Mehr als ein Wahrzeichen

Als Denkmal gebaut

Das U war Dortmunds erstes Hochhaus

Das U war Dortmunds erstes Hochhaus, Foto: Judith Schröder

Dass der U-Turm eines der imposantesten Gebäude der Stadt darstellt, ist mittlerweile nicht nur in Dortmund bekannt. Doch kaum einer weiß: das Gebäude um das markante U wurde als Denkmal gebaut. Der Dortmunder Architekt Emil Moog wusste schon bei der Planung im Jahr 1926, dass der Industriebau einmal prägende Landmarke des Ruhrgebiets sein würde. Innerhalb von nur zwei Jahren (1926/ 1927) plante und baute er das Gär- und Lagerhochhaus für die Dortmunder Union Brauerei. Moogs Vision: das Gebäude soll einmal Landmarke der Stadt Dortmund werden.

Das Lagerhaus der Brauerei wurde nicht nur Dortmunds größter Kühlschrank, sondern auch das erste Hochhaus überhaupt in der ganzen Stadt. Das Firmenzeichen der Union Brauerei – das vierseitige, beleuchtete goldene U  – wird aber erst 1968 auf die Spitze des Turms aufgesetzt und verleiht dem Gebäude seinen Namen. Es wird zum Wahrzeichen und Orientierungspunkt der Stadt.

Das von da an als „Dortmunder U“ bekannte Kellereihochhaus ist als Produktionsort für Bier fest verankert in der Dortmunder Wirtschaftsgeschichte: bis 1992 war Dortmund „Europas Bierstadt Nr.1“.

Geschichte des U – Geschichte des Wandels

Kohle, Stahl und Bier waren früher die Sinnbilder für das Ruhrgebiet. Doch der Strukturwandel Deutschlands wirkte sich nach und nach auf den Dreiklang der Industriekultur aus. Die Bierindustrie war nicht zuletzt durch die eindrucksvolle Architektur des U-Turms der Union-Brauerei immer im Bewusstsein der Dortmunder Bürger. Mehrere Jahrzehnte diente der innerstädtische Produktions- und Vertriebsort der Brauerei als Treffpunkt für die Bevölkerung. Doch die sich wandelnde Wirtschaft führte dazu, dass nach Kohle und Stahl auch das Bier aus der Innenstadt Dortmunds verschwand.

Damals wie heute ein Wahrzeichen, Foto: Judith Schröder

Damals wie heute ein Wahrzeichen, Foto: Judith Schröder

1994 wurde das letzte Fass abgefüllt und die Union-Brauerei nach Dortmund-Lüttgendortmund verlegt. Im Laufe der Jahre wurden das U und das umliegende Gelände unterschiedlich genutzt. Im Zeichen von Kunst und Kultur wurde das Dortmunder U zum ersten Mal im Jahr 1998 in Beschlag genommen. Der Hartware MedienKunstverein veranstaltete im ehemaligen Industriebau die Ausstellung Reservate der Sehnsucht.

Bis 2007 veränderte sich das Gelände um das Dortmunder U dann grundlegend. Umliegende Gebäude wurden abgerissen und schufen Platz für neue Häuser. Lediglich das denkmalgeschützte, ehemalige Kellereihochhaus blieb unversehrt stehen. Die „Radeberger Gruppe“, die das Gelände einst aufkaufte, verkaufte das Dortmunder U im Jahre 2007 mitsamt Brachland an die Stadt Dortmund. Ein Jahr später wurde die Umfunktionierung des Industriebaus zu einem Zentrum der Kreativwirtschaft beschlossen.

Innen offen gestaltet

Innere Offenheit im U, Foto: Judith Schröder

Innere Offenheit im U, Foto: Judith Schröder

Das kantige Gebäude, das von außen an einen mächtigen Bunker erinnert, besticht  heute durch innere Offenheit. Bei den Umbaumaßnahmen wurden alle Ebenen auf der Ostseite des Gebäudes durchbrochen, sodass nun im Foyerbereich ein circa 65 Meter hoher Saal die innere Dimension des Hauses in einer Vertikalen offenlegt.

Wenn man in das Gebäude eintritt und nach oben schaut, kann man also jede Etage einsehen. Mehrere Rolltreppen gewähren den Besuchern des Zentrums für Kunst und Kreativität Zugang zu den einzelnen Ebenen.

Die offene Innengestaltung des Gebäudes wird auch „Kunstvertikale“ genannt. Diese hatte der Dortmunder Architekt Professor Eckhard Gerber zusammen mit seinen Mitarbeitern entworfen. Das Architektenteam konnte sich in dem damaligen Architekten-Wettbewerb zum Umbau des U durchsetzen.

Von der Vergangenheit in die Zukunft – Ein Symbol für Veränderung

Wie die Industriekultur des Ruhrgebiets, hat auch das Dortmunder U einen Strukturwandel erlebt und ist daher auch ein Symbol für Veränderung. Die im U ansässigen Institutionen orientieren sich hieran und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen der Kunst und Kultur des 21. Jahrhunderts widmen. Am Ende angekommen ist das U jedoch noch nicht.

Auch heute befindet sich das Gebäude noch in einem Umbruch. Baustellen rund um das U beweisen: Veränderungen brauchen Zeit. Viel Zeit. Derzeit wird großflächig im Außenbereich vor dem Haupteingang des U gebaut. Das Gebäude ist daher vorübergehend nur durch den Nebeneingang betretbar.

Jasmin Vogel, zuständig für Marketing im U, erzählt im Interview mit der Pflichtlektüre, dass der Zukunftsplan für das Wahrzeichen nicht nur äußere Veränderungen verlangt. Durch kooperative Veranstaltungen, zum Beispiel den Familien-Sonntag, sollen auch die im U ansässigen Institutionen mehr und mehr ins Bewusstsein der Bürger getragen werden.

Wie sich das Gebäude im Laufe der nächsten Jahrzehnte auch entwickeln mag, eines bleibt gewiss: aus dem Stadtbild von Dortmund ist der U-Turm nicht mehr wegzudenken.

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