Es musste nur noch offiziell besiegelt werden: Frank-Walter Steinmeier ist neuer Bundespräsident. Eine überraschende Nachricht ist das nicht, war er doch der gemeinsame Kandidat von Union und SPD. Wir haben die Reaktionen auf die 16. Bundesversammlung im Netz zusammengefasst.
Für das eigentliche Highlight am Sonntagmittag sorgte aber vor der Wahl Bundestagspräsident Norbert Lammert mit einer überzeugenden Rede, die auch gegen Trump, Putin, AfD und Höcke ausholte – ohne nur einen Namen zu nennen. Nicht wenige kamen zu dem Urteil, dass auch Lammert ein hervorragender Präsident geworden wäre.
Großartige Rede von Bundestagspräsident Norbert #Lammert: Überzeugendes Bekenntnis zu Demokratie, Geschichte und Europa #Bundesversammlung
— Dr. Andreas Nick (@DrAndreasNick) February 12, 2017
Eine Rede eines Bundespräsidenten würdig! Ein brillanter Mann! #Lammert #bundespräsidentenwahl
— Frank Buschmann (@FrankBuschmann) February 12, 2017
Norbert #Lammert dankt dem scheidenden und sichtbar emotionalen Bundespräsidenten #Gauck in seiner Eröffnungsrede: pic.twitter.com/YEd0BnFp46
— Bericht aus Berlin (@ARD_BaB) February 12, 2017
Mit seiner Rede, in der er das aktuelle politische Geschehen nahezu sezierte, stahl er Steinmeier die Show.
Stilvoller wurden AfD, Trump und Co. nie vermöbelt. Danke, Norbert #Lammert. #Bundespraesidentenwahl #bundesversammlung
— Christopher Link (@linkchristo) February 12, 2017
Als Lammert über historische deutsche Staatsoberhäupter sprach und Karl VII. erwähnte, betonte er auch, dass es bis Roman Herzog der letzte Bayer an der Spitze gewesen sei – also für mehrere hundert Jahre. Die TV-Kameras zeigten immer wieder CSU-Chef Horst Seehofer, der den Seitenhieb offenbar genau verstanden hatte. Wie auch der Großteil der Bundesversammlung.
Und der #Seehofer bekommt noch einen weg – herrlich #Lammert #seehofer #Bundesversammlung #Bundespräsident
— Oliver Thiel (@OliverThiel) February 12, 2017
Die Rede überzeugte zwar einen Großteil des Plenums, nur die AfD verweigerte Lammert den Applaus.
#Bundesversammlung bekennt sich zu gemeinsamen Werten. Stehende Ovationen, nicht @AfD_Bund Rede #lammert pic.twitter.com/xS9saGPmB2
— Hansi Knüller (@unikatt) February 12, 2017
Die Wahl Steinmeiers zum Präsidenten war schließlich reine Formsache. Spannung kam an diesem Wahlsonntag deshalb nie wirklich auf. Das Netz nahm es ironisch.
https://twitter.com/publizistikon/status/830653712947363840
Bei der diesjährigen Wahl stand auch die Frage im Fokus, inwiefern eine Bundespräsidentenwahl Demokratie verkörpert, wenn der Wahlsieger im Vorfeld bereits quasi feststeht.
Warum ein ausgeklünglter Bundespräsident ein Fest der Demokratie sein soll, hat man mir jetzt nicht so erklären können.
— M. (@MPirat1) February 11, 2017
Im ersten Wahlgang
Nichtsdestotrotz dauerte das Prozedere, bei dem jeder Wahlberechtigte einzeln, in alphabetischer Reihenfolge, zur Urne treten musste, mehr als zwei Stunden. Um 14.17 Uhr verkündete Norbert Lammert das Ergebnis: Frank-Walter Steinmeier erhielt 931 Stimmen und wird somit der zwölfte Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Die absolute Mehrheit von 631 Stimmen erreichte er locker.
Habemus #Bundespräsident : Frank-Walter #Steinmeier wird #Gauck -Nachfolger pic.twitter.com/BYlbHsyDQu
— ARD-Hauptstadtstudio (@ARDHSB) February 12, 2017
Frank-Walter Steinmeier sprach in seiner ersten Rede als frisch gewählter Präsident immer wieder von Mut. Ein Appell an Freiheit und Demokratie in turbulenten Zeiten.
Wenn das Fundament anderswo wackelt, dann müssen wir umso fester zu diesem Fundament stehen.
Praktisch chancenlos waren die anderen Kandidaten wie Engelbert Sonneborn, Vater von Satiriker Martin Sonneborn. Die Piraten nominierten den Rentner und erhielten dabei Unterstützung der Satire-Partei „Die Partei“. Er holte zehn Stimmen.
Wenn ich heute Bundespräsident werde, hat nicht nur #Steinmeier viel Freizeit. #buprä #teamEngelbert #bpw17
— Engelbert Sonneborn (@EngelbertSonne) February 12, 2017
Mr. @realDonaldTrump, i am Engelbert and will be the new president of germany first. Do you want to visit me next week in Schloss Bellevue?
