Chill doch mal!

Noch ist alles ruhig. Die Erstis haben gerade die O-Woche hinter sich gebracht, aber auch die Jüngsten an der Uni haben es schon gehört: Bachelor ist Stress. Kein Wochenende, kein Urlaub, kein Privatleben. Muss das sein? Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit im ersten Semester.

Credit-Points und Regelstudienzeit. Das sind die bösen Bachelor-Worte, die für schlaflose Nächte und Kopfschmerzen sorgen. Aber Schuld sind nicht nur volle Lehrpläne. Stress und Druck sind einfach zu den neuen Studenten-Hobbys geworden. Pflichtlektuere.com liefert euch fünf Gründe, warum zu viel Arbeit ganz zu Anfang eh nichts bringt:

1) Was nützt Burn-Out im ersten Semester?

Man kann es auch übertreiben. Bild: Gerstlauer

Man kann es auch übertreiben. Bild: Gerstlauer

Ihr wollt möglichst schnell mit eurem Studium fertig werden? Mit klarem Kopf lernen? Da sind Erschöpfung, Schlaflosigkeit und schlechte Laune unerwünscht. Das blüht nämlich allen, die es in den ersten Semestern übertreiben. Mehr als zweifelhaft ist, dass dabei wirklich gute Noten und zügiges Studieren rausspringen.  Und mal ganz ehrlich: Wer schon acht Stunden gelernt hat, wird in den Stunden neun und zehn wahrscheinlich eher nicht konstruktiv arbeiten, sondern a) Sachen wiederholen, die er sowieso schon kann, b) sich in einschlägigen sozialen Netzwerken rumtreiben, c) mindestens vier Mal den Weg zum Kühlschrank suchen oder d) To-Do-Listen für den nächsten Tag erstellen. Eva Fischer, Diplom-Psychologin an der Ruhr-Uni Bochum, nennt es, „den Punkt, an dem man einfach überlernt ist. Das merkt man daran, wenn man zum 10. Mal einen Satz liest, und sich danach an nichts mehr erinnert.“

2) Groß, reich und berühmt könnt ihr auch so werden

"Donots"- Gitarrist Alex Siedenbiedel rät, statt schnellem Studium den Horizont zu erweitern.. Foto: PR

"Donots"- Gitarrist Alex Siedenbiedel rät, statt schnellem Studium den Horizont zu erweitern.. Foto: PR

Unsere Serie „Vom Studenten zum Prominenten“ hat es gezeigt: Weniger ist manchmal mehr. Auf den roten Teppich schafft ihr es auch, ohne einen übertriebenen Turbo einzulegen. Comedian Vince Ebert beschreibt sich als Student folgendermaßen: „Vielseitig interessiert (Eine schönere Beschreibung als: War öfter auf dem Beach-Volleyball-Platz als in der Mathe-Vorlesung).“ Donots-Gitarrist Alex Siedenbiedel weiß: „Vor allem sollte man es mit der Studiergeschwindigkeit nicht übertreiben.“ Und Ex-Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert schloss sein Studium nach stolzen 14 Semestern ab.

3) Lern die Uni erst mal kennen

„Uni ist ein Kulturschock“, sagt Psychologin Eva Fischer. Es ist einfach unmöglich, an den Campus zu kommen und direkt durchzustarten. Stundenplan erstellen, mehrere Fächer unter einen Hut bringen, sämtliche Entscheidungen selbstständig treffen. Und wer es am Anfang verpasst, seine Kommilitonen mal bei einem Bierchen kennenzulernen, wird später weder Freunde noch eine Lerngruppe finden.

4) Im Job geht’s auch um andere Qualifikationen

Im Bewerbungsgespräch werden nicht nur eure Semester gezählt. Soziale Kompetenzen haben noch keinem geschadet. Wer täglich nur mit seinen Lehrbüchern kommuniziert, wird im Umgang mit Menschen Schwierigkeiten bekommen. So etwas nennt sich dann „Soft Skills“ und lässt sich trotz des Namens eher nicht in Seminaren und Vorlesungen, sondern auf der Straße lernen.

5) Es gibt so viel zu entdecken

Chinesisch-Sprachkurse, Hochschulsport und riesige Bibliotheken. Das gibt’s für so wenig Geld nur an der Uni. Und wer Lust hat, ins Ausland zu gehen, sollte das nicht davon abhängig machen, wieviele Credits er davon hinterher anrechnen kann.

Umso später der Abend, umso besser lässt sich das Studentenleben genießen. Von der Wohnheimkneipe bis hin zur Ersti-Party. Nicht umsonst gilt das Studium als „die schönste Zeit des Lebens“. Und das liegt bestimmt nicht nur am Seminar-Angebot.

Und was folgt daraus?

Eine Pause zwischendurch hat noch keinem Studenten geschadet. Bild: Gerstlauer

Eine Pause zwischendurch hat noch keinem Studenten geschadet. Bild: Gerstlauer

Nimm dir Zeit und nicht dein Leben. Freie Minuten sollten auch dazu genutzt werden, mal abzuschalten, den Kopf freizubekommen. In der Mensa, in der Bahn und auf dem Weg zur Vorlesung muss nicht auch noch über das bevorstehende Seminar geplaudert werden. Aber dazu muss jeder erstmal den Schalter umlegen, weiß Eva Fischer: „Das Wichtigste ist, sich die innere Erlaubnis zu geben, es langsamer anzugehen. Und das nächste ist, mit anderen darüber zu sprechen. Dann merkt man schnell, dass es denen genauso geht.“ Ihre Tipps, die eigentlich ganz selbstverständlich sind: „Für einen Ausgleich sorgen, Ressourcen wieder aufladen und auch mal ins Kino gehen.“