Ein gutes Arbeitsklima ist wichtig

Foto: A. Reinkober  / pixelio.de

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Der meist gehasste Wochentag ist der Montag. Für mehr als 80 Prozent der Deutschen ist der Montag der schlimmste Tag der Woche. Montag, das steht repräsentativ für all die Dinge, die einem an seinem Arbeitsplatz auf den Geist gehen: Der nervige Kollege, die Unordnung im Büro oder der anstrengende Chef. Eigentlich kein Wunder, dass niemand den Montag so recht mag. Schuld ist die Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz.

Anja Fischer und Norbert Nienhaus mögen Montage. Die Geschäftsführerin des Familienunternehmens TRD Reisen und der Geschäftsführer der Rudolf-Steiner-Schule in Dortmund fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz wohl. Auch bei dem Dortmunder IT-Unternehmen ComNetMedia sind Montage kein Problem mehr. Montage unterscheiden sich dort kaum noch vom Wochenende. Die Angestellten können selbst entscheiden, wann sie arbeiten gehen.

Für ihr „Wohlfühlklima“ ausgezeichnet

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Anja Fischer ist Geschäftsführerin von TRD Reisen. Fotos: Ann-Kristin Herbst

Im Familienbetrieb TRD Reisen herrscht ein offener Umgangston. Erst kürzlich wurde das Unternehmen mit rund 200 Angestellten mit dem Dortmunder Personalmanagement Prädikat für sein „Wohlfühlklima“ und die Unternehmenskultur ausgezeichnet. In der Begründung für die Auszeichnung wird vor allem das familiäre Klima im Betrieb hervorgehoben. Bis zu diesem „Wohlfühlklima“ war es für Anja Fischer jedoch ein langer Weg. Sie führt das Unternehmen in der zweiten Generation. Mit der Übernahme des Betriebs wollte sie einiges verändern: „Wir kommen aus der Generation meiner Eltern, die ja oft sehr dominant war. Betriebe mussten ganz straff gehalten werden. Nach der Betriebsübernahme gab es Fälle, wo ich betrogen wurde. Ich musste mich dann vor die Belegschaft stellen und sagen so geht es nicht weiter. Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir jetzt ein System des Zusammenlebens gefunden, das uns allen viel mehr Spaß macht. Aber der Weg war lang.“

Die Arbeit nimmt einen Großteil des Tages ein, fast ein Drittel ihres Tages verbringen Angestellte an ihrem Arbeitsplatz. Ohne einen respektvollen Umgangston ist das gemeinsame Arbeiten nicht möglich. Rücksicht und Verständnis müssen die Angestellten auch für ihre unterschiedlichen kulturellen Hintergründe haben. Die Mitarbeiter von TRD Reisen kommen aus über 18 verschiedenen Nationen. Damit Vorurteile sich gar nicht erst entwickeln können, setzt Anja Fischer darauf, dass sich ihre Mitarbeiter möglichst gut kennenlernen: „Hilfreich sind Reisen. Wir schnappen uns einen Bus und rufen einen Partner an und sagen wir kommen. Ich mache das, weil ich den Kontakt zu meinen Mitarbeitern haben möchte. Auf Reisen lernt man Mitarbeiter schon sehr gut kennen. Die mich aber im Gegenzug auch.“

Auf private Probleme Rücksicht nehmen

Zum Kennenlernen gehört für Anja Fischer auch das Privatleben ihrer Angestellten. „Wenn einer unserer Busfahrer gerade in Scheidung lebt oder ein Haus baut und dann plötzlich die Kleinunfälle an den Bussen auftreten oder Reklamationen der Kunden reinkommen, dann betrifft uns das als Unternehmen. Und da ist es besser, wenn man vorher weiß, was Sache ist“, findet Anja Fischer. Sie versucht auf die privaten Belange ihrer Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen und zu helfen, wo es geht. Damit sich Familien während der langen Reisen des Partners nicht entfremden, dürfen die Lebenspartner der Reisebusfahrer mitgenommen werden.

Während im Busreiseunternehmen von Anja Fischer feste Arbeitszeiten notwendig sind, setzt das Dortmunder IT-Unternehmen ComNetMedia auf Vertrauensarbeitszeit. Mit dem Konzept der Vertrauensarbeitszeit geben Unternehmer ihren Angestellten die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wann und wie viel sie pro Tag arbeiten. Aufgaben und Projekte müssen innerhalb eines abgesprochenen Zeitraums erledigt werden. Die Angestellten der ComNetMedia werfen keine Papierkügelchen in Mülleimer – wenn es weniger zu tun gibt, können sie ihre Freizeit genießen. Gerade Mitarbeitern mit Familien fällt es so leichter, ihren Tag zu strukturieren.

Gleiche Arbeit – gleiches Gehalt

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Die Rudolf-Steiner-Schule in Dortmund.

Die Rudolf-Steiner-Schule in Dortmund setzt auch auf flexibles Arbeiten. In der Verwaltung hat jeder Mitarbeiter seinen Arbeitsbereich, den er frei gestalten kann. Er setzt sich selbst Ziele und kann diese unabhängig vom Chef erfüllen. Denn den gibt es an der Waldorfschule nicht. Alles wird gemeinsam in Ausschüssen entschieden. Norbert Nienhaus, Geschäftsführer der Schule, ist überzeugt: „Das gibt die Motivation die Dinge anzugehen, die erledigt werden müssen.“ Und die Zahlen scheinen ihm recht zu geben. Der Krankenstand der Schule ist sehr gering.
Ein Grund dafür könnte auch das Gehalt sein, glaubt Norbert Nienhaus: „Alle bekommen das gleiche Gehalt. Vom Oberstudienrat angefangen bis nach unten hin zum Werklehrer. Der, der mehr verdient, gibt etwas von seinem Gehalt ab, damit alle auf dem gleichen Niveau sind. Wir sind uns einig, dass wir alle das gleiche Gehalt haben wollen. Wir verbringen ja auch alle die gleiche Zeit hier und jede Arbeit ist gleich wichtig. Das gleiche Gehalt macht uns zufrieden und unangreifbar. Man ist nicht neidisch auf den anderen, weil der vielleicht gerade weniger zu tun hat, aber trotzdem mehr verdient. Das gibt einen sozialen Frieden.“

Unzufriedene Arbeitnehmer können sich nur noch die wenigsten Chefs leisten. Große Firmen locken mit ausgefallen Reisen oder kostenlosen Fitnessräume. Kleinere Betriebe setzen eher auf ein familiäres Klima. Aber alle wollen zufriedene Angestellte. Glückliche Arbeitnehmer lassen den Vorgesetzten nicht nur lieber zur Arbeit kommen, sondern garantieren auch niedrige Krankenstände und bessere Ergebnisse.

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