Ruhr.2010 geht – Was bleibt?

Kurz vor dem Ende des Kulturhauptstadtjahres zogen die Verantwortlichen der Ruhr.2010 im Gasometer in Oberhausen eine positive Bilanz. Doch was bleibt übrig vom Kulturhauptstadtjahr, abseits von schönen Erinnerungen an gelbe Ballons und Fußgängermassen auf der Autobahn?

"Danke, dat war's!" Das Kulturhauptstadtjahr geht zu Ende. Zeit für eine Bilanz. Foto: Manfred Vollmer/Ruhr.2010

"Danke, dat war's!" Das Kulturhauptstadtjahr 2010 geht zu Ende. Zeit für eine Bilanz. Foto: Manfred Vollmer/Ruhr.2010

Auch wenn es die „kälteste Pressekonferenz des Jahres“ war: Dem Ruhr.2010 Geschäftsführer Oliver Scheytt war „das Herz gewärmt“. Denn obwohl es noch 140 Veranstaltungen bis zum Ende des Kulturhauptstadtjahres gibt, konnte der Ruhr.2010-Chef Fritz Pleitgen bereits zum jetzigen Zeitpunkt verkünden: „Die gemeinschaftliche Anstrengung hat sich gelohnt“. Etwa 10,5 Millionen Menschen haben bisher insgesamt 5500 Veranstaltungen im ganzen Ruhrgebiet besucht. Zwar waren das vorwiegend Einheimische, aber auch der Zuwachs im Tourismus kann sich sehen lassen: 13,4% der Besucher kamen von außerhalb, knapp ein Fünftel davon aus dem Ausland. Das mit 61,5 Millionen Euro knapp gesteckte Budget sei eingehalten worden.

Ruhr.2010 Geschäftsführer Oliver Scheytt und Ruhr.2010 Chef Fritz Pleitgen sehen viele positive Einflüsse vom Kulturhauptstadtjahr. Foto: Matthias Duschner/Ruhr Revue

Ruhr.2010 Geschäftsführer Oliver Scheytt und Ruhr.2010 Chef Fritz Pleitgen sehen viele positive Einflüsse des Kulturhauptstadtjahrs. Foto: Matthias Duschner/Ruhr Revue

„Local Heroes“ voller Erfolg

„Jede Stadt hat ihre Identität stärken können“, sagte Pleitgen. Das sei insbesondere durch die „Local Heroes-Wochen“ gelungen, bei der jede Stadt sich eine Woche lang als Mittelpunkt der Kulturhauptstadt präsentieren durfte. Zusammen mit dem „TWINS“-Projekt, einem Gemeinschaftsprojekt der Ruhrgebietsstädte mit ihren europäischen Partnerstädten, sei „Local Heroes“ das erfolgreichste Projekt des Jahres gewesen, so Pleitgen. Den eigenen Anspruch, eine „Kulturhauptstadt für alle zu sein“, habe man durch die Mischung aus Gemeinschaftserlebnissen und anspruchsvoller Spitzenkultur erfüllt. „Mit starken, frischen Bildern“, so Pleitgen habe man gegen ein „veraltetes, standortschädliches Image“ angehen wollen. „Das ist uns gelungen“. Zudem lobte Pleitgen den „ beispielhaften Geist der Kooperation“ aller 53 Ruhr-Kommunen, der an Stelle von traditioneller Rivalität getreten sei. „Ich hoffe, dass das bleibt.“

Mut zur Selbstkritik

Doch trotz allen Lobes: Es gab auch Mut zur Selbstkritik. Nach eigener Vorstellung hätte man mehr auf die Frage eingehen müssen, warum das Ruhrgebiet im Krieg so zerstört worden sei, so Pleitgen. Ein dafür angedachtes Projekt sei an der Finanzkrise gescheitert. Zwei weitere Projekte, die „zweite Stadt“, ein begehbares Bergwerk auf Zeche Zollverein und die Ausstellung „Welt der Religionen“ will Pleitgen für die Zukunft aufheben. Die Kulturhauptstadt ende schließlich nicht am 31.Dezember, manches werde erst im kommenden Jahr fertig gestellt. Zur Tragödie der Loveparade in Duisburg, die „wie ein Meteorit“ eingeschlagen habe, sprach Pleitgen sein Bedauern aus. Auch wenn sie nicht offiziell Teil des Kulturhauptstadtjahres gewesen sei, habe sich auch er selbst im Vorfeld für die Durchführung ausgesprochen. Dazu, dass er sich moralisch mitverantwortlich fühle, stehe er auch heute noch. Die Presse, kritisierte Pleitgen, sei jedoch ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden: „Nichts war im Vorfeld über Sicherheitsprobleme zu erfahren, obwohl viele Journalisten dicht am Geschehen waren.“

Ruhr2010 geht zu Ende. Aber viele erfolgreiche Projekte sollen fortgesetzt werden. Foto: Matthias Duschner/Ruhr.2010

Ruhr2010 geht zu Ende. Aber viele erfolgreiche Projekte sollen auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Foto: Matthias Duschner/Ruhr.2010

„Nicht klein-klein weitermachen!“

Einen Ausblick darauf wie es weitergehen soll, gab Ruhr.2010-Geschäftsführer Oliver Scheytt. Mehr als 30 Projekte sollten dauerhaft fortgesetzt werden, etwa die enge Zusammenarbeit der Museen in der Region unter dem Schlagwort „Ruhrkunstmuseen“, zu denen auch das Museum Ostwall im Dortmunder U oder das Folkwang Museum in Essen gehören. Oder auch die künstlerische Gestaltung des Rhein-Herne-Kanalufers als „Kultur Kanal“. Um diese städteübergreifende Koordination von Kultur sollte sich, so Scheytt, nach Wunsch der Ruhr.2010 GmbH, künftig die Kultur.Ruhr GmbH kümmern, die zur Zeit vorwiegend die Ruhrtriennale organisiert. Auch Fritz Pleitgen mahnte, im Hinblick auf die Idee, die Aufgaben der Ruhr.2010 GmbH künftig auf diverse Einrichtungen des Regionalverbandes Ruhr zu verteilen: „Jetzt auf keinen Fall klein-klein weitermachen!“

1 Comment

  • Das konzept und die Umsetzung der Ruhr 2010 hat die freie, regionale Kunst- und Kulturszene endgültig in Hartz 4 gerissen und ein Weitermachen, und somit eine Existenzsicherung zerstört.
    Ein Danke Schön für diese gelungene Tat an Pleitgen und CO.

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