Jobben gegen die Geldnot

„Der Stress im Nebenjob kann zu Versagens-oder Existenzängsten führen.“

Konstanze Burger, Psychologin an der Ruhr-Uni Bochum

Konstanze Burger, Psychologin an der Ruhr-Uni Bochum

Mit welchen Problemen kommen die Studenten zu Ihnen?

Viele Studenten haben seit der Einführung des Bachelors einfach zeitliche Probleme. Die Auslastung ist mit dem Studium eigentlich schon so hoch, dass ein Job parallel zum Studium sehr schwierig ist. Dann hat sich ja insgesamt die Situation auf dem Arbeitsmarkt eher verschlechtert. Die Auswahl ist nicht mehr so groß. Und wenn man dann selber aufgrund der Anwesenheitspflicht noch terminlich eingeschränkt ist, kann man nicht mehr flexibel reagieren. Hinzu kommt, dass die Studierenden doch regelrecht darauf angewiesen sind, regelmäßig Geld zu verdienen. Auch durch die Studiengebühren bedingt. Wegen der Finanzkrise sitzt das Geld bei den Eltern nicht mehr so locker, Kinder werden einfach aufgefordert, mehr selbst zu verdienen.

Welche Folgen kann die Belastung durch Nebenjobs haben?

Das kann zu Stress und Ängsten führen. Dazu zählen Versagens- oder Existenzängste. Nicht wissen, wie kann ich das nächste Semester finanzieren, wie komme ich überhaupt durch den nächsten Monat. Das kann schon sehr an die Substanz gehen und die Studierfähigkeit einschränken, dann bleibt auch nicht mehr viel Kraft und Energie fürs Studium. Ein Teufelskreislauf.

An welchem Punkt sollte man sich professionelle Hilfe holen?

Für die Überlastung gibt es einige Symptome: Große Traurigkeit über lange Zeit. Erschöpfung. Schlaflosigkeit, obwohl man hundemüde ist. Kein erholsamer Schlaf, weil einen die Sorgen erdrücken. An der Stelle sollte man spätestens Hilfe holen. Aber nicht zur Selbsthilfe greifen in Form von Aufputschmitteln oder Schlafmitteln.

Muss es immer der Nebenjob zur Finanzierung sein?

Wir reden natürlich auch über Alternativen. Aber aus meiner Erfahrung kann das auch problematisch werden für einen Studenten. Die Vorstellung, die Universität mit einem Haufen Schulden zu hinterlassen, kann eine sehr unangenehme sein. Vor allem, wenn es BAföG-Empfänger sind, die sowieso Schulden machen müssen.

Welche Jobs kann man noch machen?

Am besten erscheint mir immer noch die Möglichkeit, hier an der Uni einen Job zu finden. Als Hiwi. Die dortigen Vorgesetzten kennen die Situation vor Ort am besten und sind noch am tolerantesten. Aber diese Jobs gibt’s ja auch nicht wie Sand am Meer.

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