Spam, das sind diese nervigen E-Mails, die gefälschte Jobangebote oder dubiose Kontaktanfragen enthalten. Die Mails, die der Anbieter hoffentlich von vornherein filtert, damit sich nicht doch ein Computervirus einschleicht. Solche Mails sind lästig, aber da kann der Spam nichts für… denn eigentlich geht es um Dosenfleisch.
SPAM: Das war ursprünglich nur eine Abkürzung. Für „SPiced hAM“ – gegartes, gepökeltes Schweinefleisch, das von der „Hormel Foods Corporation“ bis heute verkauft wird. Das Fleisch aus der Dose wurde im zweiten Weltkrieg an amerikanische Soldaten verteilt. In den Zeiten der Rationierung war es eins der wenigen Dinge, die vor allem in Großbritannien in jedem Haushalt stets verfügbar war. Damals gab es quasi kein Entkommen vor dem SPAM. Eine deutliche Parallele zu heutigen Tagen.
SPAM, SPAM, Bacon and SPAM
Schuld an der Umdeutung ist eigentlich aber ein Sketch der britischen Comedy-Truppe Monty Python. Er wurde 1970 in „Monty Python’s Flying Circus“ gezeigt. Dort versuchen zwei Gäste verzweifelt, in einem Café zu bestellen, dessen Speisekarte kein Gericht ohne SPAM enthält. Zu allem Überfluss stimmt ein Chor anwesender Wikinger mehrfach ein Loblied auf das Dosenfleisch an. Mehr als 100 mal kommt das Wort „SPAM“ in dem dreieinhalbminütigen Skit vor.
Der Sketch prägte das Image des SPAM nachhaltig. Von nun an stand das Wort für etwas, das sich wiederholt, und zwar übertrieben häufig und auf besonders nervige Art und Weise.
In diesem Zusammenhang haben den Begriff vermutlich Spieler in sogenannten MUDs zuerst benutzt. MUDs (= Multi User Dungeons) waren in den 80er Jahren die Vorgänger heutiger Online-Rollenspiele wie World of Warcraft. Sie waren im Gegensatz zu heute extrem textbasiert, über die Kommandozeile bewegte man sich durch die Spielwelt. „Spamming“ hieß es dort, wenn Spieler den Chat mit massenhaft sinnlosen Nachrichten überfluteten. Das war nicht nur nervig, sondern konnte den Computer auch schon mal zum Absturz bringen.
Der Vater des Email-Spam
Ohne es zu wissen, verfasste der Amerikaner Gary Thuerk bereits 1978 die erste Spam-Mail. 600 Mailadressen tippte der Computerhändler eigenhändig ins Adressfeld ein – damals war das ein Viertel aller E-Mail-Nutzer weltweit. Nur 320 Mails erreichten schließlich ihr Ziel, für damalige Verhältnisse war das immer noch eine beachtliche Menge.
Inhaltlich war seine Nachricht, obwohl komplett in Großbuchstaben verfasst, vergleichsweise harmlos. Keine Spur von „SIE HABEN GEWONNEN“ oder „Job Angebot: 100 % garantiert!“ Nur zur Vorstellung des DEC-20, eines neuen Computermodells, wollte Thuerk einladen. Mit Erfolg: Fast 12 Millionen Dollar Umsatz machte er dank seiner offensiven Werbestrategie. Den Text der allerersten Spam-Mail findet ihr hier:
Bei Google ist tricksen leicht gemacht
Früher war das Spamming leicht – nicht nur per Mail, sondern auch in der Suchmaschine: Damals gelangte man an die Spitze der Suchergebnisse, wenn das gesuchte Wort nur häufig genug auf einer Website vorkam. Wer also bei den Google-Ergebnissen für das Wort „SPAM“ ganz oben stehen wollte, ging pragmatisch vor: Er schrieb „SPAM“ auf seine Website, mehrere tausend Mal und änderte dann ganz einfach die Farbe in die des Hintergrunds. Die Suchmaschine fand den Text, der Nutzer aber nicht.
Heute sind dafür schon komplexere Methoden notwendig. Inzwischen muss sich der gewiefte Spammer schon mal mehrere Millionen eigener Webseiten erstellen, die alle auf die gewünschte Seite verlinken. Dazu platziert er auch noch möglichst viele Links auf möglichst vielen weiteren Seiten. Daher stammen oft die ominösen Werbelinks in den Kommentarspalten von Youtube oder eurem Lieblings-Onlinemagazin. Dadurch lässt sich Google auch heute noch austricksen. Ganz so leicht wie früher geht das Suchmaschinen-Spamming aber nicht mehr.
Übrigens: Spam-Mails zu verschicken, ist illegal. Wer schädliche Mails verschickt, die etwa Computerviren enthalten, macht sich ohnehin der Computersabotage strafbar. Und: 2004 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass selbst harmloserer Spam nicht zulässig ist, wenn der Empfänger nicht eingewilligt hat, die Mails zu erhalten.
Beitragsfoto: Arnold Gatilao/flickr