— Engelbert Sonneborn (@EngelbertSonne) February 11, 2017
Albrecht Glaser ist seit März 2013 Mitglied der AfD. Der Partei war es wichtig, bei der 16. Bundesversammlung einen eigenen Kandidaten aufzustellen. 42 Vertreter entschieden sich für Glaser.
#Bundespräsidentenwahl17 Albrecht #Glaser @AfD_Bund #bpw17 pic.twitter.com/hhWYEDTlHO
— phoenix_kom (@phoenix_kom) February 12, 2017
Der wohl bekannteste Mitbewerber: Alexander Hold. Der TV-Richter trat für die Freien Wähler an und holte 25 Stimmen. Er plädierte nicht nur vor der Wahl für eine Direktwahl des Bundespräsidenten.
#Bundespräsidentenwahl17 Alexander #Hold #FreieWähler #bpw17 pic.twitter.com/Ycvbml3AGP
— phoenix_kom (@phoenix_kom) February 12, 2017
Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge war Anwärter der Partei Die Linke. Mit 128 Stimmen war er der zweiterfolgreichste Kandidat. Butterwegge hatte sich zuvor eine dreistellige Stimmenzahl als Ziel gesetzt, obwohl die linke Fraktion nur etwa 93 Stimmen in der Bundesversammlung hatte. Offenbar haben ihn also auch einige Delegierte der Grünen und der SPD gewählt.
#Butterwegge stellt sich als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten vor. #Bundesversammlung #Buprae #linke pic.twitter.com/e6vrHlBp5a
— Niema Movassat (@NiemaMovassat) February 11, 2017
Prominente wählen mit
Neben den 630 Abgeordneten aus dem Bundestag durften auch genauso viele Delegierte der Länderparlamente den Bundespräsidenten wählen. Unter ihnen nicht nur Politiker aus den Parlamenten selbst, sondern auch viele Prominente, die von den Länderfraktionen nominiert wurden, um das Volk näher an die Wahl zu bringen. Der wohl Bekannteste: Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, den die Grünen aus Baden-Württemberg ausgewählt hatten.
"Eine absolute Bürgerpflicht": Bundestrainer Joachim #Löw wählt Bundespräsidenten ➡️ https://t.co/VHSAzrhrY4 #DieMannschaft pic.twitter.com/ObZCPqBIff
— Die Mannschaft (@DFB_Team) February 9, 2017
Morgen Bundesversammlung,heute Abendessen mit unseren NRW-Vertretern Hape Kerkeling @VeronicaFerres @CDUNRW_Fraktion pic.twitter.com/cv1t45Lok6
— Armin Laschet (@ArminLaschet) February 11, 2017
#Bundesversammlung beginnt, für die @spdbt ist auch die grandiose Iris Berben mit dabei, @BayernSPD #meinpraesident pic.twitter.com/eIv42IEpMG
— Christian Flisek (@ChristianFlisek) February 12, 2017
Die FDP nominierte Frank Thelen, bekannt aus der TV-Show „Höhle der Löwen“, als Vertreter für Start-Ups und Digitales. Außerdem dabei: Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann und Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.
Die Piraten schickten den Kabarettisten Volker Pispers ins Rennen.
Volker Pispers gibt keine Interviews. Selbst uns nicht. Deswegen nur ein Bild von ihm. 🙂 #PiratenWahlmenschen #Bundespraesidentenwahl pic.twitter.com/jm1YQ0c8yi
— Piratenfraktion NRW (@20piraten) February 12, 2017
Auf die Hamburgerin Olivia Jones fiel die Wahl der Grünen aus Niedersachsen.
"Ich bin der Farbtupfer hier" – Drag-Queen Olivia Jones legt in der Bundesversammlung den Arm um Kanzlerin Angela Merkel. (fho) pic.twitter.com/KGY2LHZxqI
— dpa (@dpa) February 12, 2017
SPD Berlin sorgte im Vorfeld für Eklat
So richtig Fahrt nahm die Bundespräsidentenwahl schon am am Freitag auf. Die SPD Berlin sorgte für einen Eklat im Netz.
Ist das ein Fake oder original #SPD? Dringend Klarstellung vor der Wahl! @SPD @dpa #Bundespräsident #Bellevue pic.twitter.com/PH4R7KQ3EN
— Renate Künast (@RenateKuenast) February 10, 2017
Eine der wichtigsten Prinzipien des Amtes ist nämlich die Überparteilichkeit, die die SPD an dieser Stelle nicht wirklich beachtete. Später entschuldigten sich die Berliner dafür. Traditionell lässt der Bundespräsident eine Parteimitgliedschaft während seiner Amtszeit ruhen, sofern er eine hat. Das hat auch Steinmeier angekündigt.
Für unseren Tweet entschuldigen wir uns aufrichtig. Es war ungeschickt u unangebracht, unsere Unterstützung für #Steinmeier so auszudrücken
— SPD Berlin (@spdberlin) February 11, 2017
Ab dem 19. März wird Steinmeier die präsidialen Geschäfte vom Schloss Bellevue aus leiten. Dann tritt er offiziell die Nachfolge von Joachim Gauck an.
Beitragsbild: flickr.com/SPD in Niedersachsen unter Verwendung der Creative Commons License