Verhütung mal anders oder no woman, no Schleim

Foto: flickr.com/ Werner Langemeyer

Foto: flickr.com/ Werner Langemeyer

Mit dem doch recht unschönen Wort „Ausfluss“ wird allgemein jegliches Sekret bezeichnet, das aus der weiblichen Scheide fließt. Viele verbinden damit sofort Krankheiten wie Scheidenpilz oder Genitalherpes, in den meisten Fällen ist es jedoch einfach Zervixschleim, der sogar bei der Schwangerschaftsverhütung hilfreich sein kann.

Der Zervixschleim wird fast permanent aus dem Gebärmutterhals durch den leicht geöffneten Muttermund in die Scheide abgegeben – Vaginalsekret ist also etwas völlig normales und gehört bei einer Frau genauso zum Erwachsenwerden wie die erste Periode. Trotzdem gehört es zu den eher unausgesprochenen Themen, die umgangssprachlich gerne „unter den Teppich gekehr“ werden. Als ständiger Begleiter ab der Pubertät bis oft über die Wechseljahre hinaus hat das Scheidensekret aber eine wichtige Rolle im „Funktionsorganismus Frau“.

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Zervixschleim gelangt aus dem Gebärmutterhals in die Scheide; ein völlig normaler Vorgang im Körper einer Frau. Foto: flickr.com/ mush

Simple Funktion

Der Ausfluss besteht unter anderem aus Stoffwechselprodukten wie Zucker oder Enzymen, Drüsensekret aus dem Gebärmutterhals und Wasser. Die Funktion des Sekrets ist dabei simpel: Durch den sauren pH-Wert der Scheidenflora und des Zervixschleims soll das Eindringen und die Vermehrung von Krankheitskeimen verhindert und so die Gesunderhaltung und der Schutz der weiblichen Geschlechtsorgane gewehrleistet werden. Darüber hinaus dient das Sekret dem Transport und der Ernährung von Spermien. Damit hat sie also auch eine hohe Bedeutung für die weibliche Fruchtbarkeit.

Während der sexuellen Erregung findet zwar eine vermehrte Bildung des Vaginalsekrets statt. Dem Glauben manches Mannes zum Trotz ist die sexuelle Erregung aber nicht der eigentliche oder wichtigste Grund für die Sekret-Bildung.

Krankhafte Veränderungen

Täglich werden etwa fünf Milliliter des Vaginalsekrets gebildet, dabei kann zwischen verschiedenen Sekretionsarten wie Weiß- oder Gelbfluss unterschieden werden.

Innerhalb eines Menstruationszyklus‘ verändern sich also Farbe und Konsistenz des Vaginalsekrets. Treten darüber hinaus extreme Veränderungen auf – etwa grünliche Verfärbungen oder Geruchsbildung – können diese ein Hinweis auf beispielsweise Geschlechts- oder Infektionskrankheiten sein. Außerdem können Antibiotika- oder Pilleneinnahme, spermizide Substanzen (spermienabtötende Mittel zur Empfängnisverhütung) und Operationen im Unterleib Sekret-Veränderungen in Farbe, Geruch und Konsistenz hervorrufen.

Verhütung auf natürliche Weise

Spinnbarer Zervixschleim zeigt den Zeitraum des Eisprungs an

Spinnbarer (fadenziehender) Zervixschleim zeigt den Zeitraum des Eisprungs an

Neben dem Spermientransport und dem Krankheitsschutz kann das Sekret der Scheide aber noch mehr positives leisten: Mithilfe des natürlichen Zervixschleims kann nämlich auch eine Schwangerschaft verhindert oder gezielt herbeigeführt werden. Und das auf ganz natürliche Weise – ohne Hormonpräparate und ärztliche Verschreibungen.

Die Zervixschleim-Methode beruht auf der Tatsache, dass sich die Konsistenz des Zervixschleims mit dem monatlichen Zyklus verändert und anhand seiner Beschaffenheit der Beginn der fruchtbaren Tage festgestellt werden kann.

Dazu wird etwas Sekret aus der Scheide entnommen und zwischen Daumen und Zeigefinger auseinander gezogen. Mit dem Zyklus verändert sich die Konsistenz von dickflüssig hin zu einem dünnflüssigen Schleim, der sich in mehrere Zentimeter lange Fäden ziehen lässt. Dies ist das Zeichen für den unmittelbar bevorstehenden Eisprung, in dessen Zeitraum der Geschlechtsverkehr vermieden werden sollte, wenn eine Schwangerschaft nicht erwünscht ist. Nach dem Eisprung wird der Zervixschleim innerhalb kurzer Zeit wieder zäh und trüb. So verschließt er den Muttermund pfropfartig und wird zu einer natürlichen Barriere für eindringende Spermien.

Für wen die Zervixschleim-Methode geeignet ist

Die richtige Beurteilung der Konsistenz bedarf meist ausführlichen Übens. Allgemein ist die Verhütungssicherheit nicht so hoch wie beispielsweise bei der Minipille, dem Kondom oder der Spirale. Darum ist diese Methode auch eher für Paare geeignet, die einer möglichen Schwangerschaft nicht gänzlich abgeneigt sind. Vorteile der Zervixschleim-Methode sind das „Hören“ auf den eigenen Körper, die Vermeidung von hormonellen Präparaten und die gezieltere und innigere Familienplanung zwischen Männern und Frauen.

Teaserfoto: Alia Khaddour

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