Der Breitmaulfrosch – vom Winterspeck zur Frühlingsrolle

leonie_breitmaulfroschOb Glitzerbärte, grüne Smoothies oder hippe Fummel aus der Mottenkiste – über Kunst, Lifestyle, Mode und Kultur lässt es sich gut das Maul zerreißen. Besonders gut kann das der Breitmaulfrosch, der in dieser Kolumne über merkwürdige Trends wütet – dabei nimmt er kein Seerosenblatt vor den Mund. Heute quakt er vom Strand aus und lacht über klägliche Diätversuche. 

Jetzt müssen die Hosen bald wieder passen, damit wir in kurzen Klamotten an unserer Bräune arbeiten können. Da bleiben nur zwei Möglichkeiten. Plan A: neue Klamotten kaufen oder Plan B: abspecken. Nur wer hat schon Geld für neue Kleidung? Der Partyurlaub in Lloret de Mar oder auf Malle wird schließlich teuer genug. Alleine für die ganzen Fotos, mit denen dann auf Facebook, Instagram oder Twitter geprahlt wird, müssen wir die Sommerfigur in Form bringen. Nicht auszudenken, was die Follower denken würden, wenn die Hosen oder Oberteile irgendwo zwicken. Also Plan B.

Tatendrang

Tipps und Tricks findet man im Internet im Überfluss. Schnell soll die Diät gehen, denn der Sommer ist schon da. Also sofort dem zur „Frühlingsrolle” mutierten „Winterspeck” den Kampf erklären. Nur welches Angebot ist das beste? Die einen schwören auf Diäten wie FDH – friss die Hälfte – oder Rawtill4, bei der man bis 16 Uhr nachmittags nur rohe Nahrungsmittel isst und abends dann Kohlenhydrate schaufelt. Für Kaninchen- oder Meerschweinchenbesitzer sollte das kein Problem darstellen, denn sie können einfach ihren tierischen Freunden die Karotten oder den Salat wegessen und sind dann auf dem besten Weg zur Bikinifigur. Das sagen zumindest die selbsternannten Experten auf Youtube und Co. Dem Breitmaulfrosch ist das zu anstrengend. Er will Pommes und Burger.
Andere bevorzugen Freeletics. Da müssen sie sich weniger in ihrer Ernährung einschränken und setzen lieber auf Sport. Kurze, hochintensive Workouts sollen das sein. Da wird man gefragt, was man erreichen möchte. „Körper definieren” scheint der richtige Ansatzpunkt zu sein und nicht etwa „fit werden”. Es geht schließlich darum, am Strand eine gute Figur zu machen und nicht einen Marathon zu gewinnen. Registrieren müssen sich die Nutzer danach. Oder direkt mit ihrem Facebook-Account einloggen. Das bietet sich an, dann können sie direkt ihre Freunde wissen lassen, dass sie sich auf den Sommer vorbereiten. Noch schnell ein Foto in Sportkleidung machen und ein Paar Hashtags wie #healthyliving, #sommerfigur oder #fitforsummer dazu schreiben und dann in das erste Workout starten.

Verzweiflung

Nach einer Woche Zähne zusammenbeißen und schmerzenden Muskeln geht es dann das erste Mal auf die Waage. Da müsste ordentlich was passiert sein nach den Anstrengungen. Nur 100 Gramm weniger als am Anfang. Ob es an den Naschereien zwischendurch liegen könnte? Hier ein Stück Torte, da eine Tafel Schokolade. Nein, eher unwahrscheinlich. Es muss an dem Programm liegen. Ganz schnell die App deinstallieren und im Internet eine neue Möglichkeit suchen. Die Zeit bis zum Sommer rennt schließlich davon.
Drei Wochen und fünf gescheiterte Diätversuche später ist dann alles verloren. In einigen Tagen geht es schon los in den Urlaub und die Kilos sind ganz und gar nicht gepurzelt wie versprochen. So viele vielversprechende Trends und kein einziger hat geholfen. Also muss doch Plan A herhalten und schnell für neue Klamotten gesorgt werden. Und bloß keine Fotos dürfen die sozialen Medien erreichen.
Der Breitmaulfrosch lächelt nur über den Diätwahn. Solche Figurprobleme hat er nicht. Er beherrscht Photoshop. Da geht auch noch ein Burger. 

Beitragsbild: Helena Brinkmann

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