Vom Amateur zum Foto-Profi

Es scheint, als seien die Zeiten, in denen das Fotografieren den Fachleuten überlassen wurde, vorbei: Es wird geknipst wie noch nie, Experten sprechen von einer unaufhaltsamen Bilderflut. pflichtlektüre online zeigt, was dahinter steckt und was das für die Fotobranche bedeutet.

Die Branche boomt. In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen für Kameras und Zubehör stark gestiegen.

Die Branche boomt. In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen für Kameras und Zubehör stark gestiegen. © Prophoto GmbH / GfK Retail and Technology GmbH

Einen Fotoapparat haben heute fast alle. Allein im letzten Jahr kaufte etwa jeder zehnte Deutsche eine neue Kamera. Laut Photoindustrie-Verband werden damit so viele Fotos gemacht wie noch nie: Pro Sekunde soll es mehr als 1000 Mal klicken. Hochgerechnet also 31 Milliarden Mal im Jahr. Und das allein in Deutschland.

Doch nicht nur zahlenmäßig hat sich etwas auf dem Fotomarkt getan. Knipste der Durchschnittsbürger früher mit einer gewöhnlichen Kompaktkamera, greift er heute immer öfter zu professionelleren Kameras, etwa der Spiegelreflex- oder der Systemkamera. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich ihr Absatz nahezu verdoppelt.

Fotomedienfachmann Stefan Fercho erklärt, warum auch „professionelleres“ Fotografieren inzwischen massentauglich ist:


Fotografie von heute: Einfach und preiswert

Große Speicherkarten bieten Platz für Experimente. Die meisten Fotos werden später einfach gelöscht. © Scanrail - Fotolia.com

Große Speicherkarten bieten Platz für Experimente. Die meisten Fotos werden später einfach gelöscht. © Scanrail - Fotolia.com

Aber auch ohne diese Hilfsmittel ist die Chance auf ein hübsches Foto heute größer: Musste man früher noch einen teuren Film einlegen und über jedes Foto zwei Mal nachdenken, wird heute wild drauf los fotografiert. Mit Automatik und Speicherkarten für tausende von Fotos wird so lang fotografiert, bis etwas Gutes dabei herauskommt. Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop erledigen den Rest. Ob Retuschieren, Zurechtschneiden oder Einfärben – alles kein Problem.

Aber hat das noch wirklich was mit Fotografie zu tun? Christel Plöthner, Leiterin der Fotowerkstatt an einem Kölner Berufskolleg, hat dazu eine klare Meinung:


Und was ist mit den Fotografen?

Fotografen unter Druck: Inzwischen wird auf teure Hochzeitsfotografie in vielen Fällen verzichtet. © Sarah Zoche

Fotografen unter Druck: Inzwischen wird auf teure Hochzeitsfotografie in vielen Fällen verzichtet. © Sarah Zoche

Auf lange Sicht könnte sich das Hobby-Knipsen außerdem auf den Beruf des Fotografen auswirken. Denn wenn die Technik so einfach ist, dass jeder alles selber machen kann, haben es Berufsfotografen schwer. Selbst in der Hochzeits- und Porträtfotografie, zwei der  nachgefragtesten Bereiche, werden Aufträge bereits rar. Auch das Internet macht den Profis Probleme. Hier kann der eigene Schnappschuss aus dem Urlaub auf Portalen wie „Fotolia“ einfach zum Verkauf angeboten werden. Und das teilweise für wenige Cents. Preise, mit denen Fotografen nicht konkurrieren können. Auch deswegen erwartet die Kölner Ausbilderin, dass sich das Berufsbild Stück für Stück auflöst. Ihre Hoffnung: Die Bilderflut wird irgendwann so langweilig, dass die Laien das inflationäre Fotografieren einstellen.

Das Foto als Kommunikationsmedium

Bislang macht es den Meisten aber eben doch noch Spaß. Das sieht man auch daran, dass Fotos massenweise in sozialen Netzwerken hochgeladen werden. Es scheint, als wären Bilder für die Selbstdarstellung im Web inzwischen unabdingbar. Auch aus diesem Grund rechnet der Photoindustrie-Verband weiter mit steigenden Verkaufszahlen im Fotosektor.

Kurz: Es wird wohl erst einmal fleißig weiter geknipst. Von Profis und von Amateuren.

2 Comments

  • Andy sagt:

    Hi,
    ich finde das persönlich super, dass sich immer mehr das Fotografieren leisten können. Auch mit DSLR Kameras.
    Vielleicht ändert sich das Berufsbild von Fotografen in die Richtung, dass sie den Hobbyfotografen Fotokurse anbieten, wie man profesionell fotografiert. Nur weil man eine teure Kamera besitzt heißt das nämlich noch lange nicht, dass man auch fotografieren kann.
    So ist das auch auf Hochzeiten und anderen Events. Ein Profifotograf macht immer noch deutlich bessere Bilder als ein Amateur.

    Gruß, Andy.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert