Fraternité, Egalité, Beyoncé: Superstar unterstützt „Black Lives Matter“-Bewegung

 

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Ein Superstar auf der Bühne: Beyoncé ist an diesem Dienstag in Düsseldorf zu Gast, im Rahmen ihrer aktuellen Welttournee. Auch hier wird sie vermutlich ihren Hit „Formation“ singen. Den stellte sie Anfang des Jahres bei ihrer Superbowl-Performance vor. Viele wollen darin eine politische Haltung erkennen, und über genau die wird in den USA gestritten.

Beyoncé Knowles ist ein weltweit berühmter Popstar und ein einflussreicher Mensch:  Auf Facebook hat ihre offizielle Seite über 64.000.000 „Gefällt mir“-Angaben, 77,6 Millionen Menschen folgen ihr auf Instagram. Die bekommen hauptsächlich Privat- oder Konzertfotos zu sehen. Aber die aktuellen politischen Geschehnisse in den USA kommentiert sie ebenfalls im Netz. Es geht dabei um die Gewalt gegen Schwarze in den USA, also um die „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM-Bewegung). Unter einem Bild verweist sie auf ihre Website, auf der sie ein längeres Statement postete. Für dieses erntet sie jedoch nicht nur Zustimmung.

Ein Auszug aus Beyoncés Statement zum Rassismus in den USA.

Auf der einen Seite: Begeisterung

Tahir Della freut sich über das „Outing“ von Beyoncé. Er ist Pressesprecher der Initiative schwarzer Menschen in Deutschland. Wenn sich eine prominente Persönlichkeit wie Beyoncé zu einer Bewegung wie Black Lives Matter bekennt, sieht er darin nur Vorteile. Beyoncé wird nach ihrem Statement „nun mehr als zuvor als Schwarze mit politischen Forderungen verstanden“, so Della. „Wenn sich Leute aus dem Mainstream positionieren, dann überrascht das besonders weiße Fans. Rassismus macht auch vor Promis nicht Halt. Das sehen viele aber nicht.“
Della bemerkte in den vergangenen Tagen, dass die BLM-Bewegung in Deutschland in den Fokus gerückt ist. Am zurückliegenden Wochenende gab es gleich zwei Anti-Rassismus-Demonstrationen in Berlin und in Köln. Della glaubt, dass diese Bewegung weiter wachsen wird, denn „Rassismus, gerade institutioneller Rassismus, ist ja kein amerikanisches Problem – sondern passiert beinahe weltweit.“ Promis können laut ihm auch dafür sorgen, dass die Bereitschaft, sich anzuschließen, weiter wächst. „Wenn jemand wie Beyoncé ein solches Problem erkennt, empowert das natürlich.“

Das Echo zum „Formation“-Musikvideo ist zweigeteilt. Fans sehen darin, wie sich Beyoncé inoffiziell zur BLM-Bewegung bekennt. Im Text heißt es unter anderem:

“My daddy Alabama, Momma Louisiana
You mix that negro with Creole make a Texas bama
I like my baby heir with baby hair and afros
I like my negro nose with Jackson Five nostrils
Earned all this money but they never take the country out me“

Video und Text sind in jedem Fall politischer als durchschnittliche Popmusik. Unter anderem sieht man ein versinkendes Polizeiauto, ein tanzendes Kind vor einer Reihe von Polizisten und den Graffiti-Schriftzug „Stop shooting us“ auf einer Wand.

Auf der anderen Seite: Kritik

In den USA wird Beyoncé von einigen Medien aber auch stark kritisiert, besonders für das Statement auf ihrer Website. Der wohl heftigste Vorwurf gegen sie lautet wie folgt: Sie würde helfen, Menschen zu gewalttätigen Protesten zu inspirieren und Gewalt von Demonstranten gegen Polizist*innen zu fördern. Laut Washington Post kommt dieser Vorwurf besonders aus dem Internet und aus konservativen Ecken des Landes. Das Statement auf ihrer Website, in dem es heißt, „It is up to us to take a stand and demand that they ‘Stop killing us’” führte offenbar zu diesen Anschuldigungen. Tahir Della konnte darin aber keinerlei Aufruf zu Gewalt gegen Polizist*innen erkennen. „Und selbst wenn: das wäre keine Entschuldigung für Geschehnisse wie in Dallas. Gewalt kann nicht gutgeheißen werden, ob von oder gegen Polizisten.“

Auch Blogger*innen kritisieren
Ein weiterer Kritikpunkt ist der, dass Beyoncé als reiche und berühmte schwarze Frau eine absolute Minderheit darstelle. Außerdem „zelebriere sie den Kapitalismus“, ein System, in dem sie zwar Erfolg habe, in dem die meisten Afroamerikaner aber untergingen. Der „Rolling Stone“ schreibt außerdem, dass diverse Feminist*innen und Blogger*inen das, was Beyoncé tut, weniger als Kunst bezeichnet, denn als Werbung. Sie sei eine Eigenmarke, die sich selbst zu Geld mache. 

In Europa wird diese Debatte um die berühmte Sängerin zwar kaum diskutiert. Aber bei der gerade laufenden „Formation Worldtour“ gibt es verschiedene Anzeichen dafür, dass sie noch nicht beendet ist. Beim Konzert in Dublin am 9. Juli hielten Fans in der ersten Reihe Protestschilder mit den Worten „Black Lives Matter“ in die Höhe. „Queen Bey“ veröffentlichte Fotos davon auf ihrer Website. Am Abend tritt sie nun vor mehreren 10.000 Menschen in Düsseldorf auf. Dass hier ebenfalls Schilder mit Protestsprüchen hochgehalten werden, hält Tahir Della für unwahrscheinlich. Dennoch glaubt er, dass die BLM-Bewegung in Deutschland wichtiger wird. „Eine berühmte Person wie Beyoncé stärkt auch hier die Lobby für eine solche Debatte.“ 

Beitragsbild: sashimomura, flickr.com 

Teaserbild: Ronald Woan, flickr.com 

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