, in denen ist die politische Neigung eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit. Zu diesen sogenannten „Tendenzbetrieben“ zählen zum Beispiel Zigaretten-Firmen oder Medienunternehmen mit bestimmten politischen Tendenzen, wie die konservative Welt oder die sehr linke taz. In diesen Betrieben ist die politische Meinung sogar ein Einstellungskriterium. Denn zum angemessenen Ausüben der Arbeit sei es in diesen Betrieben notwendig, dass der Arbeitnehmer ideell auf einer Linie mit dem Arbeitgeber liegt, so Teupe.

Ein anderes Berufsfeld, in dem politisches Engagement von Vorteil ist, ist ganz klar die Politiker-Karriere. Junge-Union-Mitglied Pantzer würde so eine Laufbahn nicht ausschließen. Jedoch hätte er anfangs nicht gedacht, wie aufwändig es ist, Karriere in der Partei zu machen. „Es kostet unglaublich viel Zeit, in der Partei auf sich aufmerksam zu machen, Netzwerke zu schaffen. Im Moment schreckt mich dieser Zeitaufwand noch ab“, so Pantzer.

Berufsberater Teupe hat noch einen Tipp zur Bewerbung, ganz egal ob Mitglied in einer Partei oder nicht: „Verstecken Sie sich nicht. Stehen Sie zu sich und dem was Sie tun, denn nur so finden Sie einen Arbeitgeber, der zu Ihnen passt. Und nur dann werden Sie sich im Beruf wohlfühlen.“

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